Ennepetal/Idaho. .

Zum ersten Mal allein in der großen weiten Welt unterwegs, zum ersten Mal für lange Zeit der Aufsicht der Eltern entschwinden, zum ersten Mal ganz allein Erfahrungen in neuen Kulturen, an fremden Orten machen. So funktioniert Schüleraustausch, das sind die Gründe für tausende Jugendliche, sich den Programmen anzuschließen. So lief es auch bei der Ennepetalerin Lisa Falkenroth. Ihr Wunschziel in den USA sah jedoch etwas anders aus als die Realität. Seit Anfang der Woche verbringt sie zehn Monate bei einer mormonischen Familie.

So groß wie Rüggeberg

New York, Los Angeles, Miami sind die Traumziele, der Austauschschüler, doch die werden selten Wirklichkeit, denn die meisten Programme, so auch das, bei dem die 15-jährige Gymnasiastin teilnimmt, verteilen selbstständig die Schüler an die Familien, die gern jemanden aufnahmen möchten. Lisa landete in Twin Falls in Idaho, mittlerer Westen der USA. Die Stadt ist so groß wie Rüggeberg.

„Große weite Welt sieht anders aus, und ich war ein wenig geschockt, als ich Bescheid bekam, wo ich hinkomme“, sagt die Reichenbach-Schülerin. Doch aussteigen, das kam für die 15-Jährige nicht in Frage. „Das wäre mir zu krass gewesen, zu sagen: Zu Euch will ich nicht.“

Vor allem weil die erste große Angst sich bei Lisa Falkenroth schnell legte. Mehrfach hat sie vor ihrem Flug bereits mit ihrer Gastfamilie per Video-Telefonie über das Internet gesprochen. Die Aufregung legte sich, die Gasteltern aus den USA machten einen so positiven Eindruck, dass Lisa Falkenroth zwar weiterhin mit etwas Angst vor dem Ungewissen, aber ohne Furcht in die USA geflogen ist.

Dort geht sie seit Dienstag zur High-School, wo sie direkt um 8 Uhr erscheinen musste. „Ich freue mich darauf, meine größte Sorge ist nur, dass ich einen Jetlag bekomme – und ein bisschen Heimweh in den ersten Tagen.“ Denn im Hinterkopf hat sie immer die für sie unbekannte Religion bei ihrenGasteltern. „Sie haben zwölf Kinder, die aber alle schon erwachsen sind. Nur ein Adoptivkind wohnt noch bei ihnen“, erzählt Lisa von ihren Telefonaten mit Twin Falls/Idaho.

Die Familie hat für Lisa schon ein Programm ausgesucht, wie es besser kaum zu der ländlichen Region der USA passen könnte: Campen, Rodeo, auf die Jagd gehen, auf den vielen Seen Wasserski fahren, Picknick. „Ich bin ein totales Mädchen, manchmal etwas pingelig, manchmal etwas zickig. Aber trotzdem schaffe ich das schon alles“, sagt die 15-Jährige selbstbewusst. Denn trotz aller Zweifel und Unwägbarkeiten, will sie in den USA viel erleben und als gereifter Mensch nach Hause kommen.

Ihre Ziele für den Trip nach Twin Falls formuliert sie ganz klar: „Ich will die Sprache komplett beherrschen, wenn ich in zehn Monaten zurückkomme, und ich möchte eine andere Kultur und viele Freunde kennenlernen.“

Weihnachten ohne Familie

Angst vor Heimweh hat sie nur bedingt, das werde sich schon legen. Etwas mehr schmerzt, dass sie ihren 16. Geburtstag weit weg von Freunden und Familie feiert, und noch viel mehr, dass sie Weihnachten nicht zu Hause sein kann. „Das Weihnachtsfest bedeutet mir sehr viel. Ich bin das erste Mal an Weihnachten ohne meine Familie.“

Dafür wird sie kennen lernen, wie die Mormonen das Fest feiern. Sie wollen die junge Deutsche an einem Tag auch mit ins etwa 250 Kilometer entfernte Salt Lake City nehmen – Hauptstadt des Bundesstaats Utah und der Mormonen mit ihren bedeutendsten Tempeln und Bauten.