Schwelm. Lokalpolitik diskutiert, wie der Altmarkt verändert wird. Ziel ist mehr Attraktivität und Außengastronomie auf dem Platz. Das soll passieren.

Historisches Kopfsteinpflaster, ein Platz etwas abseits der belebten Innenstadt, der Blick auf die Schwelmer Christuskirche: Der Altmarkt in der Innenstadt hat Potenzial, ein noch attraktiverer Standort zu werden. So ist es im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) „Neue Mitte Schwelm“, das mittlerweile sechs Jahre alt ist, vorgesehen. Weil die komplette Neugestaltung des Altmarkts allerdings nur langfristig angegangen werden könne, plant die Stadtverwaltung Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung, die sich schneller umsetzen lassen. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Stadtentwicklung (AUS) stellten die Verantwortlichen aus dem Rathaus ihre Pläne vor. Die trafen aber nicht nur auf Zustimmung bei der Politik.

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Um Fahrzeuge, die vom Märkischen Platz aus auf den Altmarkt kommen, abzubremsen, plant die Stadt, die Verkehrsführung zu ändern. Nachdem Bürgermeister Stephan Langhard Anfang Mai im Rahmen einer Bürgermeistersprechstunde einen ersten Entwurf zur Änderung der Verkehrsführung mit Bürgerinnen und Bürgern diskutierte, wurde die erste Planung überarbeitet. Wie der Technische Beigeordnete Ralf Schweinsberg im AUS erklärte, sei diese Diskussion äußerst intensiv verlaufen. „Wir sind davon überzeugt, dass man sich jetzt auf den Weg machen sollte. Wir haben aber immer betont, dass das eine Erprobungsphase ist.“ Sollte sich herausstellen, dass sich die Maßnahmen nach einer gewissen Zeit nicht tragen, müsse man sich erneut Gedanken machen, was wie verändert werden könne.

Veränderung der Fahrbahn

Vorgesehen ist nun eine „Verschwenkung der Fahrbahn“, wie es in der Ausschussvorlage heißt. Das bedeutet, dass der Verkehr, der vom Märkischen Platz aus kommt, über den Bereich geleitet wird, in dem sich aktuell die Parkplätze auf dem Altmarkt befinden. Diese neu entstehende Kurve soll die Verkehrsteilnehmer zum Abbremsen bringen. Neue Parkplätze sollen stattdessen auf der jetzigen Fahrbahn sowie auf der eigentlichen Marktfläche geschaffen werden (siehe Grafik). Aktuell gibt es zwölf Stellplätze auf dem Altmarkt, davon sind zwei Behindertenstellplätze. Künftig soll es neun normale Parkplätze und zwei für Behinderte geben.

Die geplante Umgestaltung des Altmarkts in Schwelm.
Die geplante Umgestaltung des Altmarkts in Schwelm. © WP Schwelm | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Darüber hinaus möchte die Stadt die Aufenthaltsqualität des Altmarktes verbessern. Dazu soll vor dem Restaurant „La Grappa“ eine Fläche für eine Außengastronomie entstehen, „oder es könnte der Vorschlag umgesetzt werden, durch Wanderbäume oder eine Pop-Up-Möblierung einen kleinen Bereich zu schaffen, um den Altmarkt zu beleben“, teilt die Stadt in der Vorlage mit.

Der Entwurf sieht vor, dass die neu anzulegenden Stellplätze im Bereich der Feuerwehraufstellflächen geschaffen werden. „Die Feuerwehr hat bereits zugestimmt“, teilt die Stadt mit. Allerdings muss diese Variante noch in Sachen Umsetzbarkeit und Kosten überprüft werden. Doch die Stadt macht Hoffnung: „Die Umsetzbarkeit wird unterstellt.“

Kläglicher Vorschlag

Uwe Weidenfeld (Grüne) äußerte im AUS große Bedenken bezüglich der Umgestaltung. Eine Umgestaltung sei zwar zwingend notwendig, aber der Vorschlag der Verwaltung sei eine Abwertung der Fläche. Weidenfeld, der selbst bei der Bürgersprechstunde dabei war, bemängelte, dass das keine Bürgerbeteiligung gewesen sei. „Der Zeitpunkt um 16 Uhr war für die meisten Bürger uninteressant und beteiligt war kaum ein Anwohner.“ Stattdessen seien die Gewerbetreibenden, die am Altmarkt ihre Geschäfte haben, anwesend gewesen, die einen anderen Anspruch an die Umgestaltung hätten als die Anwohner. „Das Ergebnis ist nicht nur der Allgemeinheit nicht zuträglich, sondern auch kläglich.“ Mit den geplanten Maßnahmen würde der Aufenthaltscharakter völlig aufgebrochen.

Michael Müller (CDU) war grundsätzlich froh, dass man endlich ins Tun komme. Es sei ein Kompromiss, in dem sich alle ein bisschen wiederfinden könnten. „Wir wollen allen Gastronomen die Möglichkeit bieten, eine Außengastro zu machen. Bei allen Pro- und Contra-Argumenten, bin ich froh, dass wir uns auf den Weg machen.“ So sah es auch Thorsten Kirschner von der SPD.

Belebung nur mit Gastronomie

Bürgermeister Stephan Langhard bat darum, die vorgestellten Ideen als Baukasten zu verstehen. „Was wir im ersten Schritt erreichen wollen, ist die Geschwindigkeit aus der Fläche zu nehmen. Wir wollen die Fläche entwickeln und dazu gehört auch, diejenigen mitzunehmen, die dort vor Ort ihr Geld verdienen.“ Es sei bei den Gesprächen klar geworden, dass wenn eine Terrasse nicht direkt an einem Geschäft sei, dort keine Belegung durch die Gastronomie stattfinden werde. „Wenn wir die Fläche beleben wollen, geht das meines Erachtens nicht ohne die Gastronomie.“

Aufwertung nur ohne geparkte Pkw

Uwe Hugendick (FDP) hielt von dem ganzen Vorschlag gar nichts. Der Altmarkt bleibe trotz Umgestaltung ein Parkplatz und kein Aufenthaltsplatz. „Wenn man die Aufenthaltsqualität verbessern will, macht man das nicht, indem man die Parkplätze neu ordnet. Und wegen zehn Parkplätzen werden die Geschäfte nicht mehr oder weniger Umsatz machen. Wenn man sich das genau anschaut, stehen auf dem Parkplatz schon mal drei oder vier Mitarbeiter von den Gastronomen. Da geht‘s ja gar nicht um die Kundschaft.“ Wenn man den Platz wirklich aufwerten wolle, dürften da keine Autos stehen und außerdem müsse sichergestellt werden, dass dort nur Schrittgeschwindigkeit gefahren werde. Für die Äußerungen erhielt Hugendick Beifall von den Besuchern des AUS.

Uwe Weidenfeld ärgerte sich weiterhin darüber, warum die Bürgersprechstunde so früh stattgefunden habe. „Meine Vermutung ist, weil um 18 Uhr die Gastronomie ihren Betrieb aufnimmt. Das treibt mich um. Ich werde das Gefühl nicht los, dass dort bestimmte Gruppen bevorzugt werden.“ Das wies Bürgermeister Langhard zurück. Es seien alle Anwohner über verschiedene Kanäle und per Handzettel eingeladen worden und die Verwaltung sei bis 18 Uhr vor Ort gewesen. „Dahinter einen tieferen Sinn zu vermuten, das ist konstruiert.“

Letztlich stimmte der AUS bei sieben Gegenstimmen der Umgestaltung des Altmarkts zu.