Schwelm. Linderhausen gewinnt in der Gesamtwertung. Ein Gevelsberger wird Schwelmer Ehrenhalber. Tränen fließen bei vielen Menschen. Die Siegerehrung.
Die Menge jubelt, der Applaus ist sogar noch in dutzenden Metern Entfernung zu hören. Männern und Frauen kullern die Tränen übers Gesicht – vor Freude versteht sich. Die Nachbarn aus Linderhausen holen den Gesamtsieg beim Schwelmer Heimatfestzug.
Bei der Siegerehrung am Montagvormittag in der Schwarzwaldchristel können es die Linderhauser kaum fassen, dass sie den großen Pokal mit nach Hause nehmen. „Damit hätten wir nie gerechnet, wir sind einfach überwältigt“, sagt Obernachbar Michael Frielingsdorf, als er von der Bühne kommt. Viel Luft und Zeit für Worte bleiben ihm nicht, von allen Seiten stürmen die Mitglieder aller Nachbarschaften auf ihn zu, nehmen ihn in den Arm, gratulieren, überreichen Geschenke. Bürgermeister Stephan Langhard drückt ihm ein Pils in die Hand. „Ich bin erst seit zwei Jahren Obernachbar und jetzt direkt zu gewinnen, das ist einfach Wahnsinn.“ Er selbst hätte seine Truppe und sich auf Platz fünf oder sechs eingeordnet. Umso größer ist die Freude, für alle scheint dieser Sieg noch gar nicht real. „Das war auch nur in Zusammenarbeit mit dieser tollen Gruppe möglich. Von Jung bis Alt ist bei uns alles dabei“, lobt der Obernachbar seine Linderhauser.
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„Abba“-Gruppe Linderhausen auf Platz 1
2172 Punkte – so lautet die Punktzahl, mit der die Nachbarschaft den ersten Platz geholt hat. Hinzukommt der Sieg in der Gruppenwertung. Mit ihrer Idee, die schwedische Band „Abba“ zu präsentieren, überzeugte die Fußgruppe den Bewertungsausschuss. Und auch in der Kategorie Heimatkunde hat die Schwelmer Nachbarschaft vom Berg überzeugt. Mit dem Wagen, der nicht nur optisch ordentlich was her machte, sondern in dem auch wahnsinnig viel Handarbeit steckt, holten die Mitglieder auch hier die „Goldmedaille“.
Freudentränen und Jubel gibt es indes nicht nur bei den Gesamtgewinnern: Jede der 13 Nachbarschaften sowie alle anwesenden Sponsoren, die Dacho, der Bürgermeister und zahlreiche weitere Zuschauer und Besucher drücken die Freude für jeden gegenseitig aus. Bürgermeister Stephan Langhard ist auch einen Tag nach seinem ersten Heimatfestzug noch überwältigt von dem größten Schwelmer Volksfest. „Ich bin froh, dass ich nicht in der Jury sitze“, betont das Stadtoberhaupt „Außerdem möchte ich noch sagen, dass bei WDR 2 gesagt wurde, dass das Heimatfest die größte Veranstaltung im gesamten EN-Südkreis ist. Und das ist ihr Verdienst“, lobt Stephan Langhard seine Bürgerinnen und Bürger und zwinkerte über den Strückerberg in Richtung seines Gevelsberger Amtsbruders Claus Jacobi. Nachfolgend zeichnet er die beiden Nachbarschaften aus, die in diesem Jahr aufgrund personeller sowie finanzieller Probleme nicht an der Wertung teilnehmen konnten: Die Heimatfreunde Loh und die Nachbarschaft Fronhof.
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Neben der Auszeichnungen und Ehrungen kommt natürlich auch der Spaß nicht zu kurz: Die neuen „Kaal und Krißjan“ feiern Premiere auf der Veranstaltung und räumen auf Plattdeutsch richtig ab, bevor sie die drei besten Einzelgänger auszeichnen. „Die haben wir ganz spontan noch vorbereitet“, scherzen sie. IMit Charme und Humor machen sie darauf aufmerksam, dass der Heimatfestmontag in früheren Zeit ein Brauchtumstag war, heutzutage müssen die Kinder an diesem Tag zur Schule – etwas, was für die beiden Kultfiguren unbegreiflich ist. Lautes Gelächter schallt immer wieder durch das Festzelt, die Stimmung ist durchgehend auf einem regelrechten Höhepunkt. Für die musikalische Untermalung sorgt dabei das Schwelmer Panikorchester.
„Zum Parlament“ und „Königreich Möllenkotten“ auf Platz 2 und 3
Traditionell werden auch in diesem Jahr zehn Urkunden an die Nachbarschaften im Laufe der Siegerehrung verteilt. Die letzten drei Auszeichnungen – besser gesagt also die ersten drei Auszeichnungen – geben Dacho-Chef Enzo Caruso und Festzugleiter Jörg Brandenburg zuletzt bekannt. Kurz vorher küren Caruso, Dacho-Geschäftsführer Jochen Stobbe und Obernachtwächter Christian Fasel noch die beiden Schwelmer Ehrenhalber. Zum einen ist es Christina Adamidis von der Brunner Nohberschaft sowie der Gevelsberger Hammerschmied Bernd Matthäi. „Das soll auch ein Zeichen der Städtefreundschaft sein“, betont der Obernachtwächter. Denn diese Sympathie zwischen Gevelsbergern und Schwelmern gab es nicht immer.
In der Gesamtwertung landet die Nachbarschaft „Königreich Möllenkotten“ auf Platz drei mit 2072 Punkten – nur knapp vorbei am Zweitplatzierten: „Zum Parlament“. Die Nachbarschaft holt insgesamt 2074 Punkte. Am Ende jedoch feiern alle gemeinsam, grölen, weinen, lachen und stoßen zusammen an. Denn Verlierer, so betonen es auch Jochen Stobbe und Enzo Caruso, gibt es nicht.
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Und im Vordergrund steht in diesem Jahr vor allem eins: Die Freiheit, endlich wieder ein Heimatfest nach der coronabedingter Zwangspause zu feiern. Die Emotionen, die bei allen - egal ob Zuschauer oder Mitglieder - hochkommen. „Als die Sirenen am Sonntag pünktlich um 13 Uhr ertönten und ich vorne stand beim Festzug, habe ich richtig Gänsehaut bekommen. Ich glaube, das sagt alles“, erzählt Jörg Brandenburg und seine Freude, sein Stolz und seine Erleichterung stehen ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben.