Schwelm/Ennepetal. .
Sind die Straßen in Schwelm und Ennepetal gefährlicher geworden? Wer die Horrorbilanz der Verkehrsunfalltoten sieht, dem drängt sich diese Frage auf. Sechs Menschen haben seit Jahresbeginn ihr Leben im EN-Kreis gelassen – ausschließlich hier. 2012 waren es im Kreis lediglich zwei Tote im Straßenverkehr.
„In diesem Jahr haben wir die Pest am Hals“, sagt Dietmar Trust, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde. Versagen etwa die Präventivmaßnahmen der Beamten für mehr Sicherheit im Verkehr? „Nein, denn die meisten tödlichen Unfälle passierten unter Umständen, bei denen wir im Vorfeld machtlos sind. Nichts desto trotz betreiben wir natürlich eine genaue Analyse“, sagt Trust. Voll in das Präventionsschema passt jedoch der Unfall, mit dem die tödliche Serie ihren Anfang.
27. Januar, 0.35 Uhr: Ein VW Golf prallt auf der Schwelmer Bahnhofstraße in einen Reisebus. Die 20-jährige Beifahrerin erliegt ihren Verletzungen an der Unfallstelle. Ihr 25-jähriger Ehemann, war zu schnell unterwegs und hatte keinen Führerschein und war alkoholisiert. „Geschwindigkeit und Alkohol stehen in dieser Altersklasse ganz oben auf der Prioritätenliste“, sagt Trust. „Hier können wir den Hebel ansetzen.“ Das gilt bedingt auch für das nächste Unglück.
14. April, 20.30 Uhr: Zwei junge Männer fahren die Asker Straße in Ennepetal auf einem Quad hinunter, kommen von der kurvigen Straße ab, krachen gegen einen Baum. Der 20-jährige Sozius stirbt, auch hier überlebt der Fahrer. Mittlerweile steht fest: Ursache für die Tragödie ist erhöhte Geschwindigkeit. „Gleichzeitig ist ein Quad schwer zu steuern, die Abfahrt sehr kniffelig“, sagt Trust. Geschwindigkeit sei ein ständiges Thema. An Unfallschwerpunkten, wo regelmäßig kontrolliert werde, sei die Zahl der schweren Unfälle zurückgegangen.
24. April, 18.50 Uhr: Ein 50-jähriger Radfahrer kracht ohne Helm gegen die Unterführung an der Hattinger Straße in Schwelm und verstirbt. Hier hat die Polizei keinen Ansatzpunkt, denn inzwischen ist klar: Dies war ein Suizid. Ebenso machtlos sieht sich Polizei bei der Vorbeugung des nächsten Unfalls.
10. Juni, 15 Uhr: Eine 61-jährige Schwelmerin joggt auf der Strückerberger Straße in Ennepetal kurz vor der Ortsgrenze zu Gevelsberg, wird von einem Taxi-Bus erfasst und ist sofort tot. Die Ermittlungen haben nun ergeben, dass die Frau unvermittelt auf die Fahrbahn getreten sein soll. Die Obduktion ergab keine Hinweise auf ein Umknicken. „Wir können für diesen Fall nur raten, auf solchen Joggingstrecken größtmöglichen Abstand zur Fahrbahn zu halten. Jeder kann sich einmal vertreten oder umknicken“, sagt Trust, der in nächsten Fall mit seinen Kollegen noch vor einem Rätsel steht.
25. Juni, 10.54 Uhr: Bei Rückwärtsrangieren kollidiert ein Lkw-Fahrer auf einem Hinterhof an der Wilhelmstraße in Schwelm mit einem Ehepaar, überrollt den 77-jährigen Gatten, der verstirbt. Warum der Fahrer die beiden nicht gesehen hat, und warum das Ehepaar den Laster nicht bemerkt hat, ist weiter ungeklärt. Der 51-jährige Brummifahrer hat sich einen Anwalt genommen und schweigt. Die 52-jährige Ehefrau des Getöteten konnte bisher nicht vernommen werden. „Unaufmerksames Rückwärtsfahren ist eine der Hauptunfallursachen“, mahnt Trust.
1. Juni, 19.07 Uhr: Ein 77-Jähriger biegt von der B 483 in den Spreeler Weg ab, übersieht einen Motorradfahrer, der in den Pkw kracht und sein Leben lässt. „Hier treffen zwei potenziell gefährliche Dinge aufeinander: Senioren im Straßenverkehrt und leistungsstarke Motorräder. Alles ist deutet auf einen Abbiegefehler hin“, sagt Trust. Ein Gutachten ist in Auftrag gegeben.