Schwelm. Eigentlich wollte die Stadt Schwelm ihre Sammelunterkunft in der Kaiserstraße verkaufen. Doch daraus wird nichts. das sind die Gründe.
Bis auf Weiteres wird die Stadt wohl nicht auf ihre Sammelunterkunft für Wohnungslose und Asylbewerber in der alten Schule Kaiserstraße verzichten können. Das zumindest ist den Ausführungen der Verwaltung im jüngsten Sozialausschuss zu entnehmen. Ursprünglich hatte die Politik ihr den Auftrag gegeben, das alte Schulgebäude so schnell wie möglich zu verkaufen und die dort untergebrachten Menschen mit normalem Wohnraum zu versorgen.
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„Housing First“ nicht umsetzbar
Sozialamtsleiterin Sabine Stippel-Fluit gab unter dem Tagesordnungspunkt „Housing First“ einen Zwischenbericht über den Wohnungsmarkt in Schwelm und die Ergebnisse des Runden Tisches, zu dem die Stadt im Oktober die beiden Wohnungsgesellschaften EN-Wohnen, Schwelmer und Soziale Wohnungsgenossenschaft und die Obdachlosenhilfe der Caritas eingeladen hatte. „Wir müssen weitere Wohnungen anmieten, haben aber wenig Erfolg: Weder gibt es Apartments noch große Wohnungen für Familien in Schwelm“, so Stippel-Fluit. Ideal sei ein Haus mit mehreren Wohneinheiten, wo die Menschen untergebracht werden könnten, auch vor dem Hintergrund, dass die Stadt sich bewusst sei, dass es im Umfeld solch eines Hauses Probleme mit der Nachbarschaft geben könnte.
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Die Wohnungsgesellschaften können der Stadt in der Wohnraumfrage nur beschränkt helfen. Sie sprechen von schwierigen Mietern, die sich nicht an Regeln hielten und den sozialen Frieden störten, so Stippel-Fluit. „Wir suchen weitere Wohnungen, die wir als Stadt anmieten können. Die Kaiserstraße kann erst geschlossen werden, wenn wir eine kleinere Wohnanlage haben“, so das Fazit der städtischen Fachfrau. Der freie Wohnungsmarkt gebe die benötigten kleinen und großen Wohnungen zurzeit nicht her. Zudem seien viele der Bewohner in der Kaiserstraße nicht in der Lage, in normale Wohnungen zu ziehen. Sie bräuchten einen Zwischenschritt, bräuchten ambulant betreutes Wohnen.
„Wir sollten davon ausgehen, dass die Flüchtlingszahlen steigen. Richten Sie die Kaiserstraße so her, dass wir sie nutzen können“, appellierte Hartmut Ziebs (CDU) an die Verwaltung und seine Ausschusskollegen. Sein Fraktionskollege Rolf Steuernagel richtete den Fokus auf den Personenkreis, der auf dem normalen Wohnungsmarkt keine Chance hat. „Das Kardinalproblem sind psychisch labile Personen, die betreut werden müssen“, so Steuernagel. Ziel müsse es sein, diese Menschen dezentral über die Kommune verteilt zu betreuen.
„Wir verfolgen das Ziel, die Kaiserstraße aufzugeben, brauchen aber eine neue Einrichtung“, sagt Ralf Schweinsberg. Im Sozialausschuss wurde der Erste Beigeordnete deutlicher. Den Schritt von der Unterbringung in der Kaiserstraße in normale Wohnungen schaffe ein Großteil der zurzeit in der Sammelunterkunft der Stadt untergebrachten Menschen zum jetzigen Zeitpunkt nicht. „Ein Apartment ist nicht die Lösung. Wir brauchen ein eigenes Gebäude, in dem Menschen lernen, wieder zu wohnen.“ Die Frage aus dem Ausschuss, ob das ehemalige Schulgebäude in der Kaiserstraße sich zum Umbau in Wohnungen eignen würde, verneinte Schweinsberg. „Ein Neubau wäre zielführender. Die Adresse Kaiserstraße ist verbrannt.“
Erste Verkaufspläne gab es schon 2015
Die Unterkunft in der Kaiserstraße wurde von der Stadt Schwelm im Jahr 2016 für rund 120 Menschen hergerichtet. Zum Stichtag Ende Oktober 2021 waren 26 Personen dort untergebracht, darunter sieben Asylbewerber.
In einen Antrag im Januar 2021 hatten die Grünen die Schließung der städtischen Unterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose an der Kaiserstraße gefordert und gleichzeitig die Verwaltung aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, um die Menschen, die dort leben, dezentral im Stadtgebiet unterzubringen. Unter „Housing first“ wird die Unterbringung statt in Sammelunterkünften in normalen Wohnungen verstanden.
Vor der Flüchtlingskrise 2015 hatte die Stadt schon einmal die Absicht, das ehemalige Schulgebäude an der Kaiserstraße, in dem zuletzt die Musikschule und die Volkshochschule untergebracht waren, zu verkaufen.