Gevelsberg. Gevelsberger Jens Heidrich hat als Ein-Mann-Unternehmen begonnen, Wohnkabinen zu verkaufen. Jetzt hat er 16 Mitarbeiter.

Jens Heidrich verkauft von Gevelsberg aus Wohnkabinen in die ganze Welt. 2005 hat er sich seine erste eigene Wohnkabine gekauft und war begeistert von den Möglichkeiten, die sie bietet. Aus einem Hobby wurde ein mittelständisches Unternehmen.

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Sie haben in einer kleinen Halle an der Körnerstraße Ihre ersten Aufbauten auf einer Fläche von 300 Quadratmetern verkauft. Mittlerweile füllen Sie mit Ihrem Unternehmen im Gewerbegebiet Am Winkel 2500 Quadratmeter aus. Was hat Sie überrascht an dem Wachstum?

Jens Heidrich: Dass mir das alles noch immer so viel Freude macht, auch wenn alles größer geworden ist und ich viel mehr Verantwortung trage. Am Anfang war ich ganz alleine, mittlerweile habe ich 16 Mitarbeiter. Und ich würde gerne noch mehr Leute einstellen und bin schon auf der Suche.

Wie sind Sie dazu gekommen, Wohnkabinen zu verkaufen?

Ich war auf der Suche nach einer guten Campingausstattung und bin so auf Wohnkabinen gestoßen. Und als ich dann eine größere haben wollte, habe ich die alte verkauft. Ich war überrascht, wie groß das Interesse war. Also kaufte und verkaufte ich die nächste und dann wieder die nächste. Es war nicht mein Plan, ein großes Geschäft aufzuziehen. Ich habe Spaß an Wohnkabinen, stehe voll dahinter. Umso schöner ist es, dass es so gut läuft. Ich mache genau das, was ich machen will, habe mein Hobby zum Beruf gemacht.

Wer sind Ihre Käufer?

Steckbrief

Jens Heidrich ist 44 Jahre alt und hat nach seinem Realschulabschluss in Gevelsberg eine Ausbildung zum Lkw-Schlosser gemacht. Danach hängte er noch die Ausbildung zum Automobilkaufmann an und arbeitete zwei Jahre in einem Autohaus.

Mit 22 Jahren machte er sich selbstständig und eröffnete einen Oldtimerhandel. 2005 hat er seine Liebe zu Wohnkabinen entdeckt. 2008 machte er sich mit dieser Geschäftsidee selbstständig. 2015 zog er mit seinem Wohnkabinencenter Gevelsberg in das Gewerbegebiet Im Winkel. Er lebt in Gevelsberg mit seiner Lebenspartnerin zusammen. Er hat drei Kinder.

In diesem Jahr findet zeitgleich zur Caravan Salon-Messe in Düsseldorf (26. August bis 4. September) eine Hausmesse auf dem Gelände des Wohnkabinencenters, Im Winkel 10, statt. Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten immer von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden. „Wir werden voraussichtlich ca. 40 Pickup-Wohnkabinen von bis zu acht Herstellern und auch einige Pickups in unserer Ausstellung bereithalten“, sagt Jens Heidrich.

Hier kommen Menschen aller Couleur hin. Was sie alle verbindet, ist der Wille zu reisen. Sie haben eine besondere Lebensoffenheit, Nähe zur Natur und sind neugierig auf die Welt. Hotelreisende genießen die Fassade, Kreuzfahrer den blinkenden Teppich. Die Menschen, die mit einer Wohnkabine reisen, schauen auch gerne hinter die Fassade und blicken tiefer in die Welt, die sie umgibt.

Was macht Ihr Produkt so besonders?

Die flexible Mobilität. Eine Wohnkabine ist schnell auf einem Pickup montiert und kann jederzeit auch wieder abgenommen werden, per Kurbel innerhalb von 20 Minuten. In einer Wohnkabine findet man alles, was man braucht. Ein Bett, eine Sitzgelegenheit, einen Tisch, Kühlschrank, Herd, Spüle, viel Stauraum, eine Toilette, Dusche und auch eine Heizung, Solaranlage, Batterien, Wassertanks. Alles, was es auch in einem Camper gibt, nur komprimierter auf einer Fläche von 7 bis 12 Quadratmeter. Eine Wohnkabine muss nicht zum TÜV und wenn ein neuer Wagen gekauft wird, kann die Wohnkabine einfach umgesetzt werden.

Aufbauten sind aber nicht günstig. Ab 25.000 Euro ist das kleinste Modell zu haben.

Das stimmt. Und die teuersten liegen bei etwa 70.000 Euro. Wohnkabinen verlieren aber kaum an Wert. Ein Wohnmobil gehört mit 20 Jahren eher zum alten Eisen. Es gibt viele gebrauchte Modelle, eben weil Wohnkabinen so langlebig sind. Die günstigsten kosten etwa 6000 Euro. Dazu braucht man aber auch den entsprechenden fahrbaren Untersatz.

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Sind Pickups nicht zu starke Verbraucher? Spritpreise steigen, und Verbrennermotoren wird es wohl auch nicht allzu lange mehr geben.

So sieht eine Wohnkabine von außen aus.
So sieht eine Wohnkabine von außen aus. © WP | Carmen Thomaschewski

Wer sich Sorgen wegen der Verbrennermotoren macht, und ob man sie auch noch in einigen Jahren fahren kann: Es gibt in Amerika schon elektrisch betriebene Pickups. Die Technik schreitet voran. Und wenn man all die Dinge ausbaut, die ein Verbrenner braucht, dann ist viel Platz für starke Batterien. Außerdem verbrauchen Pickups gar nicht so viel, etwa 8,5 Liter. Das ist mehr als bei einem Golf, aber mit einem Pickup kann man durchaus auch im Alltag unterwegs sein.

Trotz Corona und Krise: Geben die Menschen mehr Geld für Ihre Freizeit aus?

Während Corona hatten die Leute nicht viele Möglichkeiten, Geld auszugeben. Also haben viele mehr in Camping investiert. Ob sie dadurch insgesamt mehr ausgegeben haben, weiß ich nicht. Aber die Nachfrage auch an Wohnkabinen ist während der Corona-Krise stark gestiegen. Als der Ukraine-Krieg ausbrach, gab es auch eine größere Nachfrage. Die Leute wollten flexibel sein, und wenn es nötig wird schnell die Möglichkeit haben, das Land zu verlassen. Es ging um das Sicherheitsbedürfnis. Mittlerweile hat sich das aber wieder gelegt.

Gibt es auch bei Ihnen Lieferschwierigkeiten und längere Wartezeiten, so wie bei vielen anderen Automobilanbietern?

Kurz und Knapp

Wenn ich mit dem Auto verreise,

dann freue ich mich nicht nur aufs Ziel, sondern auch auf den Weg.

Das Zuhause immer dabei zu haben,

ist eine Annehmlichkeit, die ich nicht missen möchte.

In fünf Jahren möchte ich

genau so glücklich sein wie jetzt.

Unbedingt gesehen haben sollte man

die ganze Welt. Wenn man nur einen Ort rausnimmt, wird man der Welt nicht gerecht.

Nein. Erst einmal habe ich immer viele verschiedene Wohnkabinen vor Ort. Man kann die meistens auch sofort mitnehmen. Wer eine neue kaufen will und individuelle Wünsche hat, muss etwa ein Jahr warten, bei bestimmten Modellen auch mal zwei Jahre. Das war aber schon immer so. Wir arbeiten mit vielen Herstellern zusammen, in der ganzen Welt, vertreiben drei eigene Marken und bauen die Wohnkabinen auch in Gevelsberg um. Auch die Kunden kommen aus der ganzen Welt.

Wie läuft das Geschäft eigentlich im Winter?

Gut. Einige unserer Wohnkabinen sind bis auf -35 Grad ausgelegt. Sie haben eine Fußbodenheizung und führen warme Luft an den Außenwänden, damit die T-Shirts im Schrank nicht anfrieren.

Warum sollte man sich Ihrer Meinung nach für eine Wohnkabine und nicht für ein Wohnmobil entscheiden?

Weil die Infrastruktur für Campingmobile nicht mitgewachsen ist. Viele haben sich ein Wohnmobil gekauft, finden aber oft keinen Platz mehr. Mit einem Pickup und einer Wohnkabine ist man wendiger. Man kommt viel weiter auf den Straßen und an Orte, die für andere unerreichbar sind. So ist man freier und findet überall Platz. Und die Sicherheit spielt auch eine große Rolle. Fahrerhaus und Wohnkabine sind getrennt, da kann einem nicht einfach mal ein Topf um die Ohren fliegen und bei einem Unfall ist man geschützter.

Wenn man überall hinkommt, ist das nicht schlecht für die Umwelt?

Menschen, die so reisen, blicken besonders auf die Natur und haben einen engen Bezug. Sie sind behutsam und achtsam. Es ist die flexibelste Campingform, die es gibt. Und auch die natürlichste, weil man mittendrin sein kann.