Schwelm. Thomas Friedrichs betreibt seit 15 Jahren die Rösterei und das Café Rabenschwarz in Schwelm. Er verrät, worauf es bei gutem Kaffee ankommt.
Der Chef trinkt handgefiltert. Und Thomas Friedrichs ist eine absolute Kapazität in Sachen Kaffee, denn als er seine kleine Rösterei Rabenschwarz inklusive seines Cafés an der Schwelmer Kirchstraße vor 15 Jahren eröffnete, war er so etwas wie ein Pionier der neu aufflammenden Kaffee-Kultur. Im Interview spricht er darüber, was einen guten Kaffee ausmacht, welche Pläne er in Schwelm noch hat und ob Koffein bei ihm überhaupt noch wirkt.
Was macht einen guten Kaffee aus?
Im Endeffekt muss die Basis der Bohnen gut sein und dann müssen diesen gut geröstet werden. Das entwickelt sich. Durch neue Techniken werden Kaffees zum Beispiel ganz anders fermentiert, so dass sie völlig neuen Geschmack entwickeln. Wir selbst probieren immer wieder neue Dinge aus, testen und entwickeln unsere Sorten.
Wo liegt denn genau der Unterschied vom Rabenschwarz-Kaffee zum günstigen?
Das ist vor allem anderen die Zeit, die der Kaffee bereits geröstet ist. Wer sich Markus Gold aus dem Aldi anschaut, der sieht beim Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum, dass er teilweise schon ein Jahr lang verpackt ist. Bei uns ist kein Kaffee älter als ein bis zwei Wochen. Aber Vorsicht: Es ist eigentlich ratsam, den Kaffee nach dem Kauf noch zwei Wochen, Espresso auch drei, reifen zu lassen. Der Kaffee war bei mehr als 200 Grad in der Trommel und muss ich erstmal erholen. Das Zweite ist, dass Qualitätskaffees deutlich einheitlichere Bohnengrößen haben, die bei der Röstung natürlich auch gleicher reagieren als Mischungen aus kleinen und großen Bohnen.
Was ist in den 15 Jahren bei Rabenschwarz passiert?
Ich bin als Kaffeeröster hier ja so etwas wie ein Dino. Als ich vor 15 Jahren anfing, war ich der einzige im Umkreis, selbst in Wuppertal gab es niemanden, dort sind mittlerweile drei Röstereien beheimatet. Vor allem die Ausbildung hat sich enorm verbessert. Ich musste mir alles selbst beibringen, heute gibt es eine Röstschule und sogar einen Lehrgang bei der IHK. Dazu kommt, dass alles transparenter, öffentlicher geworden ist. Kaffee hat immer noch viel mit Genuss zu tun, gleichzeitig hat sich eine riesige Lifestyle-Komponente entwickelt. Es gibt auf Instagram Kaffee-Influencer, das Thema ist stets präsent. Und: Wenn ich ein guter Barista bin, stehen mir die Türen überall offen. Kaffee ist ein globales Thema. Ich hole mir auch immer, wenn ich unterwegs bin, Kaffees aus anderen Röstereien, um zu vergleichen und zu lernen.
Welche Kundschaft kommt zu Rabenschwarz?
Ganz besonders toll finde ich, dass immer neue Generationen nachrücken. Sowohl im Café-Betrieb als auch bei den Kunden, die den abgepackten Kaffee kaufen, sind alle Altersklassen vertreten. Zudem haben wir Kunden, die einen großen Sinn für Qualität haben und auch bereit sind, dafür den entsprechenden Preis zu zahlen. Manche Sorten liegen schon bei mehr als zehn Euro für 250 Gramm. Doch die Kundinnen und Kunden schätzen die Qualität, kommen nach einer Woche wieder und wollen exakt diesen Kaffee erneut haben. Viele Kunden kenne ich sehr lange. Ich mag den persönlichen Kontakt.
Warum sind Sie mit der Rösterei nach Ennepetal gezogen?
Vor etwa einem Jahr habe ich mich auf die Suche nach neuern Räumen begeben, weil ich mit der Rösterei aus der Döinghauser Straße wegwollte. Ich wäre am liebsten in Schwelm geblieben, habe hier aber keine adäquaten Räume gefunden. In Ennepetal hat das dann aber recht schnell problemlos funktioniert. Wir sind dort jetzt sehr glücklich.
Was trinken Sie denn zu Hause am liebsten für einen Kaffee?
Ich trinke am liebsten handgefilterten Kaffee aus meiner eigenen Mühle, auch mal French Press, der etwas uriger schmeckt. Ich probiere gern aus.
Welcher Kaffee geht gar nicht?
Es gab mal den Trend, Butter in den Kaffee zu tun, das schmeckt mir überhaupt nicht.
Würden Sie auch aus einer Pad- oder Kapselmaschine Kaffee trinken?
Senseo auf gar keinen Fall. Ich hatte schon zwei Kunden, die auf der Suche nach Kaffee für ihre Senseo-Maschine waren. Denen habe ich gesagt: „Wirf das Ding in den Müll, dann schenke ich Dir zwei Kilo Kaffee.“ Beide haben mein Angebot angenommen und sind zufrieden. Die Kapseln schmecken mitunter gar nicht so schlecht, sind aber aus meiner Sicht viel zu teuer, und der Umweltaspekt ist miserabel.
Wirkt Koffein bei Ihnen überhaupt noch?
Nicht wirklich. Wenn ich im Laden bin, trinke ich durchaus sechs bis acht Cappuccinos am Tag. Ich kann auch direkt vor dem Schlafengehen Kaffee trinken und schlafe ganz wunderbar ein. Nur wenn ich Espresso röste und trinke dann so vier, fünf zum Testen hintereinander, dann wird mir tatsächlich auch mal etwas schwindelig.
Welche Zukunftspläne haben Sie mit Rabenschwarz?
Ich will mich selbst als Röster und meine Produkte immer weiter entwickeln, es gibt noch so viel zu entdecken, zu verbessern. Ich möchte noch mehr aus diesem Handwerk herauskitzeln. Daran habe ich Freude. Von mir aus darf es mindestens noch 15 Jahre so weitergehen. Und: Ich will mehr Menschen für Qualität begeistern, die einfach keinen Bock mehr auf schlechten Kaffee haben. Wenn ich jetzt einfach mal herumdenke, kann ich mir vorstellen, vielleicht einmal eine Kaffee-Schule zu eröffnen oder einen Werksverkauf in Ennepetal anzubieten. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
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