In Gevelsberg stürzt Hallendach ein - Unwetter richtet Millionenschäden an
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Schwelm/Ennepetal/Gevelsberg. . Als sich der Himmel kurz vor 13 Uhr binnen Minuten zuzieht und die ersten Regentropfen fallen, ahnen die Wenigsten, dass ein historisches Unwetter beginnt. Minuten später bricht das Chaos los. Blitze zucken, Donner kracht, Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal sind in Dunkelheit gehüllt. Der Regen fällt sturzbachartig vom Himmel. Vier Stunden später sind die Straßen wieder abgetrocknet und es steht fest: Das Unwetter hat Schäden in Millionenhöhe angerichtet.
In kürzester Zeit steht Wasser an einigen Stellen bis zu 50 Zentimeter hoch auf den Straßen, reißt von den Hanglagen Schlamm und Geröll mit sich. Autofahren wird zum Glücksspiel. Von einer Sekunde auf die nächste arbeiten die Einsatzkräfte am Limit. Alles, was ein Blaulicht auf dem Dach hat, ist auf den Straßen. Die Leitstellen schaffen es nicht mehr, alle Anrufe entgegen zu nehmen.
14.28 Uhr. Die Ennepetaler Feuerwehr meldet mehr als 50 Einsätze. Besonders Milspe steht im Fokus der Rettungsarbeiten. An der Esbecker Straße ist ein Baum auf zwei Autos gekracht, die Araltankstelle an der Neustraße wurde überflutet. Der Kindergarten Fliednerhaus muss heute sogar geschlossen bleiben, weil die Mitarbeiter immer noch mit Aufräum- und Trockenarbeiten beschäftigt sind. Bei der OGS der Grundschule Altenvoerde ist von den Wassermassen ein Fenster eingedrückt worden, die Räume sind vollgelaufen und das für heute geplante Schulfest fällt aus. Die B 7 steht komplett unter Wasser.
Zu allem Überfluss versucht hier noch der Fahrer eines Essener Lkw verbotener Weise aus Gevelsberg kommend links zum Heilenbecke-Einkaufszentrum abzubiegen, fährt sich im durchweichten Grünstreifen fest und blockiert die Bundesstraße für Stunden. Das Verkehrschaos ist perfekt und wird einige Meter weiter noch verstärkt, denn die Friedrichstraße ist ebenfalls überflutet, wird voll gesperrt.
Hallendach der Firma ABC-Umformtechnik stürzt in Gevelsberg ein
In Gevelsberg trifft es vor allem Einzelhändler und Gewerbebetriebe. In der Firma ABC-Umformtechnik evakuiert Geschäftsführer Hasso Haibach eine Halle. Eine richtige Entscheidung, denn das Dach hält den Wassermassen nicht stand und stürzt ein. „Zum Glück waren Feuerwehr und Dachdecker schnell bei uns. Ab der Nachschicht produzieren wir wieder“, sagte Haibach gestern.
Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi überzeugt sich selbst von den chaotischen Zuständen in seiner Stadt. Im Rathaus steht das Wasser in der Kantine, die Tiefgarage läuft voll. Richtig heftig erwischt es die Fußgängerzone. Die Geschäfte sind regelrecht abgesoffen. Besonders betroffen ist Expert Ellinghaus. Das Erdgeschoss läuft voll, und eine Etage höher sprudelt das Wasser aus den Toiletten. Die Decke saugt sich voll, hält dem Gewicht nicht mehr Stand und kracht auf die Fernseher. „Ich schätze den Schaden auf etwa 60.000 Euro“, sagt Inhaber Stefan Ellinghaus, der sofort mit seinem Team die Aufräumarbeiten in Angriff nimmt.
Ebenso wie die Ladenbesitzer am Sprottauer Platz. „Seit 2009 ist unser Geschäft zum dritten Mal vollgelaufen. Ich kann schon wieder renovieren“, sagt Christian Kubitz, Inhaber des Reisecenters Gevelsberg.Auch die Technischen Betriebe rücken aus. In der Haufer Straße beseitigen sie mit einem Radlader Schlamm, Schutt und Geröll, was die Wassermassen aus dem Stadtwald mitgerissen haben.
Unwetter in Witten
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Richtig heftig erwischt es die Kreisstadt Schwelm. Einige Keller laufen bis zu zwei Metern hoch voll. Vor allem die städtischen Gebäude sind betroffen, wie Bürgermeister Jochen Stobbe gestern Abend zum Auftakt der Ratssitzung sagt. Haus Martfeld, mehrere Schulen, das Hallenbad, das Jugendzentrum – die Liste der Gebäude, die das Wasser in Mitleidenschaft zog, ließe sich beliebig fortsetzen. „Das ist ein 50-Jahres-Ereignis. Ich hoffe, dass die Stadt Schwelm versichert ist.“
Bei der Störungsstelle der AVU gehen dutzende Notrufe ein. Vollgelaufene Keller sorgen für Kurzschlüsse und kurzzeitige Stromausfälle. Bis zum Abend arbeiten die Monteure des Energieversorgers auf Hochtouren. Einige Minuten im Dunkeln sind Teile von Voerde. Dort ist eine 10-KV-Station vollgelaufen. Dadurch ruht auch die Produktion der Firma Dorma zeitweise.
Hagelkörner in Hagen
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Die Stromausfälle sorgen dafür, dass in Schwelm mehrere Ampeln ausfallen, wie an der Kreuzung Talstraße/Carl-vom-Hagen-Straße und an der Kaiserstraße. Polizeibeamte regelen den Verkehr bis zum späten Nachmittag. Da sind die Aufräumarbeiten allerorts schon in vollem Gang. Das komplette Ausmaß der Schäden wird wohl erst noch beziffert werden müssen. Fest steht: Es sind Millionen.
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