Gevelsberg. Wenn das Kirmestor steht, ist die Vorfreude auf die Gevelsberger Kirmes greifbar. Jetzt ist auch dieses noch schöner.
Wer in diesem Jahr durch das Kirmestor auf die Kirmesmeile geht, wird eine bunte Überraschung erleben. Die sonst so grauen Betonklötze, die das Bauwerk absichern, sind mit Kirmesmotiven gestaltet. Der Künstler ist auf dem schrägen Volksfest kein Unbekannter. Seit Jahren sorgt Jens Westip bei vielen Gruppen für die Wagenmotive, jetzt hat er den Eingang der Gevelsberger Kirmes besonders in Szene gesetzt.
„Michael Sichelschmidt hatte die Idee, dass wir diese hässlichen Betonblöcke doch endlich schöner gestalten sollen“, sagt Peter Weber. Er ist Mitglied im Freundeskreis Gevelsberger Kirmes, der sich um viele Dinge rund um die Kirmes kümmert, vor allem aber das Kirmestor, das im vergangenen Jahr 25. Geburtstag feierte. Von vorn ist das Kirmestor ein absoluter Hingucker und wohl das meist fotografierte Fotomotiv während der tollen Tage in der Stadt. Aber von hinten sieht es eher schlicht aus, ein trauriger Gruß zum Abschied. Und auch die Betonklötze, die für die Statik eine entscheidende Rolle spielen, hat niemand im Blick. Doch das ist vorbei.
Beliebtes Fotomotiv
Ungewöhnlich ist aber nicht nur, dass so viele nun plötzlich hinter dem Kirmestor stehen bleiben und sich umschauen, sondern auch, dass das Tor erstmals schon am Mittwoch fertig aufgebaut war. „Wir hatte wegen des angekündigten Unwetters Angst, dass etwas schief gehen könnte“, sagt Peter Weber. Viele der Helfer sind bei der Feuerwehr Gevelsberg und den Technischen Betrieben und könnten dann eventuell zu Einsätzen gerufen werden. Doch es ging alles gut. Und so steht das Tor schon am Donnerstagmorgen. Man könnte meinen, das Fest könne gleich los gehen. Die Buden stehen, die Karussells, das Riesenrad: Doch noch ist es nicht so weit – und noch laufen die Vorbereitungen.
Für Jens Westip ist die Arbeit getan. „Ich mag es nicht, wenn die Welt einfarbig ist und zubetoniert“, sagt er. Bunte Farben und Motive machten oft den Unterschied, machen die Welt schöner. „Eigentlich kann man alles bemalen“, sagt er und lacht. 2007 hat er sich mit seinem Hobby selbstständig gemacht, bemalt alles Mögliche: Angefangen von Möbeln, Wohnungen, Fassaden und Garagen bis hin zu Spielzeug oder Computergehäusen.
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Dem 47 Jahre alten Gevelsberger ist es wichtig zu zeigen, was alles mit Graffitis möglich ist, und so gegen deren schlechten Ruf zu arbeiten. „Graffiti ist nicht umsonst eine Kunstart“, sagt er. Damit meine er aber nicht diejenigen, die ungefragt auf Wänden anderen ihre Buchstaben und Motive aufdrücken, sondern Kunst im öffentlichen Raum. Oder eben auf diesen Betonblöcken, die nun richtige Hingucker geworden sind.
Kirmeszug mit vielen Motiven
Der Gevelsberger sagt, dass er vom Freundeskreis kaum Vorgaben bekommen habe. Wichtig war, dass es um Kirmes geht und dass die Kirmesgruppen vorkommen. Es sollte für jeden etwas dabei sein. Jens Westip malte den Greifautomaten für Kinder, die jubelnde Menge mit den skurrilen Figuren, dann die künstlerischen Bilder, das Motto „Glas leer, dann her“. „Es hat Spaß gemacht, all das zu machen“, sagt Jens Westip. Er schätzt, er habe zwei, bis drei Monate daran gesessen. Besonders anspruchsvoll seien die Kirmesgruppenmotive gewesen. „Da habe ich das Logo der Gruppe mit einem Projektor an den Betonklotz projiziert, nachgezeichnet und dann ausgemalt. Das war sehr aufwendig“ sagt er. Wie er diese kleinteiligen Bilder hinbekommen hat? „Mit ganz viel Geduld, Spucke und dem richtigen Werkzeug.“ Die Ideen zu den anderen Bilder, die hat er aus dem Internet, Kinderbüchern und aus seinen eigenen Erinnerungen. Schließlich ist er auch ein Kirmesfan.
Seine Motive sind auch im Kirmeszug zu sehen. Bei Börkey, Im Dörnen, Brumse, Aechter de Bie’cke. „Ich finde es toll, da mitzumachen.“ Deshalb würde Jens Westip auch nicht in eine Kirmesgruppe eintreten, er will allen helfen. So wie jetzt auch dem Freundeskreis.
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Das Kirmestor wurde übrigens 1997 das erste Mal aufgebaut. „Die Idee dazu hatte der damalige Feuerwehrchef Karlheinz Jordan“, sagt Peter Weber. So ein Tor wie auf der Theresienwiese beim Oktoberfest, das anzeigt, dass hier die Kirmes beginnt, beziehungsweise endet, so etwas stellte sich Jordan auch für Gevelsberg vor. Es sollte einen optischen Puffer zur Kirmesmeile schaffen, die Aufmerksamkeit auf den Verkehr lenken, vor allem bei denjenigen, die durch den Genuss alkoholischer Getränke abgelenkt sind. Das Kirmestor ist aber längst zu viel mehr geworden, als nur eine Schutzmaßnahme. Es ist das beliebteste Kirmesmotiv. Und mit den neu gestalteten Betonblöcken gibt es nun noch viel mehr, das es Wert ist, im Bild festzuhalten.