Ennepetal. Karl-Rudolf Mankel war Jahrzehnte Alleingesellschafter der Firma Dorma. Zu seinem 80. Geburtstag spricht er über sein Leben und sein Ennepetal.
Über Geld spricht Karl-Rudolf Mankel nicht so gern. Bescheidenheit und Zurückhaltung sind zwei der herausragenden Tugenden, die der Voerder Junge besitzt, den die Ranglisten der reichsten Deutschen meist so um Platz 100 führen. Mit einem Vermögen, das seit Jahren auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt wird, könnte er ein Leben an den Jet-Sets dieser Welt verbringen. Doch sein Herz hängt an Ennepetal, wo er sich noch immer mit seinen Schulfreunden trifft, wo er im Hintergrund immer wieder geholfen hat, wenn die Not groß war, wo er gegen jeden Ratschlag tausende Arbeitsplätze bei Dorma gesichert hat.
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Am Donnerstag, 31. März 2022, feiert er seinen 80. Geburtstag und hat dieser Zeitung für ein Gespräch seine Tür geöffnet. Die Frage, ob er stolz sei auf seinen wirtschaftlichen Erfolg, wiegelt der ehemalige Dorma-Alleingesellschafter gelassen ab, sagt nur: „Ich hatte gute Geschäftsführer, immer gute Mitarbeiter!” Stolz ist in seinem Gesicht erst abzulesen, als seine beiden Töchter – Christine und Stephanie – mit ihren Kindern kurz in den Raum treten. Vier Enkelkinder hat das Ehepaar Gisela und Karl-Rudolf Mankel. Nun wird er 80 Jahre alt. Die Hände in den Schoß legen – das tut er nicht. Zu sehr ist er Unternehmer, weltweit geachtet und in Voerde fest verwurzelt.
Ein riesiges soziales Gewissen
Als Kind spielte Karl-Rudolf Mankel mit seinen Freunden im Gelände „Am Kaiser“ und oft wurde das Verstecken und Fangen in den Werkshallen auf der anderen Seite der Breckerfelder Straße fortgesetzt. „Ich spielte mit den Kindern der Arbeiter”, erinnert er sich. „Eine schöne Zeit.” Da konnte er noch nicht ahnen, dass er eines Tages aus dem mittelständischen Betrieb einen Weltmarktführer formen würde. Dazwischen lagen der Besuch des Gymnasiums am Breslauer Platz, ein Internatsaufenthalt, die Abiturprüfung in Hagen, Studienjahre in Köln und ein einjähriger Aufenthalt in England. „Mein Vater wollte, dass ich richtiges Englisch lerne”, erzählt Mankel.
Als 28-Jähriger trat er in die Firma Dorma ein, die da etwa 500 Beschäftigte hatte und weit entfernt davon war, einmal in allen Erdteilen vertreten zu sein. Zehn Jahre später: Karl-Rudolf Mankel übernimmt die Geschäftsführung und folgt dem Rat seines Vaters Rudolf, immer einen Geschäftsführer an der Seite zu haben. Immer sind es Männer, die von außen kamen. Über sich selbst sagte er einmal im Interview mit der „Welt”: „Ein knallharter Manager bin ich von Hause aus nicht”. Das hat er mehrmals unter Beweis gestellt. Als Anfang der 1970er Jahre quasi über Nacht in einer großen Abteilung Aufträge wegbrachen, gab es keine betriebsbedingten Kündigungen. Die Mitarbeiter fanden Arbeit in anderen Bereichen.
Millionen Euro Einsparungen jährlich hätte es geben können, wenn im Jahr 2005 die Produktion von Ennepetal nach Singapur verlegt worden wäre. Alle wirtschaftlichen Gründe, so sagten es Experten, sprachen dafür. Karl-Rudolf Mankel sagte: „Nein!” Ein Standortsicherungspakt zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat wurde in dieser Zeit geschlossen. Mankel suchte immer die Nähe zur Belegschaft. Kurz vor Weihnachten besuchte er alle Abteilungen und sprach möglichst mit jedem persönlich – in der Produktion und im Büro. Im Sommer gab es Grillfeste für Mitarbeiter und einmal im Jahr wurden die Jubilare festlich geehrt. Immer dabei: Karl-Rudolf Mankel. Ebenso, wenn der Werkschor auftrat. Das hatte er auch von seinem Vater übernommen.
Das Unternehmen Dorma wurde immer internationaler. Nach 40 Jahren als Gesellschafter hatte er einen Weltmarktführer mit mehr als 7000 Mitarbeitern geformt. Türschließtechnik, Raumtrennsysteme, Glasbeschläge und einiges mehr sind weltweit auf Flughäfen, in Hotels, öffentlichen Gebäuden und Fußballstadien gefragt. Wenn jährlich das Manager Magazin die 500 reichsten Deutschen ermittelt, ist Mankel dabei. So richtig bewerten will er das im Gespräch mit dieser Zeitung nicht. Das lässt sich aber aus dem Lebenslauf auch nicht tilgen.
Schwere Zeit der Fusion
Als das Gespräch auf das Jahr 2015 mit der Fusion von Dorma mit dem Hauptkonkurrenten Kaba aus der Schweiz kommt, wird Karl-Rudolf Mankel nachdenklich. „Das war eine schwere Zeit für mich. Drei Jahre dauerten die Verhandlungen.“ Dann sagt er, dass seine Töchter Gesellschafterinnen bei DormaKaba seien. „Sie wissen ja, auf dem Verwaltungshochhaus leuchtet nicht mehr die alte Dorma-Krone, sondern DormaKaba.“ Dann lächelt er und sagt: „Dorma steht an erster Stelle.“
Ganz oben im Norden der Republik steht der Name Mankel für Hotellerie der Spitzenklasse. Flaggschiff ist das Alte Fährhaus auf Sylt, in dem viele Künstler und Spitzenpolitiker ihren Sylt-Urlaub krönen. Das Haus mit reicher Tradition war total heruntergekommen, bis ein Architekt die Familie Mankel für das fast versunkene Haus am Watt begeisterte. Die Geschichte nahm ihren Lauf und Sylt bekam eine neue Adresse, die in vielen Publikationen für Feinschmecker und Genießer für Furore sorgt. Weitere Objekte auf Sylt und ein Hotel im Schwarzwald kamen hinzu, und wenn alles gut geht, wird auf Sylt die Kultkneipe „Bier und Brot“ wieder eröffnet.
Enkel nehmen Opa in Beschlag
Auch in Ennepetal bleibt er aktiv. Wo einst die Gaststätte Haus Lohmann stand, am Hoppe an der Breckerfelder Straße, ist erst vor kurzer Zeit ein modernes Haus fertiggestellt worden. Es ist die Zentrale der KRM Leasing GmbH und Co KG. Wenn es für Mankel dort etwas zu besprechen gibt, dann muss er nur eben um die Ecke gehen. Immer leben auf Sylt oder anderswo, kann der Geburtstagsjubilar sich nicht vorstellen. Seine Frau Gisela Mankel sagte beim Abschied: „Meinen Mann können Sie nicht verpflanzen.“
Als unser Gespräch endet, nehmen die Enkel ihren Opa wieder in Beschlag. Nur an einem Tag, da haben andere Vorfahrt: Der Donnerstagabend ist schon lange alle 14 Tage für seinen Freundeskreis reserviert. Das alte und das neue Voerde ist oft ein Thema, beim Spießbraten oder beim traditionellen Schnittchen. Aber niemals Geld.