Schwelm/Ennepetal. . Keiner im Gericht glaubte den drei Angeklagten - doch es gab nur Freisprüche.
„Ich kann es nicht in Worte fassen, wie schlimm ich es finde, sie aus rechtlichen Gründen freisprechen zu müssen“, sagte die neue Schwelmer Strafrichterin Walther in Richtung Anklagebank. Dort saßen drei Ennepetaler im Alter von 23, 30 und 34 Jahren, die sich ursprünglich wegen gemeinschaftlichen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr verantworten mussten. Einer von ihnen hatte nach Überzeugung des Gerichts und der Staatsanwaltschaft am Abend des 1. Oktober 2011 vermutlich mit einem Luftgewehr zwei Mal auf ein Pizza-Taxi geschossen, bis die Heckscheibe zerbrochen war. Aber wer? Die Frage konnte im Prozess nicht geklärt werden.
Die drei Ennepetaler gaben zu, zur Tatzeit zu einer Nachtwanderung in Wald gewesen zu sein. Auch das Pizza-Taxi sei an ihnen vorbeigefahren, mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit. Sie hätten noch geschimpft. Aber niemand von ihnen habe eine Waffe dabei gehabt oder gar geschossen.
Der Pizza-Fahrer indes war sicher bereits im Vorbeifahren bei einem der Drei ein geschultertes Gewehr gesehen zu haben. Kurz darauf habe es gekracht. Er habe einen Schock bekommen, die Polizei gerufen und sei schließlich auch den Weg wieder zurück gefahren. Ein zweites Mal habe er dabei die Gruppe mit einer Waffe gesehen. Die herbeigerufenen Beamten hatten allerdings kein Gewehr bei den Männern finden können.
Dafür hatte eine weitere Zeugin, eine Anwohnerin, eine Erklärung: Sie hatte drei Männer beobachtet, die, nachdem die Polizei abgerückt war, einen Gegenstand aus einem Gebüsch holten. Die 44-Jährige: „Es war hundertprozentig ein Gewehr. Ich bin Sportschützin und kenne mich mit sowas aus.“
Trotzdem: Verteidiger Frank Oberdorf argumentierte, selbst wenn eine Waffe im Spiel gewesen wäre, so sei der Schuss doch spontan abgefeuert worden. Somit könne man von keinem gemeinsamen Plan oder gemeinschaftlicher Tatbegehung ausgehen. Und wer geschossen habe, wisse niemand. Dagegen hatte die Staatsanwaltschaft kein Argument und beantragte Freispruch. Das Gericht folgte „mit Bauchschmerzen“, so die Vorsitzende.