Ennepe-Ruhr-Kreis. Nutrias vermehren sich explosionsartig – Fütterungen unterstützen die Fortpflanzung. So soll das Problem im Ennepe-Ruhr-Kreis angegangen werden.

Braunrötliches Fell, eine kleine Stupsnase und lange orangerote Zähne – die putzig aussehenden Nutrias werden beim Schwimmen in freier Natur oftmals mit Bibern verwechselt. Die weißen Barthaare und der im Wasser erkennbare Rücken verraten die aus Südamerika stammenden Nagetiere allerdings zügig.

Nutrias sind besonders zutraulich, weshalb Spaziergänger immer öfter in die Taschen greifen und ihr Essen mit den Tieren teilen. Gute Intention, böses Nachspiel: Die übermäßige Nahrung regt die schnelle Vermehrung der Tiere an. Dr. Britta Kunz, Geschäftsführerin und wissenschaftlich Leiterin der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis, erklärt, warum man die Nagetiere in Ruhe lassen sollte.

Unerwünschtes Importprodukt

„Nutrias gibt es hier mittlerweile schon sehr lange, sie werden gerade an verschiedenen Stellen entlang der Ruhr immer wieder gesichtet“, berichtet Dr. Kunz. Hier im EN-Kreis seien sie erst vor kurzem am alten Jagdteich im Elbschetal entdeckt worden. Statt der von Fußgängern vermeintlich erspähten Biber waren es die Nagetiere aus Südamerika. „Das ist eine Art, die hier nicht hingehört. Die Tiere wurden hier hin verschleppt oder sind irgendwo ausgebüxt“, so die Biologin.

Verdrängung heimischer Arten

Nachteile der Verbreitung im Ennepe-Ruhr-Kreis seien sowohl die Verdrängung von heimischen Tierarten als auch die Übertragung von Krankheiten. Doch gegen den Bestand der Biberratten sei nichts mehr zu unternehmen, denn sie leben mittlerweile schon seit vielen Jahren hier. Nutrias seien äußerst anpassungsfähig und hätten ein hohes Potenzial, sich zu vermehren, zudem fressen die Tiere fast alles und seien Menschen gegenüber zutraulich. „Auch wenn wir dagegen nichts mehr machen können, sollten die Menschen eine schnelle Verbreitung nicht noch zusätzlich fördern, indem sie die Nutrias füttern“, betont Kunz.

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Prinzipiell sollte davon abgesehen werden, Wildtiere zu füttern, da den Lebewesen in der Regel kein Gefallen damit getan werde. Die Nahrungsmittel seien nicht für die jeweiligen Arten bestimmt und könnten größeren Schaden anrichten. Vögel im Garten seien da die einzige Ausnahme aufgrund der besonderen Futterarten, die es in jedem Supermarkt zu kaufen gibt.

Der Gattungsursprung

Die Nutria (Myocastor coypus), auch Biberratte oder Sumpfbiber genannt, stammt ursprünglich aus Südamerika. Bei uns vorkommende Nutrias sind die Nachkommen entlaufener Tiere aus Pelztierfarmen. Die Nutria ist in Deutschland eine invasive gebietsfremde Art und kann unter Umständen zu Schäden an Uferböschungen und -vegetation führen.

Um eine weitere Verbreitung von unerwünschten Tieren zu verhindern, gibt es eine Liste der Europäischen Union über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten, darunter auch das amerikanische Nagetier.

Laut dem Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen ist es zulässig, auf die Biberratten zu schießen, denn „zur Abwendung erheblicher wasserwirtschaftlicher und landwirtschaftlicher Schäden sowie zum Schutz der heimischen Pflanzen- und Tierwelt ist die Bekämpfung von Bisam und Nutria erforderlich“.

83 Nutrias erschossen

Die seit 2008 gültige Landesbestimmung schließt alle unteren Jagdbehörden mit ein, so auch die des Ennepe-Ruhr-Kreis. Wie viele Nutrias erlegt wurden, weiß Peter Größ, Leiter der Abteilung für allgemeine Ordnungsangelegenheiten der Kreisverwaltung. „Mit dem Abschluss jeden Jagdjahres muss dem Land NRW eine Streckenmeldung ausgehändigt werden, die aufführt, wie viele und welche Tiere erlegt wurden“, so Größ.

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In der vergangenen Jagdsaison, die vom 1. April 2021 bis zum 31. März 2022 ging, wurden laut dieser Streckenmeldung 83 Nutrias im EN-Kreis erschossen. Das sei hier in der Umgebung notwendig, um auch in Zukunft größere Schäden an Gewässern zu verhindern.