Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. .
Schwangerschaftsabbruch, sexueller Missbrauch und häusliche Gewalt – Themen die unangenehm sind, mit denen niemand hausieren geht, wenn sie sein eigenes Umfeld belasten. Themen, die für die Experten von Pro Familia zur täglichen Arbeit gehören. „Wir sind voll ausgelastet“, sagt Karin Thöne, die die Beratungsstelle für den südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis seit einem Jahr gemeinsam mit Natalie Schenk leitet.
Natalie Schenk widmet sich dabei vorwiegend der Kinder- und Jugendschutzambulanz gegen sexuelle und häusliche Gewalt. 130 Fälle bearbeiteten sie und ihr Team im vergangenen Jahr. „Das sind deutlich mehr als zuvor“, sagt Natalie Schenk, die dies jedoch nicht auf eine zunehmende Fallzahl, sondern auf eine deutlich bessere Kooperation mit den Jugendämtern zurückführt. „Außerdem wissen die Jugendlichen, dass wir niedrigschwellig und absolut anonym arbeiten.“
Das würde vor allem bei Jungen, die zumeist Opfer homosexueller Übergriffe werden und sich niemandem anvertrauen wollen, die Scheu nehmen, sich jemandem anzuvertrauen. „Hier können sie sich einfach mal alles von der Seele reden.“ Die größte Tätergruppe stellen in allen Fällen die Väter dar. Nur in den seltensten Fällen geht die Gewalt von Unbekannten aus.
Dabei verfolgt Pro Familia ein eindeutiges Ziel: „Für uns steht der Opferschutz an erster Stelle. Die Übergriffe müssen gestoppt werden“, sagt Karin Thöne. Dabei steht im Falle der häuslichen Gewalt auch oft Arbeit mit dem Täter auf dem Programm. „Im Bereich der Sexualdelikte machen wird das nicht. Aber im Gewaltsektor wägen wir schon ab, ob eine Anzeige sinnvoll ist, oder ob das Problem anders zu lösen ist, bevor das Opfer gewalttätige Muster übernimmt“, fährt Karin Thöne fort.
Ein Problem sei auch das Internet. Übergriffe verbreiteten sich manchmal rasend schnell über facebook. Gleichzeitig würde Kinder die kostenlose Welt zu erschreckenden Gewalttaten und perversen Sexpraktiken offen stehen.
Dennoch: „Die Generation Porno ist ein Auslaufmodell“, sagt Karin Thöne. Sie beobachte in ihrem eigenen Hauptbetätigungsfeld, der Schwangerschaftskonfliktberatung, einen Wertewandel. Die Familie habe wieder einen deutlich höheren Stellenwert, die Abtreibungszahlen sinken. Dass der demografische Wandel trotzdem derart heftig zuschlägt, dafür macht sie vor allem die wirtschaftliche Lage verantwortlich. „Viele Frauen bekommen einen befristeten Arbeitsvertrag nach dem anderen. Vollzeitarbeitskräfte müssen Nebenjobs annehmen, um über die Runden zu kommen. So wird der wachsende Wunsch nach Familie konterkariert.“