Ennepe-Ruhr. .

Da verging dem Landrat am Freitagabend bereits der Appetit, bevor das Abendessen aufgetischt war. Grund sind die scharfen Vorwürfe in Bezug auf die AVU, die der FDP-Kreisvorsitzende Michael Schwunk in seine Richtung macht. Dabei ist der Stein des Anstoßes – die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den Vorstand des Energieversorgers, Dr. Claus Bongers, – fast aus dem Fokus gerückt.

Neuverteilung der Aktien

„Wie verzweifelt muss der Vorsitzende der Kreis-FDP sein, wenn er durch Irreführung der Öffentlichkeit, durch permanentes Skandalisieren und Zündeln versucht, politisch zu punkten“, ereifert sich der Aufsichtsratsvorsitzende der AVU. Grund für seinen Ärger sind die Vorwürfe der Liberalen, er habe es versäumt, die Prozesse für die neue Gesellschafterstruktur des Energieversorgers zu koordinieren.

Es sei niemals geplant gewesen, die AVU-Anteile auf alle Städte des Kreises gleichmäßig zu verteilen. Vielmehr sollten von der RWE, dem Kreis und den Städten Gevelsberg und Schwelm, zusammen knapp 14 Prozent der Aktien abgegeben werden. Die Städte Wetter und Sprockhövel bekundeten Interesse, die Stadt Ennepetal will ihre bisher sehr niedrigen Anteile aufstocken.

„Vollkommen aus der Spur läuft Schwunk, wenn er versucht, mich dafür verantwortlich zu machen, dass die Stadt Wetter aus möglichen Kaufverhandlungen ausgestiegen sei“, sagt Dr. Brux und verweist darauf, dass es ein FDP-Antrag im Rat der Stadt Wetter gewesen sei, der dazu führte, dass die in den Haushalt 2014 eingestellten 14,4 Millionen Euro für eine fünfprozentige Beteiligung an der AVU AG wieder gestrichen wurden.

Ein Blick auf die Homepage der Liberalen in Wetter belegt dies: „Die FDP Fraktion freut sich, dass die Beteiligung an der AVU jetzt mehrheitlich im Rat auf Ablehnung stößt“, steht dort. Im Weiteren rühmen sich die Liberalen damit, den kommunalen Haushalt, der „auf des Messers Schneide stand“ nicht zuletzt dadurch gerettet zu haben.

„Politische Schizophrenie“

„Wenn mich die Kreis-FDP für eine Entscheidung der Wetteraner FDP verantwortlichen machen will, dann nenne ich das politische Schizophrenie“, findet der Landrat deutliche Worte in Richtung Schwunk – und weiter: „Wenn Herr Schwunk befürchtet, dass die AVU weiter geschwächt werde, dann dürfte sein Handeln dazu beitragen.“

Ebenso stoßen dem Landrat die FDP-Formulierungen zum Ermittlungsverfahren gegen Dr. Bongers sauer auf. Die Partei will eine Arbeitsgruppe des Kreistages einrichten, „um zukünftige Verfehlungen zu verhindern“. „Es ist völlig unappetitlich, wenn die FDP Menschen unter Generalverdacht stellt oder auf diese Weise vorverurteilt.“

In Deutschland gelte die Unschuldsvermutung. Es sei Fakt, dass es Vorwürfe gebe, die Dr. Bongers von sich weise. Der Staatsanwalt wolle dies aufklären. Danach werde der Aufsichtsrat die Ergebnisse bewerten und über weitere Schritte entscheiden. „Aber von so wichtigen liberalen, bürgerrechtlichen Prinzipien scheint die FDP, zumindest so, wie Herr Schwunk sie repräsentiert, Generationen weit entfernt zu sein“, sagt Dr. Brux abschließend.

http://www.derwesten.de/staedte/gevelsberg/uwe-traeris-wird-alleinvorstand-der-avu-id8996047.html