Ennepe-Ruhr. . Rund 2000 Mitglieder der IG Metall aus dem gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis waren Dienstag in den Warnstreik getreten und mit Bussen nach Gevelsberg gefahren.

Der Himmel war blau, die Stimmung gut, die Steeldrum-Band Sunshine Coconuts spielte „Wochenend und Sonnenschein“. Und trotzdem war es kein Familienausflug. Rund 2000 Mitglieder der IG Metall aus dem gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis waren gestern in den Warnstreik getreten und mit Bussen nach Gevelsberg gefahren. Sie zogen protestierend durch die Stadt und trafen sich zu einer Kundgebung auf dem Vendomer Platz.

Natürlich ging es um die Tarifverhandlungen, die heute fortgesetzt werden. Nicht so natürlich: Auffällig viele Jugendliche schlossen sich den Protesten an.

Übernahme nach der Ausbildung

Vielleicht lag es daran, dass diesmal ihre Zukunft mit im Mittelpunkt steht. Clarissa Bader, erste Bevollmächtige der IG Metall Gevelsberg-Hattingen, sprach in einer kämpferischen Rede die drei Forderungen bei den Gesprächen mit den Arbeitgebern an. Es gehe nicht nur um 6,5 Prozent Lohnerhöhung, sondern auch um die Mitbestimmung bei Leiharbeit sowie die unbefristete Übernahme von Auszubildenden nach der Prüfung.

Um dafür Aufmerksamkeit zu erregen, hatten sich die Mitglieder der IG-Metall-Jugend als Ärzte verkleidet. „Operation Übernahme“ war die Botschaft auf ihren Kitteln. „Bereit für Streik“ oder „Gutes Geld für gute Arbeit“ war auf den Transparenten zu lesen, die die Gewerkschafter aus Betrieben in Hattingen, Schwelm, Sprockhövel, Ennepetal, Witten, Wetter und natürlich auch Gevelsberg selbst mitgebracht hatten. Es war der erste Warnstreik nach dreieinhalb Jahren, betonte Robert Fuß vom IG-Metall-Landesbezirk NRW.

Hundertausende von Arbeitsplätzen hätten die Gewerkschaften mit ihrer zurückhaltenden Tarifpolitik in Zeiten der Krise gerettet. „Bescheidene Lohnabschlüsse“ seien inzwischen von den Preissteigerungen aufgefressen worden. Deshalb bräuchten die Menschen jetzt mehr Geld in ihren Börsen: „Das Leben findet jetzt statt. Man kann es nicht verschieben.“

Auch einen fairen Umgang mit den Leiharbeitern forderte die IG Metall. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ – eigentlich ein Spruch, der auf die Unterbezahlung von Frauen aufmerksam machen soll, bekommt damit bei den laufenden Tarifverhandlungen einen ganz neuen Sinn.