Redaktionsleiter Stefan Scherer sieht die Schwelmer Innenstadt und ihren Einzelhandel an einem Scheideweg angekommen.

Wem die Schwelmer Innenstadt am Herzen liegt, bei dem gehen jetzt alle Alarmglocken an. War Tischcultura nur der Anfang? Geben bald noch mehr Händler in Schwelm ihre Geschäfte auf? Vieles deutet darauf hin; zum Beispiel dass Schwelmer Händler Privateigentum verkaufen müssen, um ihre Geschäfte zu retten. Das Ziel kann doch nur lauten: Eine lebendige Innenstadt zu erhalten, in die die Menschen gern kommen, um einzukaufen, um zu essen und zu trinken, um sich zu treffen.

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So weit, so einfach. Ab hier wird es jedoch kompliziert. Denn das Thema ist komplex, muss sehr differenziert und mit Blick auf die Händler individuell betrachtet werden. Einige müssen selbst ihre Geschäfte zukunftsfest machen, viele kämpfen gegen den immer übermächtiger erscheinenden Online-Handel, allen fehlt die notwendige Frequenz in der Innenstadt. Und auch hierfür gibt es nicht den einen Grund. Es fehlen kostenfreie Parkplätze, es gelten immer wieder neue – und in den Branchen unterschiedliche – Corona-Regeln, Vermieter akzeptieren lieber einen Leerstand, als in ihr Ladenlokal zu investieren und dies beispielsweise barrierefrei umzubauen. Das gastronomische Angebot wird, vor allem wenn man die Kölner Straße in das Gedankenspiel mit einbezieht, immer dünner, Veranstaltungen fallen der Pandemie zum Opfer. Die Liste ließe sich weiter fortsetzen.

Die Innenstadt kann daher nur als Gemeinschaftsprojekt am Leben erhalten bleiben. Die Händler müssen sich an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten, die Politik in Schwelm muss den Rahmen für eine gesunde Entwicklung abstecken, die Politik in Bund und Ländern, darf den Einzelhändlern nicht die Existenzgrundlage unter den Füßen wegziehen, und vor allem: Die Kunden müssen auch in der Stadt einkaufen; so verlockend es auch scheint, Dinge vom Sofa aus zu bestellen. Das ist in der schönen Fußgängerzone und der historischen Kulisse der Nostalgie-Zone übrigens in einer so schönen Atmosphäre möglich, wie kaum irgendwo anders.