Schwelm. Im Krankenhaus liegen vor allem Ungeimpfte. Bereits vor dem Neustart des Impfzentrums Ennepetal verdoppelt der EN-Kreis die geplanten Kapazitäten

Die Intensivstation des Helios-Klinikums Schwelm ist in Corona-Hand: Jeder vierte der insgesamt 20 Patienten ist wegen einer Covid-Infektion in einem derart kritischen Zustand, dass er intensivmedizinisch betreut werden muss, um nicht in Lebensgefahr zu geraten oder zu versterben. Mehrheitlich ringen dort Ungeimpfte oder nicht vollständig Geimpfte mit dem Tod – und das Durchschnittsalter sinkt, liegt aktuell bei 63 Jahren. Auch dies begünstigt den Sturm auf die Impfungen. Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat sich daher bereits vor dem Start des Impfzentrums für eine Verdoppelung seiner Kapazitäten entschieden.

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Was der Unterschied zwischen Impfschutz und keinem Impfschutz bedeutet, lässt sich derzeit wieder verstärkt im Schwelmer Krankenhaus beobachten, wo die Zahlen der Covid-Patienten ansteigen. Sandra Lorenz, Pressesprecherin der Helios-Klinik: „Es ist weiter ein leichter Anstieg der stationären Corona-Patienten sowohl auf der Intensivstation als auch auf der Quarantäne-Station zu verzeichnen.“ Ebenso würden derzeit auch mehr Patienten in die Notaufnahme kommen und mit leichteren Krankheitssymptomen nach Erstbehandlung wieder in die häusliche Quarantäne entlassen. „Aber“, so verdeutlicht die Kliniksprecherin, „in den vergangenen drei Wochen waren die Patienten, die aufgrund einer Corona-Infektion stationär aufgenommen wurden, mehrheitlich nicht oder nur unvollständig immunisiert. Das Durchschnittsalter lag bei 63 Jahren. Wir beobachten, dass im Vergleich wenige geimpfte Patienten einen schweren Krankheitsverlauf aufweisen.“

Klare Position der Klinik

Die Klinik positioniert sich daher auch künftig deutlich: Konsequentes Impfen, auch die sogenannte Booster-Impfung, sei der einzige sinnvolle Weg aus der Pandemie. Denn die Schwelmer Medizinier haben festgestellt: „Die vollständig immunisierten Patienten, die mit einer Covid-Infektion stationär behandelt werden mussten, waren alle vorerkrankt.“ Das Krankenhaus beobachte die Corona-Lage weiterhin genau, um kurzfristig auf neue Gegebenheiten und Entwicklungen reagieren zu können.

Kurzfristig reagiert hat auch der Ennepe-Ruhr-Kreis auf den Ansturm auf die Impfungen und die Kapazität zum Neustart des Impfzentrums in Ennepetal am kommenden Mittwoch verdoppelt. Ein Kraftakt. „Die Nachfrage ist riesig, und wir müssen so ehrlich sein, zu sagen: Beim Neustart der stationären Impfstelle in Ennepetal wird es ruckeln und Enttäuschungen können keineswegs ausgeschlossen werden“, blickt Krisenstabsleiterin Astrid Hinterthür sorgenvoll auf den kommenden Mittwoch. Klar ist: An diesem Tag werden sich die Türen des ehemaligen Impfzentrums um 12 Uhr wieder öffnen. Und klar ist auch: Bereits vor dem ersten Piks ist der Plan, dabei mit zwei Impfstraßen zu arbeiten, Makulatur. Vorgesehen war, je eine Impfstraße für Bürger mit und ohne Termin anzubieten.

„Nachdem die freigeschalteten Termine innerhalb von 24 Stunden vergeben waren und uns eine Vielzahl weiterer Anfragen vorliegt, müssen wir am Mittwoch mit sehr vielen Impfwilligen rechnen, die das Angebot wahrnehmen, sich ohne Termin auf den Weg machen zu können. Um hierauf zumindest einigermaßen vorbereitet zu sein, werden wir mit vier Impfstraßen arbeiten“, kündigt Hinterthür an.

Zu Beginn wird es haken

Möglich wird dieses kurzfristige Verdoppeln durch den Einsatz von Ärzten, die dem Kreis laut Erlass des Landes für Impfeinsätze zustehen und deren Standorte noch nicht feststanden, so dass nun 600 Impfungen pro Tag in Ennepetal vergeben werden können. Trotzdem könne es passieren, dass nicht alle prompt bedient werden können und ohne Impfung wieder nach Hause fahren müssen. „Auch die Kapazität in vier Impfstraßen ist schließlich endlich“, sagt Astrid Hinterthür. Gleichzeitig kündigt sie an, dass die Verantwortlichen auch weiterhin kurzfristig auf die jeweilige Situation reagieren. „Bei unverändert großem oder gar nicht zu kontrollierenden Andrang wäre hier beispielsweise auch das Umstellen auf Terminpflicht für alle denkbar“, deutet sie an.

Landrat Olaf Schade sieht das Schließen und Öffnen der Impfzentren kritisch: „Die Gesamtverantwortung für dieses Hin und Her kurz vor und mitten in der vierten Welle liegt ohne Wenn und Aber in Düsseldorf.“ Der Kreis habe das Impfzentrum zum 1. Oktober auf Anweisung der Landesregierung und gegen seinen Willen schließen müssen. Jetzt erwartete die Landesregierung, dass die Lücken postwendend und quasi ohne Vorlauf von den Kommunen geschlossen werden. „Dies machen wir dies natürlich im Rahmen dessen, was die Landesregierung uns an die Hand gibt, möglich. Gleiches gilt für die Städte des Kreises, die gerade nach Standorten für stationäre Angebote in ihrem Gebiet suchen“, stellt der Landrat klar. Denn: So schnell wie möglich soll es weitere Impfstationen im Ennepe-Ruhr-Kreis geben.