Redaktionsleiter Stefan Scherer blickt kritisch auf die Zustände neben dem Kreishaus Schwelm, als hunderte Kita-Kinder zum PCR-Test mussten.

Dass hunderte Eltern mehr als zwei Stunden mit kleinen Kindern bei Temperaturen unterhalb von fünf Grad in Wind und Regen am Schwelmer Kreishaus stehen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Selbstverständlich bringen Eltern, die sich nicht an die angegebenen Zeiten halten, Stunden zu früh auflaufen und sich in die Schlange stellen, alles durcheinander. Doch so wie sich die Situation rückblickend darstellt, hat sich der weitaus überwiegende Teil der Mütter und Väter, die mit ihren Kindern zum PCR-Test kamen, exakt an die Vorgaben gehalten, die das Gesundheitsamt ihnen gemacht hat. Das lässt nur einen Schluss zu, nämlich dass bei allem Verständnis für den riesigen Arbeitsaufwand, die Organisation dieser Einrichtungsdiagnostik schlicht und einfach schlecht war.

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Schlecht in dem Sinne, dass offenbar die Verantwortlichen im Ennepe-Ruhr-Kreis die Zeit, die der Abstrich pro Kind benötigt, viel zu optimistisch eingeschätzt haben; schlecht in dem Sinne, dass sie an dem besagten Tag nicht auf die Missstände reagiert haben, schlecht in dem Sinne, dass seit Langem Erfahrungswerte mit Einrichtungsdiagnostiken vorliegen und die Kapazitäten nicht entsprechend aufgebaut worden sind. Hier hat der Personaleinsatz für den Aufwand, den die DRK-Mitarbeiter zu schultern hatten, nicht im Ansatz ausgereicht.

Der Ärger der Eltern ist vollkommen berechtigt und nachvollziehbar. Wenigstens ein Satz im Schreiben des Gesundheitsamts, dass mit langen Wartezeiten im Freien zu rechnen ist, hätte viele schon dazu bewogen, die Kinder und sich selbst ganz anders anzuziehen, vielleicht etwas zu trinken und zu essen mitzunehmen.

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Bleibt zu hoffen, dass das EN-Gesundheitsamt solche Dinge für die Zukunft berücksichtigt. Und auch wenn die Situation intensiv ist, wenn die Pandemie extreme Herausforderungen an die Kreisverwaltung stellt, so ist es doch mit gesundem Menschenverstand zu erklären, dass bei hunderten Jungen und Mädchen im Kindergartenalter eine Toilette vorhanden sein muss.