Schwelm. Zweiter Corona-Ausbruch im Schwelmer Feierabendhaus. Bislang keine Todesfälle, aber 17 Angestellte und 28 Bewohner infiziert. Krisenstab reagiert.

Ist das einfach Pech? Fakt ist, dass es binnen weniger Wochen bereits zum zweiten massiven Corona-Ausbruch im Schwelmer Feierabendhaus, das von der evangelischen Stiftung Volmarstein betrieben wird, gekommen ist. Erst im Oktober waren mehrere Bewohner und eine Angestellte in Folge der Virus-Infektionen verstorben. Die Krisenstabsleitung des Kreishauses mit Astrid Hinterthür und Michael Schäfer blickt daher mit Sorge auf das aktuelle Geschehen in Schwelm.

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Im Feierabendhaus Schwelm hat es im September 2021 einen Ausbruch gegeben, der im Oktober 21 beendet wurde. 24 Bewohner und elf Angestellte steckten sich an. Sechs Bewohner und eine Mitarbeiterin aus Wuppertal verstarben an den Folgen der Infektion. Der jetzige Ausbruch wurde durch eine erste Meldung am 25. Dezember 2021 bekannt und wütet ungebremst.

Es handelt sich beim Feierabendhaus um eine vergleichsweise große Einrichtung, verteilt über drei Häuser. Im Neubau sind auf dem Wohnbereich 1a acht von 38 Bewohnern infiziert, auf dem Wohnbereich 1b 14 von 34. Im Mittelbau ist auf dem Wohnbereich 2 ein Bewohner von 40, im Altbau auf dem Wohnbereich 3 sind vier Bewohner von 40 infiziert. Jüngst wurde eine weitere Einrichtungsdiagnostik durchgeführt. „Weil positive PoC-Teste zu verzeichnen waren, rechnet das Gesundheitsamt mit einer weiteren Erhöhung der Fälle“, teilt Pressesprecherin Lisa Radtke mit. Bei den Beschäftigten sind derzeit elf Pflegekräfte, vier Mitarbeiterinnen des Nachtdienstes, eine Betreuungsassistentin sowie eine Schülerin infiziert – insgesamt also 17 Fälle.

Hohe Durchimpfungsrate

„Die Durchimpfungsrate sowohl bei den Bewohnern als auch bei den Beschäftigten ist sehr gut. Von 152 Bewohnern sind drei bis vier nicht geimpft“, sagen Hinterthür und Schäfer. Davon befindet sich ein Bewohner im Krankenhaus. Eine weitere Bewohnerin befindet sich bereits seit dem 29. Dezember im Krankenhaus. Bei ihr wurde ebenfalls Omikron nachgewiesen, sodass nun 28 Bewohner infiziert sind. Bei allen anderen Bewohnern handelt es sich bei den Erkrankungen nicht um kritische Verläufe. Viele haben nur leichte Erkältungssymptome.

Der neue, massive Corona-Ausbruch im Feierabendhaus ist laut der Kreisverwaltung durch die Variante Omikron verursacht. 85 Prozent der PCR-Tests weisen Omikron nach. „Es ist davon auszugehen, dass auch die anderen auf diese Variante zurückzuführen sind, aber wegen zu hoher CT-Werte nicht mehr nachweisbar waren“, teilt Lisa Radtke mit. Das Gesundheitsamt hat nun für die Beschäftigten das Tragen von FFP 2-Masken angeordnet, außerdem vorsorglich Kontaktpersonen – zum Beispiel Sitznachbarn vom Mittagessen – in Quarantäne geschickt. „Das Heim wurde darauf hingewiesen, eine Fluktuation der Beschäftigten über die Wohnbereiche hinaus zu vermeiden“, sagt die Krisenstabsleitung. Dies ist in der Praxis allerdings nicht immer durchsetzbar wie bei Nachtwachen oder in Notfällen.

Besuchsverbot ist nicht möglich

Die Bewohner wurden in den Wohnbereichen nun geclustert. Ein Besuchsverbot ist nicht ausgesprochen, denn es widerspricht der Allgemeinverfügung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Leitung des Feierabendhauses informiert aber in Form von Aushängen über das Ausbruchsgeschehen und bittet Angehörige und Freunde der Bewohner um wenige und sowie zeitlich beschränkte Besuche, um das Übertragungsrisiko zu minimieren. „Leider wurden trotzdem allein über die Feiertage 120 Besuche durchgeführt, zum Teil wurden Bewohner auch in die Haushalte der Angehörigen mitgenommen“, teilen Astrid Hinterthür und Michael Schäfer mit. Die WTG-Behörde – ehemals Heimaufsicht – hat mit einer E-Mail vom 15. Dezember alle Heime auf die Vorschriften insbesondere zum Maskentragen hingewiesen und einen RKI-Flyer beigefügt. Außerdem wurden die Einrichtungen über die Notwendigkeit laufender Hygieneschulungen hingewiesen. Nach fast zwei Jahren Pandemie hat sich hier eine Routine eingestellt.

Corona: Die Schwierigkeiten in Altenheimen

Eine besondere Erschwernis in Seniorenheimen ist die Symptomabfrage.

Weil viele Bewohner Vorerkrankungen haben oder Medikamente nehmen, ist diese nicht immer aussagekräftig.

Außerdem besteht für Besucher auf den Zimmern der Bewohner keine Maskenpflicht, sofern beide Seiten geimpft sind.

Erschwerend hinzu kommt, dass demente Bewohner sich nicht an die Regeln halten können und daher ungewollt fremde Zimmer betreten und auf den Fluren der Einrichtungen unterwegs sind.

Ein Pflegeheim ist ebenso kein geschlossener Kosmos, daher sind Einträge von Krankheiten und deren Verbreitung wahrscheinlich.