Schwelm/Gevelsberg. .
Eines muss man dem 56-jährigen Herdecker lassen: Er ist ein Meisterredner und Meister der Selbstdarstellung. Fach-Touristik-Manager sei er gewesen, Gründer einer eigenen Reiseagentur und heute selbstständiger Schriftsteller. Millionen habe er 2003 geerbt, aber auch Schulden. „Mittlerweile habe ich alle politischen Ämter abgegeben und die private Insolvenz eingereicht.“ All das erzählte der dreifache Vater ausgiebig vor dem Schwelmer Strafgericht, noch bevor die Anklage verlesen wurde.
Hier muss er sich derzeit wegen Betruges zu Lasten eines 68-jährigen Gevelsberger Immobilienkäufers verantworten. Dem hatte der Beschuldigte im Mai 2011 ein an den Hauptbahnhof Hagen grenzendes Geschäfts- und Wohnhaus für 335.000 Euro verkauft. „Meine letzte Rettung, vorher waren mir 500.000 geboten worden.“ Und weiter: „Ich habe nie jemanden betrügen wollen. Es ging später um die Grundsteuer, ich ging davon aus, dass dies eine persönliche, nicht übertragbare Steuer wie beim Kfz ist.“
Weitere Ermittlungen folgen
Der 68-jährige Gevelsberger nämlich erlangte für seinen Preis nicht nur das Gebäude, sondern auch mittlerweile angeblich 15.000 Euro Schulden, die er nicht eingeplant hatte. „Ich fiel aus allen Wolken, plötzlich forderte die Stadt Hagen von mir 13.163 Euro.“ Angeblich resultierend aus nicht bezahlten Grundabgabe-Steuern. Dabei habe der Herdecker doch bei einem Gevelsberger Notar beurkundet: „Grundstück frei von Belastungen.“ Das wäre Betrug.
Der Gevelsberger konnte die zusätzliche Summe jedenfalls nicht aufbringen. Das Gebäude steht vor der Zwangsversteigerung, er selbst vor dem Bankrott.
Der damalige Steuerberater des Angeklagten erklärte unter Wahrheitspflicht: „Eine solche Summe ist mir nicht bekannt. Ich kenne lediglich Rückstände in Höhe von rund 1.700 Euro Grundsteuer und 800 Euro Vergnügungssteuer. Wie man bei der Stadt Hagen auf 13.000 Euro kommt, ist mir schleierhaft“, sagte der Finanzprofi im Zeugenstand.
Aufzuklären war das Ganze nicht ansatzweise. Daher folgte der Beschluss, den Prozess für weitere Ermittlungen zu vertagen. Anfang Juni soll der Prozess vor dem Schwelmer Amtsgericht fortgeführt werden weitergehen.