Ennepetal/Hagen. .

Die Reihen im Besucherraum sind voll. Im Zeugenstand sitzt eine 18-jährige Frau. Tränen laufen ihr über das Gesicht, sie ringt um Fassung. Als sie mit erstickter Stimme von Jacqueline A. erzählt, ist es mucksmäuschenstill im Gerichtssaal: „Sie war ein liebevoller Mensch. Sie war immer lebensfroh, hat gute Laune verbreitet. Jeder mochte sie. Sie hatte keine Feinde.“ Im Mordprozess um den Ennepetaler Max T. waren gestern Menschen aus dem Umfeld des Täters und seines Opfers Jacqueline A. als Zeugen geladen.

Unter ihnen waren auch der Vater und die Schwester des Angeklagten. Sie schwiegen aber beide – machten von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Dafür erzählten Freunde vom Leben der Beteiligten.

Als „ein bisschen rechts“ beschrieben

Im Mittelpunkt stand dabei unter anderem die mutmaßlich rechte Gesinnung des Angeklagten. „Rechtsradikal ist jemand, der Taten vollbringt. Er geht auf die Straße und erschießt Menschen“, erklärte ein Freund von Max T. Seine Aussage sorgte in den Besucherreihen für Unruhe. „Ich meine, er erschießt Ausländer“, ergänzte der Zeuge daraufhin schnell. Der Polizei gegenüber hatte er den Angeklagten als ein bisschen rechts beschrieben. Diese Aussage bestätigte er gestern. „Er hatte diesen deutschen Gedanken. Er ist aber nie Parolen singend durch die Straßen gelaufen. Auch Ausländern hat er nie was getan“, erklärte eine Freundin des Angeklagten. Orden aus der NS-Zeit habe er gehabt, weil er sie für eine Wertanlage hielt.

Übereinstimmend erklärten die Freunde des Angeklagten, dass dieser viele Drogen konsumiert und Alkohol getrunken habe. Gerade in den vergangenen Monaten habe der Konsum stark zugenommen, was eine Wesensänderung bei Max T. mit sich gebracht habe. „Er hat bestimmt drei bis vier Gramm Amphetamine am Tag konsumiert“, gab eine Freundin des Angeklagten an. Mehrere Zeugen beschrieben den 23-Jährigen als hilfsbereit und freundlich. „Der viele Alkohol und die vielen Drogen haben aus ihm jedoch einen anderen Menschen gemacht“, erklärte eine weitere Freundin von Max T. In Verbindung mit Alkohol sei er aggressiv und aufbrausend geworden.

Das habe auch Jacqueline A. zu spüren bekommen, erzählte eine Freundin des Opfers. Ihr gegenüber habe Jacqueline A. erwähnt, dass der Angeklagte sie oft kontrolliert, ihr das Handy weggenommen und sie teilweise im Zimmer eingesperrt habe. Einmal hätte Max T. die 19-Jährige im Streit gegen eine Wand gedrückt und ihr anschließend derart fest in die Wangen gedrückt, dass Jacqueline A. unter Schmerzen zu Boden gegangen sei. „Wir haben alle versucht, sie von ihm loszukriegen. Wenn sie mal nicht ans Telefon gegangen ist, habe ich mir gleich Sorgen gemacht“, so die 18-Jährige.

Eine weitere Zeugin berichtete, der Angeklagte hätte die 19-Jährige auch geschlagen. Einmal sei sie aus Angst vor ihm barfuß aus dem Haus des Angeklagten geflohen und habe sich zwei Stunden lang im Keller eines Bekannten versteckt. Zum Streit zwischen Max T. und Jacqueline A. sei es laut einiger Zeugen gekommen, wenn die 19-Jährige den Angeklagten provoziert habe.

Fortsetzung heute

„Sie wusste, in welche Wunde man Salz streuen muss“, erzählte eine Zeugin. Eine andere sagte: „Sie wusste genau, welche Knöpfe sie drehen musste, um ihn auf die Palme zu bringen.“ Meist hätte die Getötete dann Drogen konsumiert oder sich mit anderen Männern unterhalten. „Er war immer sehr eifersüchtig“, gab eine Freundin des Angeklagten an.

Zugetraut hätte dem Angeklagten die Tat keiner der gestern geladenen Zeugen. „Ich kann nicht verstehen, was da passiert ist“, sagte ein Freund von Max T.. Eine Freundin des Angeklagten war sich sicher: „Ohne Alkohol und Drogen wäre es nie so weit gekommen.“ Der Prozess wird heute fortgesetzt.