Schülerbusverkehr. Ich bin seit einigen Jahren bei der VER. Ich übe den Beruf sehr gerne aus, er ist abwechslungsreich und jeden Tag geschieht etwas Neues. Meine Dienste beginnen nachmittags bei Schulschluss. Es ist schon eine Herausforderung, eine Haltestelle anzufahren, an der mehrere Hundert Schüler stehen, wie z.B. am Schulzentrum-West in Gevelsberg, die dann noch vor dem Halt des Busses diesen stürmen wollen.

Dabei versuchen sie,andere Schüler zur Seite oder in den Bus hinein zu drücken,wobei der Zahltisch und die Fahrscheinentwerter fast abgerissen werden und mein rechtes Trommelfell zu bersten droht. Und das alles geschieht erst zu Beginn meines Dienstes. Gegen Abend kommen dann häufig die „Ehrengäste“ des Tages.

Einer stinkt so widerlich,dass man meint, er wohne in einer Bahnhofstoilette,ein anderer vergisst, den Halteknopf zu drücken und beschimpft mich als Arschloch, wenn ich nicht anhalte. Andere Fahrgäste bedrängen mich aus Bequemlichkeit, noch lange vor 20 Uhr, zwischen den Haltestellen zu stoppen, um aussteigen zu können, obwohl das nicht erlaubt ist. Deftige Verspätungen sind leider nicht selten an der Tagesordnung, aber das liegt weniger an Kollegen, die „ständig an ihren Handys spielen“ (Anspielung auf einen Leserbrief), vielmehr am Berufsverkehr, an Baustellen und an der Tatsache, dass ältere und gehbehinderte Menschen leider nicht für einen zügigen Fahrgastwechsel beitragen können wie jüngere Leute.

Wenn wir uns dann an einer Haltestelle die Frage stellen lassen müssen, ob wir noch unterwegs einen Reifen gewechselt hätten,oder uns bei Mc Donalds am Drive-in-Schalter festgefahren haben, braucht man nicht zu erwarten, dass wir dann noch mit einem freundlichen Gesicht durch die Gegend grinsen. „Versuchen Sie gefälligst,mal pünktlich zu sein!“, ist noch die höfliche Form der Unzufriedenheit.
Die Fahrkartenkontrolle nehme ich routinemäßig vor. „Ich habe mein Schokoticket vergessen!“ Das höre ich täglich mehrmals, dabei werde ich angegrinst – und das war´s.

Früher musste man in einem solchen Fall zu Fuß gehen oder bezahlen. Aber in einem Zeitalter von Internet, Playstation oder iPhone werden wohl die Knochen zum Latschen zu weich. Deswegen nehme ich diese „armen Geschöpfe“, denen man einen gesunden Fußmarsch nicht zumuten kann, natürlich auch ohne Ticket mit. Es kommt auch nicht selten vor, dass ich eine Bank-Card oder einen Verkaufsbon vorgezeigt bekomme.

Einmal bekam ich einen Faustschlag ins Gesicht, als ich einen Fahrgast darauf aufmerksam machte, dass ein Barticket der Preisstufe A eine Gültigkeit von 90 Minuten und nicht von elf Monaten hat. Es gibt ruhige Linien und welche, auf denen es oft zu solchen unschönen Vorfällen kommt, wie z.B. die 608, 511 und den SB 37.

Fazit: Der Beruf des Busfahrers ist wichtig und macht mir (noch) Spaß. Natürlich sind die meisten Fahrgäste angenehm und auch höflich. Ich glaube aber,dass viele nicht wissen oder ignorieren, welchem Stress wir täglich bei acht bis zehn Stunden Dienst ausgesetzt sind. Auch bei uns Fahrern gibt es den einen oder anderen „Spezialisten“, aber in punkto „sicheres Fahren“ kann ich unsere Kunden beruhigen: Die Busfahrerinnen und -fahrer sind Profis und wissen,was sie zu tun haben.

Ich wünsche mir für die Zukunft von beiden Seiten mehr Respekt und Höflichkeit, was für mehr Zufriedenheit für uns Fahrer, aber auch für unsere Fahrgäste führen würde. Entschuldigung an unsere Geschäftsführung für diesen Brief: Aber das musste endlich mal raus!

Ein Busfahrer
der Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr (VER)
(Name und Adresse des Verfassers sind der Redaktion bekannt.)