Gevelsberg .

„Aber es kommt ja oft ganz anders als man denkt.“ Es gibt wohl kaum ein besseres Zitat, das das Leben der aus Gevelsberg stammenden Schauspielerin Indra Janorschke besser beschreiben könnte. Und genau deshalb benutzt es die 33-Jährige auch gerne selbst, um den umfangreichen Wandel in ihrer beruflichen Zielsetzung zu beschreiben.

Denn eigentlich hatte sie die Schauspielerei als zukünftiges Berufsfeld in ihrer Jugend so gar nicht auf dem Schirm. „Nach der Mittleren Reife an der Städtischen Realschule in Gevelsberg habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und einige Jahre im OP der Orthopädischen Klinik der Ev. Stiftung Volmarstein gearbeitet“, berichtet Indra Janorschke über ihren Werdegang. Danach hat sie zunächst ihr Abitur am Westfalenkolleg in Dortmund nachgeholt und im Anschluss daran Germanistik und Religionswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum studiert, hatte sogar promovieren wollen.

Aber dann kam dann alles ganz anders.

„Noch zu meinen „OP-Zeiten“ habe ich erste schauspielerische Versuche bei einem Amateurtheater in Hohenlimburg unternommen und bin daraufhin an Eileen Anne Plümer, damalige Intendantin des Herdecker Stiftsplatztheaters, vermittelt worden“, erzählt Indra Janorschke über ihre ersten Erfahrungen am Theater. „In Herdecke habe ich dann in verschiedenen Stücken gespielt, das Handwerk des Schauspielens erlernt und meinen jetzigen Mann Dario Weberg kennen gelernt.“

„LiteraTourTheater“
in ganz Deutschland

Am Stiftstheater in Herdecke verbrachten sie und ihr Mann dann viele Jahre und arbeiteten an diversen Produktionen mit, auch wenn ihr Fokus auf einem anderen Projekt lag. „Wir haben 2003 gemeinsam das „LiteraTour Theater gegründet, ein Tourneetheater, mit dem wir in ganz Deutschland unterwegs sind.“ Damit führt das Ehepaar neben großen Klassikern der deutschen Literatur auch selbst geschriebene biographische Theaterstücke über z. B. Goethe, Schiller oder Kästner auf. Aber auch Komiker wie Loriot und Heinz Erhardt werden auf die Bühne gebracht.

All’ diese vielseitigen Projekte veranlassten Indra Janoschke letzten Endes dazu, das „bunte Theaterleben“ dem „wissenschaftlichen Alltag“ vorzuziehen.

Und deshalb entschlossen sich Janoschke und Weberg jetzt auch dazu, mit einem eigenen Theater sesshaft zu werden. Am 8. September eröffnen sie ihr eigenes Haus in Hagen, das „Theater an der Volme“. Unter dem Motto „Kleine Kapelle -- Großes Theater“ soll dann auf dem Elbersgelände der Startschuss für ein neues Kapitel im Leben der Schauspielerin und Sängerin gemeinsam mit ihrem Mann gegeben werden.

Den Auftakt in der alten Backsteinkapelle macht dann das Musical „Heute Abend: Lola Blau“, auch wenn bis dahin noch einige Umbauarbeiten ausstehen. „Die 32 Quadratmeter große Bühne ist gerade frisch fertig geworden, jetzt müssen nur noch Licht und Technik eingerichtet werden.“ Als besonderes i-Tüpfelchen wird außerdem eine besondere Theaterlounge mit eigener kleiner Kunstgalerie angelegt, in der ständig Ausstellungen regionaler Künstler zu sehen sein werden.

Theaterlounge mit kunstvollem Ambiente

Der Zuschauerraum bietet Platz für 100 Gäste, die es möglichst „warm und bequem haben sollen“. „Das ist uns wichtig, schließlich muss in einem Theater Wohlfühl-Atmosphere herrschen.“ Und sobald alle Umbauarbeiten beendet sind, kann das schauspielerische Treiben im Kapellen-Theater richtig los gehen. Geplant sind schon jetzt die Premiere von Goethes „Faust“ am 30. September und noch davor ein Gastspiel des Stücks „Mein Freund Harvey“ am 25. September, das zuvor bei den Hohenlimburger Schlossspielen aufgeführt wird. Gastspiele aus dem Stiftstheater in Herdecke werden folgen. „Wir haben einen sehr abwechslungsreichen Spielplan zusammengestellt, denn es ist uns wichtig zu unterhalten, gleichzeitig aber auch zu hinterfragen und Denkanstöße zu geben“, so Indra Janorschke.

Das Theater an der Volme wird übrigens nicht subventioniert, sondern ist auf die Geldspenden von Sponsoren und den Erlös aus den Eintrittskartenverkäufen angewiesen, um seine Erhaltungskosten zu decken und das Angebot auszubauen. „Deshalb hoffen wir darauf, auch möglichst viele Menschen aus den angrenzenden Städten mit unserem Angebot anlocken zu können“, schließt Indra Janorschke den Bericht über ihr neues Traumprojekt. Ihr heißgeliebtes „LiteraTourTheater“ wird aber trotzdem weiter laufen, verspricht sie, wenn auch in etwas kleinerem Rahmen.