Schwelm. .
Vor dem Märkischen Gymnasium parken mehrere Polizeiwagen. Selbst auf dem Bürgersteig im absoluten Halteverbot steht ein Einsatzwagen. Im Treppenhaus trifft man auf Schritt und Tritt auf Uniformträger von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst und den Notfallseelsorger. Doch keine Angst: Dem Szenarium in der Schule gestern lag keine akute Gefahrenlage zu Grunde, sondern vielmehr war die Polizei mit ihrer Kampagne „Crash Kurs NRW – Realität erfahren. Echt hart“ zu Gast in der Bildungsreinrichtung. Zukünftigen Fahranfängern sollen anhand praktischer Beispiele die tragischen Folgen von Unfällen aus der Region dargestellt werden.
Gymnasiasten und Hauptschüler
Doch ein normaler Schulalltag sieht auch für Jugendliche anders aus. Nicht das Gehirn und die Vermittlung von Wissen waren gefragt, sondern diese Doppelstunde der ganz anderen Art zielte in Richtung Herz und Gefühle. Und die Augenzeugenberichte der Einsatzkräfte trafen. Die Hauptschüler der Klassen 9 und 10 und die Gymnasiasten der Jahrgangsstufen 10 und 11 hängen an den Lippen der heimischen Polizeibeamten Simone Korte und ihres Kollegen André Zollingkoffer, die eine kalte, trockenen Novembernacht schildern, in der der 19-jährige Constantin sein Leben junges verwirkt – bei einem Verkehrsunfall auf der Querspange in Sprockhövel. Sie verfolgen die bewegte Schilderung der Polizistin, wie sie, zur Hilfslosigkeit verdammt, bei dem schwerverletzten Fahrer bis zum Eintreffen der Sanitäter ausharrt. Wie sich Minuten zu gefühlten Stunden dehnen können. Constantin hat das alles nicht geholfen. Er liegt seit dem Unfall vor sieben Jahren, der sein Leben und das seiner Freunde und Familie veränderte, im Koma.
Alexander Führing und Jessica Leppla (Feuerwehr Gevelsberg) schildern einen weiteren Verkehrsunfall mit schrecklichem Ausgang. Noch heute erinnern Bild und Holzkreuz, das auf dem Grünstreifen zwischen der B7 kurz vor McDonald’s in Schwelm steht, an die 19-jährige Jenny. Das hübsche Mädchen starb in dem Blechknäuel, das einmal das Auto ihres Freundes war. Markus Heil (33) und Björn Windhövel waren die Rettungsassistenten, die in dieser Schreckensnacht vergeblich um das Leben von Jenny kämpften. Sie erzählen von dem vielen Blut im Unglückauto, verteilt auf dem Körper des Mädchens.
Die Wirklichkeit ist schlimmer als jeder Horrorfilm. Das wissen Feuerwehr, Polizei, Notarzt, Rettungsassistent und Notarzt schon lange. Seit gestern wissen es auch die Schüler, die in der Aula waren. Gestern wurde ihnen vor Augen geführt, wie schnell ihre Lebensplanung eine andere, unglückliche Wendung nehmen kann. Alkohol am Steuer, zu schnelles Fahren, Drogen, nicht angeschnallt.
„Das letzte Transportmittel ist der Leichenwagen. Es liegt an Euch, ob ihr dieses Transportmittel wählt“, gab ihnen Notarzt Dr. Ludwin Ritter mit auf den Heimweg.