Schwelm. Eigentlich sollten die Stunden der Schulbegleiter in Schwelm gekürzt werden. Die Politik entschied jetzt aber doch anders.
Das politische Drehbuch, um die Stunden bei den Schulbegleitern zu kürzen, war längst geschrieben, da kam plötzlich alles ganz anders. Trotz der deutlich kritischen Haltung der Grundschulleitungen und der hitzigen Diskussionen am Mittwoch in der Sondersitzung des Jugendhilfe- und Schulausschusses hätten SPD und CDU die Stundenkürzung der Schulbegleiter mit ihrer Mehrheit im Stadtrat durchgedrückt. Doch dann das: Aus den eigenen Reihen gehen die Hände für eine Vertagung der Sache hoch. Da war sogar Bürgermeister Stephan Langhard perplex, die Fraktionsvorsitzenden blickten mit aufgerissenen Augen hinter sich, wer denn da den eigenen Antrag in die Ehrenrunde geschickt hat.
Jeweils zwei Mitglieder von CDU und SPD stimmten für eine Vertagung. Alle anderen Fraktionen – Grüne, FDP, BIZ, SWG/BfS und Linke – lehnen den Plan der Verwaltung ohnehin ab. Das Ergebnis: Mit 24 Zustimmungen und 18 Gegenstimmen wird erst einmal nichts aus den Stundenkürzungen. Das Thema wird nach den Sommerferien neu aufgerollt und beraten. Dann wolle man auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
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Den hatten die Politiker in mehrstündigen, lautstarken Diskussionen zuvor schon weder am Mittwoch in der Sondersitzung des Jugendhilfe- und des Schulausschusses gefunden noch einen Tag später im Rat. Während Bürgermeister Stephan Langhard und die Verwaltung immer wieder betonten, die Beschlussvorlage sei eine gemeinsame Lösung, die in Zusammenarbeit mit OGS- sowie Schulleitungen erarbeitet wurde, ergriff Mathias Wagener, Schulleiter der Grundschule Engelbertstraße, das Wort und sorgte für Entsetzen. „Im Einvernehmen war das nicht unbedingt“, stellte der Schulleiter der Grundschule Engelbertstraße klar. Der Bedarf an Integrationskräften in Klassen sei bedeutend höher. „Wir haben das jetzt reduziert, weil wir mussten. Uns wurde die Pistole auf die Brust gesetzt“, sagte Wagener.
Überrascht waren von dieser Aussage die verschiedenen Fraktionen und Bürgermeister Langhard hatte die Gespräche ganz anders in Erinnerung: „Ich bin entsetzt“, antwortete er auf Wageners Aussage. Hildegard Peters, Fachbereich Soziales, forderte ihn zunächst auf, die Anschuldigung zurückzunehmen. Sie selbst habe mit allen Schulleitungen telefoniert und sei auf Einverständnis getroffen. Jugendhilfeausschussvorsitzender Marcel Gießwein (Grüne) hingegen zeigte sich schockiert über die Aussage des Schulleiters. Seiner Empörung untermauerte Gießwein auch in der Ratssitzung, nachdem Stadtoberhaupt Stephan Langhard aus einer E-Mail zitiert hatte, die ihm die Schulleiter auf Nachfrage gesandt hatten, ob sie sich unter Druck gesetzt fühlten.
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Die Grundschulleitungen haben demnach ihr Einverständnis aber kein Einvernehmen erklärt, zitierte der Bürgermeister einen Passus aus dem Schriftstück. Doch da stand offenbar noch mehr drin – unter anderem deutlich kritische Töne. Gießwein hingegen lag die Mail auch vor, in der die Schulleitungen schreiben, dass sie vor die Wahl gestellt worden sein sollen, entweder die Stundenkürzungen zu einzuplanen oder das Pool-Modell, in dem jede Klasse einen Schulbegleiter bekommt werde gestrichen. Langhard wehrte sich gegen diesen Vorwurf.
Schwelm: Was passiert jetzt mit den Schulbegleitern?
Ein hitziges Hin und Her entwickelte sich. Auf der einen Seite SPD, CDU und die Verwaltung, auf der anderen Seite der Rest des politischen Spektrums mit den Schulleitungen und den freien Trägern im Rücken, die sich insbesondere gegen die weiteren Pläne aussprechen, die die Befürworter der Stundenkürzung als Marktbeobachtung anschließen wollen: die Suche nach dem günstigsten Anbieter.
Letzten Endes kam man jedoch nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Und nach einem Austausch, in dem ein jeder für die Argumente des anderen unzugänglicher wurde, ließ Bürgermeister Stephan Langhard zunächst über den Antrag der Grünen abstimmen, die ganze Sache zu vertagen. Der wäre laut Drehbuch abgelehnt, dann die Verwaltungsvorlage beschlossen worden. Daraus wurde nichts. Und nun? Bleibt erst einmal alles genau so wie es ist, bis die Sache in der ersten politischen Sitzungsperiode nach der Sommerpause erneut beraten wird. Ob es dann neue Entwicklungen geben wird? Die Antwort auf diese Frage erwarten die Schwelmer schon jetzt mit Spannung.