Die Einführung des G8 war eine schulpolitische Fehlentscheidung – getroffen auf dem Rücken der Schüler

Die Einführung des G8, des Abiturs schon nach acht Jahren Gymnasium, war eine kapitale Fehlentscheidung der damaligen rot-grünen Landesregierung, die von der folgenden schwarz-gelben Koalition in der praktischen Umsetzung mit der Komprimierung des Programms in der Sekundarstufe I (statt in der Sek. II) noch verschlimmbessert wurde. Der Fehler war so tiefgreifend, dass nun sogar noch Jahre nach der Entscheidung für die Rückabwicklung erhebliche Probleme auftreten.

Die G8-Befürworter haben einst sicher daran gedacht, dass der Wirtschaft früher höchstqualifizierte Nachwuchskräfte zur Verfügung stehen, statt ein Jahr mehr unproduktiv in der Schule abzuhängen. Bestimmt haben einige auch nachgerechnet, dass ein Jahrgang weniger an den Gymnasien Platz und Lehrerstellen spart. Nicht gedacht haben alle an die Kinder und Jugendlichen, die sich durch ein hochverdichtetes Programm quälen mussten, um nach der Reifeprüfung mit 17 Jahren nicht mal unbegleitet mit dem Auto zur Uni oder zum Ausbildungsplatz fahren zu können. Die Einführung von G8 reiht sich nahtlos in die schulpolitischen Fehlentscheidungen ein, die sich in einem Punkt durch Kontinuität auszeichnen: Sie sind alle auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler getroffen worden.

Es ist vor diesem Hintergrund sehr lobenswert, dass sich die Verantwortlichen des Reichenbach-Gymnasiums bereit erklärt haben, das ihre Schule als Bündelungsgymnasium für den „Geisterjahrgang“ zu retten versucht, was zu retten ist. Der organisatorische Aufwand, der notwendig sein wird, um den betroffenen Schülern ein vernünftiges Angebot machen zu können, ist sicher nicht zu unterschätzen.