Gevelsberg. Vor allem die Vereinsbierstände sind das Herz der Gevelsberger Kirmes. Doch wer eine Runde gibt, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen.
So teuer war das Bier in der Gevelsberger Kirmesgeschichte noch nie. Doch an der Inflation und den steigenden Preisen kommt auch in Gevelsberg in diesem Jahr leider keiner vorbei. In diesem Jahr fällt an fast allen Bierständen die magische Grenze von 2 Euro für das 0,2 Liter-Glas. Der Anstieg liegt zwischen 20 und 50 Cent. Die meisten Vereine haben im vergangenen Jahr 1,70 oder 1,80 Euro pro Glas genommen, am Stand der Mühlenhämmer waren es 1,50 Euro. Nach Auskunft der Stadt gibt es auf der Kirmesmeile insgesamt 26 Ausschankbetriebe. Viele Gastronomen sind dabei, einige gewerbliche Anbieter, aber vor allem wieder die Gevelsberger Vereine. Wir haben nachgefragt, was das Bier kostet und was sonst noch während der langen Nacht von Freitag auf Mittwoch geplant ist.
KG Silschede
Premiere feiert die neu gegründete Kirmesgruppe Silschede auf der Gevelsberger Kirmes - und das direkt mit einem eigenen Stand. Vorsitzender Christian Schönebeck sagt, dass es nicht schwer gewesen sei, den Dienstplan für die Tage zu erstellen. „Wir leben noch immer von der Anfangseuphorie.“ Er versichert: „So lange es in Gevelsberg möglich ist, gibt es auch bei uns Glas.“ 0,2 Liter Bier kosten 2 Euro. So war es auch schon beim Maifest. „Eigentlich dachte ich, dass die Preise der Vorstand des Kirmesvereins vorgibt. Doch das ist gar nicht der Fall. Das machen die Anbieter selbst.“ Die Gruppe habe sich mit anderen abgesprochen. Als Besonderheit gibt es am Stand selbst gemachte Erdbeerbowle für 4 Euro. „Wir holen jeden Tag 10 Kilo frische Erdbeeren und fangen ab 14 Uhr an die zu schnippeln und dann einzulegen.“ Sekt und Wein würden bei Hedtstück gekauft.
Pinass Brumse
„Wir betreiben den Bierstand, um unser Hobby zu finanzieren: den Wagenbau“, sagt Stefan Remmel, der erste Vorsitzende der Kirmesgesellschaft Pinass Brumse. Doch das, was man für den Kirmeszug brauche, werde immer teurer. So wie leider auch das Bier. Es habe sich in den vergangenen Wochen auf einigen Veranstaltungen in Gevelsberg eingespielt, dass das Bier zwei Euro kostet, sagt Stefan Remmel. „Damit sich aber auch diejenigen erfrischen können, die einen schmalen Geldbeutel haben, gibt es Wasser für einen Euro.“ Dankbar ist Remmel für die Unterstützung des Reitvereins, der den Stand am Sonntag während des Kirmeszuges übernimmt. Die Teckelfreunde kümmern sich am Montagabend, damit die Mitglieder von Pinass Brumse auch mal gemeinsam die Kirmes genießen können.
Vie ut Asbi`eck
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2 Euro kostet ein Bier auch bei der Kirmesgruppe Vie ut Asbi’eck. „Wir sind gezwungen, diesen Preis zu nehmen, weil alleine schon die Einkaufspreise so gestiegen sind. Den anderen Gruppen geht es aber auch so“, sagt Christina Wölling. Sie ist zweite Vorsitzende und kündigt an, dass es am Freitag und Samstag ab 20 Uhr einen DJ am Stand gibt. Außerdem werden wieder Cocktails ausgegeben, alkoholfreie sind ab 5 Euro zu haben, der teuerste mit Alkohol kostet 7 Euro. Aktuell sei die Gruppe dabei, den Dienstplan für den Bierstand aufzustellen. „Für eine so kleine Gruppe wie uns ist es schwer, wir sind auf Hilfe von außen angewiesen, um alle fünf Tage abdecken zu können“, erklärt sie. Vor zwei Monaten habe es einen Umbruch im Vorstand gegeben, jetzt sei die Gruppe dabei, sich neu aufzustellen.
Mühle
Die Kirmesgruppe Mühlenhämmer betreibt den einzigen privaten Bierstand, an dem das Bier noch günstiger als zwei Euro ist. „Wir haben alles einmal durchkalkuliert und nehmen 1,80 Euro“, sagt Tobias Eulenhöfer. Der erste Vorsitzende der Mühle erklärt, dass die Gruppe etwas mehr Spielraum habe, weil sie sich keinen Bierwagen leihen müsse, sondern einen eigenen habe. Das mache es günstiger. „Es sind schwere Zeiten für alle, der Preis soll etwas helfen“, sagt Eulenhöfer. Außerdem wollte man dafür entschädigen, dass in diesem Jahr wieder kein Brückenfest stattfinden konnte. Ob es sich am Ende gerechnet habe, das müsse man sehen. Denn die Einkaufspreise und auch sonstigen Kosten seien enorm gestiegen. Ansonsten soll alles wie immer sein. „Fünf Tage Vollgas am Stand.“
Spielleute-Vereinigung
Alles wie immer. So soll es bei der Spielleute-Vereinigung Gevelsberg während der Kirmes zugehen: „Klönen, gemütlich unterm Zelt sitzen und eine schöne Zeit verbringen“, wünscht sich die erste Vorsitzende Eva-Maria Hofmann. Und noch eine Tradition bleibt: das Frühkonzert am Kirmessonntag ab 11 Uhr auf dem Hof der VHS. Dort werden alle Musikzüge spielen, die auch beim Kirmeszug dabei sind, für die Bewirtung sorgen die Spielleute. In diesem Jahr sind es elf Gruppen, die eingeladen wurden. Was sich aber auch hier geändert hat, ist der Preis für das Bier. Auch am Stand der Spielleute kostet es 2 Euro.
Pfadfinder
Die 2 Euro-Marke ist auch bei den Pfadfindern eine magische Grenze gewesen. Bis jetzt. „Wir haben lange hin und her überlegt, viel diskutiert und uns geweigert, die Preise so zu erhöhen“, sagt Victoria Fröschke, die erste Vorsitzende vom Stamm St. Engelbert der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg in Gevelsberg. Doch es sei nicht anders möglich, der Preisdruck sei zu hoch gewesen. Neu ist: Die Pfadfinderkollegen aus Haßlinghausen werden in diesem Jahr den Essensstand übernehmen. Dort gibt es Leckeres vom Grill.
FSV
„Auch wir müssen pro 0,1 Liter einen Euro nehmen“, sagt der Vorsitzende des FSV Gevelsberg, Christian Bauermeister. Beim FSV gibt es traditionell etwas größere Gläser, nämlich 0,3 und dazu sind diese aus Plastik. „Die Bierpreise sind in die Höhe geschossen“, sagt er. Man habe keine andere Wahl. Dabei würden längst nicht alle Steigerungen an die Gäste weitergegeben. Ein Problem, mit dem der FSV auch in seinem Vereinsheim zu kämpfen hat. „Das, was am Ende übrig bleibt, wird immer weniger.“ Und noch mehr Geld für Getränke zu nehmen, das sei auch nicht richtig. Dann käme kein Mensch mehr.
Skiclub Gevelsberg
Holger Hecker kümmert sich für den Skiclub um die Organisation des Bierstandes. Die komfortable Situation beim Verein ist: „Wir haben 16 Fässer im gekühlten Keller angezapft.“ Das Bier kann ohne Pause laufen. Um mal einen Vorteil der unliebsamen Preiserhöhung zu nennen: „2 Euro pro Bier sorgt für einfachere Berechnungen des Wechselgeldes. Doch wenn was kaputt geht von der Ausrüstung, dann reißt das ein Loch in die Kasse. Denn nicht nur die Brauereien haben die Preise angezogen.“ Neu im Angebot sind Schirme, die der Verein sicherheitshalber besorgt hat. „Denn auf der Hasper Kirmes hat es nicht geregnet, dann wird es wohl auf der Kirmes regnen.“ Entweder in Haspe oder in Gevelsberg, einmal gab es immer Abkühlung von oben. Ab 19 Uhr wird DJ Sven Kadelka am Freitag, Samstag und Dienstag für Stimmung sorgen.
Freiwillige Feuerwehr
Fünf unbeschwerte und unbelastete Tage: Das wünscht sich Hartwig Luig. Der Chef vom Löschzug 1 der Freiwilligen Feuerwehr weiß, wie die Krisen die Menschen belasten. Das Geld, das auf der Kirmes eingenommen wird, soll dem Förderverein des Löschzuges zugute kommen. Um Geld für gemeinsame Veranstaltungen für die Ehrenamtlichen zusammen zu bekommen, ihnen etwas Gutes zu tun. Der Bierstand ist die Haupteinnahmequelle des Fördervereins. Wie viel am Ende übrig ist, bleibt abzuwarten. Gestiegene Preise belasten auch die Feuerwehr und sorgen für gestiegene Bierpreise. Auch hier müssen Gäste 2 Euro zahlen.
Ka-Ge Grün Weiß
Beim Stand der Ka-Ge Grün Weiß, der traditionell gegenüber vom Kettenkarussell steht, wird das 0,2 Glas, egal mit welchem Getränk gefüllt, 2 Euro kosten. Volker Weiß, der Geschäftsführer der Ka-Ge Grün Weiß, freut sich aber, zwei Getränke zum Sonderpreis abzugeben. Wer Black Vinyl (Lakritzlikör) oder ein Pinnchen Marille kauft, zahlt weiterhin nur einen Euro. Möglich macht das eine Kooperation mit Jogi vom Starclub. „Er sponsort uns.“ Im vergangenen Jahr habe das Bier 1,80 Euro gekostet. Viele hätten 2 Euro auf die Theke gelegt und gesagt „stimmt so“. Volker Weiß freut sich über so viel Verständnis. „Die Standmiete, der Strom, die Einkaufspreise, das ist schon alles Wahnsinn. Doch noch rechnet es sich.“
Führing
Die Vorbereitungen für den Bierstand der Spedition Führing sind bereits am Dienstag angelaufen. „Die beliebten Spritzen werden gerade aufgezogen und die Etiketten aufgeklebt.“ Die Zutaten der alkoholischen Erfrischung, die es in weiß und grün gibt, will Jogi Führing nicht verraten, dafür aber den Preis: 2,50 Euro. „Das Bier wird 2 Euro kosten, wie an den meisten Ständen auch.“ Softdrinks gibt es für 1,50 Euro. Er versichert, dass es natürlich auch unter anderem wieder das Einhornwölkchen mit Glitzer und bunter Sahne geben wird. Die Preiserhöhung sei wie bei allen anderen leider notwendig gewesen, um die Kosten aufzufangen.
HSG
Schon auf dem Kirmesabend hat das Bier 2 Euro gekostet. „Die Menschen haben nicht weniger als sonst getrunken“, weiß Christian Thaler. Die HSG kümmert sich schon seit Jahren um die Bewirtung beim Kirmesabend in der Halle West und hat mit dem höheren Preis keine schlechten Erfahrungen gemacht. Leider sei dieser neue Preis auch notwendig, um die gestiegenen Kosten abzudecken, sagt der Mann vom Handballverein.
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Der Vorteil einer geraden Zahl sei auch, dass es einfacher sei, das Wechselgeld herauszugeben. Ansonsten setzt der Verein auf das bewährte Konzept: Viel Auswahl und viele verschiedene Helferinnen und Helfer aus allen Mannschaften. „Viele bleiben stehen, weil immer jemand jemand kennt.“
Schwarz-Weiß Silschede
„Wir orientieren uns bei den Preisen immer an den Kirmesgruppen“, sagt Thomas Bühne. Der erste Vorsitzende von Schwarz-Weiß Silschede erklärt, dass auch am Stand der Fußballer 2 Euro pro Glas Bier genommen wird. Softdrinks wie Wasser, Fanta, Cola, Sprite kosten 1,50 Euro. Bühne erklärt, dass schon beim Boulevard, bei dem Maifest in Silschede und auch bei den Feuerwehrfesten der Preis schon bei 2 Euro lag. „Die steigenden Preise haben leider dafür gesorgt.“ Auch der beliebte Quickie, der Kirschlikör mit Wodka, kostet nun 2 Euro.
Jellinghaus
Alles begann als ein entspanntes Beisammensein - vor der Haustür mit Freunden. Das war vor 41 Jahren. Längst ist aus dem kleinen Stand ein großer Schankwagen geworden und ein Treffpunkt für viele - ganz oben auf der Kirmes kurz vor dem Riesenrad. Direkt vor dem Haus an der Elberfelder Straße ist kein Platz mehr, dort dreht das Kettenkarussell seine Runden. „Unserer Familie gehört das Haus, in dem das Chinesische Restaurant ist“, sagt Julien Jellinghaus. Damals sei die Kirmesmeile noch viel weiter nach oben gegangen, 1982 hätten seine Eltern mit dieser Tradition begonnen. Vor 14, 15 Jahren hat er den Schankbetrieb, den es nur zur Kirmes gibt, übernommen. Gemeinsam mit seiner Frau Chantal hat er am Freitag um 13 Uhr den Bierstand eröffnet. Auch hier kostet das Bier 2 Euro. Übrigens, hier gibt es auch Longdrinks für alle, die auf süßere Getränke stehen.