Redaktionsleiter Stefan Scherer ist davon überzeugt, dass die Hilfe für diese benachteiligten Kinder nicht unter Kostenreduzierung leiden darf.

Dass die Stadt Schwelm kein Geld hat, ist hinlänglich bekannt. Dass Politik und Verwaltung im Angesicht einer drohenden massiven Anhebung der Grundsteuer jeden Euro hinterfragen muss und auch Einschnitte notwendig sind in Bereichen, in denen es für Einsparungen Gegenwind gibt, ist auch klar. Und 1,75 Millionen Euro pro Jahr für die Schulbegleiter sind ein bedeutender Posten im Kommunalhaushalt. So ist es nur nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen auch an dieser Stelle genau hinschauen wollen.

Und wenn Bürgermeister Stephan Langhard das System der Schulbegleitung in Schwelm auf den Prüfstand stellen will, um Steuererhöhungen zu vermeiden, muss das aus meiner Sicht einem unumstößlichen Grundsatz folgen: Die Leistung darf auch bei den erwarteten steigenden Bedarfen nicht leiden. Kinder, die nicht allein ihren Klassenraum erreichen können, die nicht allein auf die Toiletten gehen können, die dem Unterricht nicht folgen können, wenn niemand darauf bedacht ist, ihre Aufmerksamkeit hoch zu halten, benötigen jede Unterstützung, um am normalen Schulalltag teilhaben zu können. Kinder im Grundschulalter, die einfach nicht dazu in der Lage sind, ihren Alltag ohne Hilfe zu meistern, sind ohnehin schon diejenigen, die am meisten kämpfen müssen. Sie und ihre Zukunft dürfen als Allerletzte unter Sparmaßnahmen leiden.

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Was mich jedoch am meisten wundert, ist das Verhalten der Schwelmer SPD. Sie war es doch, die in den Chor ihrer Landes- und Bundespartei lauthals mit eingestimmt hat und während der vergangenen Kommunalwahlkämpfe in Schwelm ausdrücklich betont hat, wie sehr sie die Schließung von Förderschulen befürwortet, um die Inklusion voranzutreiben. Ohne hellseherische Fähigkeiten war immer klar: Das kostet Geld. Jetzt wo die Rechnung auf dem Tisch liegt, sind es ausgerechnet die Sozialdemokraten, die den I-Helfern ein Stück weit den Geldhahn zudrehen wollen. Sie hätten sogar sofort einer 20-prozentigen Kostenreduzierung zugestimmt. Und das, obwohl die Schwelmer Poollösung weit vom gesetzlichen Anspruch entfernt ist, den die Kinder hätten und den die Genossen selbst festgelegt haben.

So ist es zuvorderst SPD-Aufgabe, darauf zu achten, dass die Schwächsten in einem System, das ihnen Vorteile bringen sollte, nicht zu den großen Verlierern der Inklusion werden. Eine Einsparung darf nicht zu Lasten dieser ohnehin extrem benachteiligten Jungen und Mädchen umgesetzt werden. Lösungen sind an dieser Stelle nur wirkliche Lösungen, wenn alle Seiten damit zufrieden sind.