Ennepe-Ruhr. 87 Unfälle innerhalb von 18 Stunden, das ist die Bilanz, die gestern die Polizei nach der Rückkehr des Winters in den Ennepe-Ruhr-Kreis gezogen hat. „Fünf Menschen wurden dabei leicht verletzt“, erklärte Klaus Vietor auf Anfrage unserer Zeitung. Die Beamten kamen mit der Aufnahme der Unfälle gar nicht nach. Teilweise mussten die Autofahrer weit mehr als eine Stunde darauf warten, bis Ordnungshüter sich endlich an die Unfallstelle durchgekämpft hatten.
Bei der Vielzahl der Unfälle konnte die Kreispolizei gestern noch keine endgültige Bilanz ziehen. „Wir haben nur die Höhe der Schäden, die bei Unfällen zwischen 6 und 11 Uhr geschehen sind. Aber da kamen schon 58.000 Euro bei insgesamt 22 Unglücken zusammen“, sagte Vietor, der trotz dieser Zahlen den Autofahrer im Ennepe-Ruhr-Kreis kein schlechtes Zeugnis ausstellen will: „Dass wir nur fünf Leichtverletzte haben spricht dafür, dass sich die Menschen gut auf die Wetterverhältnisse eingestellt haben. Ein großes Lob an die Autofahrer.“
Mann erleidet Herzattacke – Anwohner schenken Tee aus
Der schwerste Unfall in der Winternacht wurde aus Ennepetal gemeldet. Dramatische Szenen spielten sich am Montagabend auf der vereisten und mit einer Schneedecke versehenen Gustav-Bohm-Straße in Voerde-Nord ab. Es muss nach 18 Uhr gewesen sein, als in Höhe der Einmündungen Stieglitzweg/Fasanenweg der erste Pkw ins Rutschen kam und wie führerlos gegen die Bordsteine rutschte. Es dauerte nicht lange, da standen nach Polizeiangaben neun Autos mehr oder weniger beschädigt in dem Straßenstück. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Nach Schätzungen der Beamten entstand allerdings ein Sachschaden in Höhe von 35.000 Euro.
Die alarmierte Polizei, die wohl wegen des anhaltenden Schneefalls alle Hände voll zu tun hatte, kam und kam nicht. So standen die Beteiligten um 20 Uhr immer noch an der Unfallstelle und erlebten Szenen wie aus einem Film. Obwohl ein Warndreieck aufgestellt war, versuchten immer wieder Autofahrer, aus Richtung Vilvoorder Straße die steile Gustav-Bohm-Straße herunterzufahren. Einige Autos drehten sich und landeten vor Bordsteinen. Autos, die von unten kamen, schlitterten unkontrolliert wieder rückwärts hinunter, oft sehr knapp an einem am Straßenrand abgestellten Pkw vorbei.
Plötzlich ein Rufen: „Ein Arzt, ein Arzt!“ Ein Mann hatte wohl eine Herzattacke erlitten. Er wurde behutsam in ein nahe gelegenes Wohnhaus im Fasanenweg geführt. Ein Rettungswagen hatte es geschafft, über den Jellinghauser Weg in den Fasanenweg zu kommen. Die Gustav-Bohm-Straße war immer noch spiegelglatt. Lieb gemeint war der Versuch eines Anwohners, mit Salz die Lage am Unfallort zu entschärfen. Gerd und Marina Sakrowski kamen mit heißem Tee, um die frierenden und noch immer auf die Polizei wartenden Unfallbeteiligten zu versorgen. Es zog sich noch lange hin. Da „kroch“ ein Streufahrzeug rückwärts die Gustav-Bohm-Straße herunter. Dann dauerte es nicht mehr lange, bis das Salz wirkte und eine Fahrbahn frei war.
Die Polizei kam übrigens gegen 22.30 Uhr.
Eisglätte war auch am Montagabend die Ursache für einen Unfall auf der Kölner Straße in Gevelsberg. Gegen 17.30 Uhr geriet ein 37-jähriger Hagener, der mit seinem BMW in Richtung Hagen unterwegs war, in Höhe des Kruiner Tunnels ins Schleudern. Der Pkw kam von der Fahrbahn ab und prallte gegen ein Schutzgitter. Der Fahrer wurde dabei leicht verletzt und begab sich selbstständig in ärztliche Behandlung. Die Höhe des Sachschadens beträgt nach Schätzung der Polizei etwa 6000 Euro.