Gevelsberg. Der Deutsche Wetterdienst betreibt in Deutschland 1919 Messstationen. Eine ist in Gevelsberg - und so funktioniert sie.

„Man muss das schon richtig gut finden, wenn man sowas macht“, sagt Heinrich Lippe. Immer in Bereitschaft zu sein, bei Wind und Schneefall raus zu fahren, gerade bei Schneefall. Er kümmert sich ehrenamtlich um die Wetterstation Gevelsberg-Oberbröking und sorgt dafür, dass die richtigen Werte an den Deutschen Wetterdienst übermittelt werden. Auch wenn alles eigentlich vollautomatisch funktioniert: Manchmal muss er eingreifen. Dann wenn das Wetter verrückt spielt und wenn es draußen richtig ungemütlich ist.

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Die Wetterstation steht auf einer großen Wiese und besteht aus drei Teilen. Der Temperatursensor ist in der Mitte, klein, unscheinbar und sieht ein bisschen wie ein Schneebesen aus. Er schwebt regelrecht über einer Fläche, auf der kein Gras ist, auf der auch kein Unkraut sein darf. Er misst die Temperatur fünf Zentimeter über der Oberfläche, wenn Schnee liegt, muss der Regler von Hand höher geschoben werden. „Es gibt da ganz konkrete Vorgaben, die man bei einer Wetterstation einhalten muss“, sagt Heinrich Lippe.

Gevelsberg, der Deutsche Wetterdienst DWD betreibt in Gevelsberg Oberbröking eine Wetterstation, Inhaber der Grundstücks ist Peter Hoppmann, der Senior Heinrich Lippe kümmert sich ehrenamtlich um den Betrieb
Gevelsberg, der Deutsche Wetterdienst DWD betreibt in Gevelsberg Oberbröking eine Wetterstation, Inhaber der Grundstücks ist Peter Hoppmann, der Senior Heinrich Lippe kümmert sich ehrenamtlich um den Betrieb © WP | Carmen Thomaschewski

Den Wassertank, der die Regenmenge misst, den muss er aber mittlerweile nicht mehr ausleeren, das mache das Gerät jetzt von alleine. Der Durchmesser des Tanks, die Größe des Lochs, die Waage im Inneren: Alles wird regelmäßig überprüft. Und dann gibt es noch den zweiten Sensor, der alles überragt. Heinrich Lippe nennt ihn Pilz. Auch hier wird die Temperatur gemessen, dieses Mal in zwei Metern Höhe. Dazu werden hier auch noch Daten zum Wind genommen.

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All das wird rund um die Uhr an den Deutschen Wetterdienst übermittelt. Die Messwerte für Gevelsberg sind nicht nur auf der Internetseite des Deutschen Wetterdienstes online und tagesaktuell einzusehen, sie sind auch im Fernsehen. „Man muss nur die Aktuelle Stunde im WDR anschauen, da ist Gevelsberg fast immer dabei“, weiß Heinrich Lippe. So viele Messstellen des Deutschen Wetterdienstes gibt es nämlich gar nicht. Nämlich 1919. Die nächste sei in Wuppertal. Natürlich würden auch andere Anbieter Wetterstationen betreiben, Kachelmann habe eine am Strückerberg, doch der Deutsche Wetterdienst gehöre zu den seriösesten.

Das ist der Sensor, der die Temperatur misst – und zwar fünf Zentimeter über der Oberfläche. Die Höhe ist verstellbar. Er muss höher gesetzt werden, wenn Schnee liegt.
Das ist der Sensor, der die Temperatur misst – und zwar fünf Zentimeter über der Oberfläche. Die Höhe ist verstellbar. Er muss höher gesetzt werden, wenn Schnee liegt. © WP | Carmen Thomaschewski

„Wetter war bei uns immer ein Thema“, sagt Peter Hoppmann. „Das ist für einen Landwirt nämlich entscheidend für seine Arbeit.“ Für seinen Vater Peter Kaspa Hoppmann war das Wetter aber auch Hobby und Leidenschaft gleichermaßen. „Wir mussten immer eine Fahne am Silo haben, damit er sehen konnte, aus welcher Richtung der Wind wehte.“ Erst zeichnete er die Wetterdaten nur für sich auf, seit 2008 für den Deutschen Wetterdienst. Als er 2017 starb, übernahm Heinrich Lippe seine Aufgabe und kümmert sich seitdem ehrenamtlich um die Messstelle.

Rasen Mähen, reagieren, wenn falsche Daten übermittelt werden: Wenn er mal nicht kann, helfen seine beiden Söhne aus. Paul Hoppmann ist froh, dass sich Heinrich Lippe um alles kümmert, mit seinem Milchviehbetrieb hat er genug zu tun. Und Heinrich Lippe suchte eine sinnvolle Arbeit, als er pensioniert wurde. Früher habe er für den Wetterdienst jeden Morgen um 7 Uhr eine Wettermeldung abgeben, an der Wetterstation trug er die Daten in ein Buch ein. Mittlerweile kann er sie von den Messgeräten gar nicht mehr ablesen, so hat sich die Technik entwickelt. Bis auf den Temperatursensor, den muss er immer im Blick halten. In diesem Jahr musste Heinrich Lippe übrigens nichts umstellen. „Es gab ja gar keinen Schnee in diesem Jahr.“ Zumindest keinen, der der Rede wert gewesen sei.