Ennepe-Ruhr.
Stefan Schmitz wohnt eigentlich in einer sehr reizvollen Wohngegend. Doch wenn der Bürger aus der Robert-Frese-Straße in Schwelm aus seinem Fenster blickt, fühlt er sich manchmal als Nachbar einer Kippe – einer wilden Müllkippe. Und das stinkt Stefan Schmitz mit Recht gewaltig. Nach den Osterferien war es wieder einmal besonders schlimm: alte Autoreifen, Kartons mit undefinierbaren Inhalten, alte Teppiche, ausrangierte Möbel und Bauschutt.
„Wir können mittlerweile ein Buch über den Mülltourismus in unserer Straße schreiben“, so Stefan Schmitz im Gespräch mit unserer Zeitung. Wenn der Bewohner des Schwelmer Lohs mit seinem Hund unterwegs ist, kann er quasi das Anwachsen der Müllhalde mitverfolgen. Da ist der Abfall, den die wartenden Lkw-Fahrer hinterlassen, oft nur das geringste Übel. Die illegale Entsorgung von Asbestplatten durch einen Wuppertaler konnte der Schwelmer noch verhindern. Der Mann, der sich auf vermeintlich billige Weise seines Altöls entledigen wollte, musste sich nach einer Anzeige von Stefan Schmitz vor Gericht verantworten. „Die Leute handeln hochgradig asozial. Sie haben gar kein Unrechtsbewusstsein, wenn sie ihren Müll dort einfach hinkippen“, so die Erfahrung des Schwelmers.
Diese Beobachtung kann Lars Seibel nur bestätigen. „An dieser Stelle fahren wir regelmäßig illegal entsorgten Müll ab“, sagt der Mitarbeiter der Technischen Betriebe Schwelm. Seibel braucht nicht lange zu überlegen, um mit dem Pendlerparkplatz am Autobahnkreuz Wuppertal-Nord in Linderhausen einen weiteren Problem-Standort zu benennen. Auch die Wertstoff-Containerstandorte im Stadtgebiet sind bei Müll-Touristen sehr beliebt. Ein Kleinlastwagen voll Abfall kommt so jede Woche zusammen – Entsorgung auf Kosten der Allgemeinheit. Gut 100 Tonnen jährlich sind das für die Stadt Schwelm, die Tonne zu 170 Euro.
Kostet Geld der Bürger
Für die Stadt Ennepetal ist die illegale Entsorgung von Müll ebenso ein großes Ärgernis. „Es geht dabei nicht nur um die Kosten“, erläutert Hans-Günter Adrian, Sprecher im Amt des Bürgermeisters und des Rates. Solche Vorkommnisse würde Arbeitskraft binden und Arbeitspläne der Städtischen Betriebe durcheinander werfen. „Wenn uns die illegale Entsorgung von Müll gemeldet wird, müssen unsere Stadtbetriebe natürlich schnell handeln.“ Das koste der Stadt und letztendlich auch dem Bürger Zeit, Geld und Nerven.
In Gevelsberg sieht der Betriebshofleiter der Technischen Betriebe, Dietmar Danielzik, beim Thema illegal entsorgter Müll kein allzu großes Problem. Die Menge halte sich in überschaubaren Grenzen. Er führt dies auch auf die kostenfreie Abholung nach Terminvereinbarung zurück.
Dennoch wird auch in Gevelsberg Hausmüll und Bauschutt illegal entsorgt. Dies wird vor allem bei dem jährlichen Hausputz der SPD im ganzen Stadtgebiet sichtbar. So sammelten freiwillige Helfer im letzten Jahr (für 2012 liegen noch keinen Zahlen vor) etwa 11 Tonnen Müll ein.
Ein Ort, der besonders gerne zur verbotenen Ablage großer Mengen von Müll genutzt wird, ist der Parkplatz direkt an der Autobahn auf der Eichholzstraße. Danielzik: „Als Landesstraße wird der Bereich von Landestraßen-NRW betreut, so dass wir bei Kenntnis lediglich die Kollegen dort informieren.“
Ein weiterer neuralgischer Punkt ist der Parkplatz in der Aske in Gevelsberg. Schön abgelegen, wird dieser immer wieder als Abladestelle missbraucht. „Erst am Dienstag haben wir hier fünf Säcke voller Müll und zwei zerlegte Schränke entdeckt“, so Danielzik. Da der Parkplatz ebenso wie die Standorte der Wertstoffcontainer für Glas und Papier täglich kontrolliert werden, bleibt der illegale Müll kaum einen Tag liegen.
Müllsünder hat Elisabeth Henne nicht nur bei Privatpersonen, sondern auch im Lager der Gewerbetreibenden ausgemacht. „Was die nicht gebrauchen können, landet in der Landschaft. Leider hinterlassen die nur ganz selten ihre Visitenkarten“, so die Mitarbeiterin im Bereich Abfallwirtschaft des Ennepe-Ruhr-Kreises.