Schwelm. Auch Schwelms Ehrenbürger Wilhelm Erfurt richtete Worte an die Schwelmerinnen und Schwelmer. Sie wurden bei der Demonstration verlesen.

Auch Schwelms Ehrenbürger Wilhelm Erfurt richtete Worte an die Schwelmerinnen und Schwelmer, die im Rahmen der Demonstration „Für Rechtsstaat und Demokratie“ von Bürgermeister Stephan Langhard verlesen wurden. Hier der genaue Wortlaut:

„Liebe Schwelmerinnen und Schwelmer,

auch wenn ich heute nicht persönlich bei Ihnen sein kann, so fühle ich mich mit meinen 93 Lebensjahren doch auf besondere Weise mit Ihnen verbunden! Denn wir tragen alle große Verantwortung für unser Land.

Unsere Bundesrepublik, die uns Freiheit, Frieden und in hohem Maße persönliche Entwicklung ermöglicht, braucht uns.

Ich bin in die Weimarer Republik hineingeboren worden, war 14 Jahre alt, als die Nazizeit endete und habe zunächst das lange bleierne Schweigen über den zurückliegenden Weltkrieg und den Massenmord an Juden und anderen Menschen erlebt, das die Täter noch lange deckte und die Opfer noch einmal zu Opfern machte.

Über dem moralischen Abgrund der Nazizeit wurde unser Rechtsstaat aufgebaut und mit echtem, wahrem Leben erfüllt. In diesem Land lässt sich niemand manipulieren, um zum Verräter an seinen Mitmenschen zu werden. Das sollte uns mit Stolz erfüllen. Die Sicherheit, die uns die Demokratie gibt, haben wir genutzt zur Aufarbeitung und um Freiheit und Frieden für alle Menschen zu garantieren.

Ich habe viele Krisen in Deutschland erlebt, aber auch große Hoffnung und viel Stärke und Entschlossenheit, um Nöte zu bewältigen. Gelungen ist uns das auf dem Boden unserer besonderen Gesellschaftsform, die den einzelnen achtet und schützt und uns immer zum Miteinander anhält.

Wir alle zusammen müssen an Gerechtigkeit und Toleranz glauben und sie auch leben! Es wird immer einmal krachen und knirschen, denn eine Gesellschaft muss sich auf der Höhe der Zeit weiterentwickeln - aber nur zum Besten aller Menschen und nicht auf Kosten von Menschen. Wir müssen uns unserer Demokratie als würdig erweisen und sie schützen, damit sie uns beschützt.

Es ist ganz und gar nicht lächerlich, sich für Werte einzusetzen. Denn aus deutscher Geschichte wissen wir, was geschieht, wenn Werte wie Freundschaft, Anstand und Menschlichkeit zerstört werden.

In ganz Deutschland regt sich jetzt die redende Mehrheit! Das macht mich glücklich. Am glücklichsten bin ich darüber, dass wir als Schwelmerinnen und Schwelmer ein Bild der Geschlossenheit abgeben, unabhängig von Herkunft und Lebensgeschichte.

Dafür danke ich Ihnen.

Ihr Wilhelm Erfurt“