Gevelsberg. Der Startschuss für das Projekt „Stillfreundliches Gevelsberg“ ist gefallen. Was Mütter mit Säuglingen oder kleinen Babys jetzt wissen sollten.
Wenn ein Baby Hunger hat, hat es Hunger – egal ob zu Hause, im Café, im Einkaufszentrum, im Bus oder beim Spaziergang. Doch viele junge Mütter fühlen sich beim Füttern ihrer Säuglinge in der Öffentlichkeit unwohl. Um sie dabei zu unterstützen, die Grundbedürfnisse ihrer Kleinen zu erfüllen und ihnen damit einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen, bedarf es einer erhöhten Akzeptanz der Öffentlichkeit. Denn stillen, so sagt die zertifizierten Stillbegleiterin und Schlafberaterin Ricarda Bianco, ist mehr als nur Nahrungsaufnahme.
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„Es ist ein wunderbares Erlebnis, bei dem das Baby die Nähe der Mutter genießt, fühlt, riecht und schmeckt.“ Sie war es letztendlich auch, die sich an die Stadtverwaltung wandte, um für das Projekt „Stillfreundliches Gevelsberg“ zu werben. Ein Anliegen, das nun ganz offiziell an den Start ging und somit einen, wie es Christel Hofschröer (Gleichstellungsbeauftragte) ausdrückt, weiteren Baustein im Prozess für die „Familiengerechte Kommune“ Gevelsberg bildet. Der Weg dahin führte zunächst einmal über den Fachdienst „Frühe Hilfen“, wo sich das darin angesiedelte gleichnamige Netzwerk des Themas annahm.
Rasch bildete sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Manuela Rösner (Praxis für Mototherapie & Heilpädagogik), Nicole Tugend (AWO Familienzentrum Schultenstraße), Julia Baumeister (AWO Familienzentrum Silschede), Petra Lilie (Familienzentrum Vogelnest), Ricarda Bianco (Still- und Schlafberaterin), Silke Glashagen (Städtischer Fachdienst „Frühe Hilfen”), Christel Hofschröer (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gevelsberg) und Citymanagerin Lena Becker, die das Ganze positiv aufnahm. Man könnte auch sagen, die Damen waren regelrecht Feuer und Flamme für dieses Thema und machten sich direkt an die Arbeit.
Ein Prozess der rasch Früchte trug. Es wurde ein Still-Café in der Praxis für Mototherapie & Heilpädagogik (Wittener Straße 34) von Manuela Rösner aus der Taufe gehoben, das jeden 3. Samstag im Monat von 10:00 bis 12:00 Uhr geöffnet hat, wo man sich austauschen kann und wo alle Fragen rund um das Thema Stillen, Beikost, Bedürfnisse von Neugeborenen und vieles mehr von der zertifizierten Stillbegleiterin und Schlafberaterin Ricarda Bianco beantwortet werden.
Anmelden kann man sich unter unter der Rufnummer +49 (0) 1 76 / 70 31 24 76 oder per Email an r.bianco@praxis-grothey.de. Zudem konnte Citymanagerin Lena Becker eine Vielzahl an Einzelhändlern und Gastronomiebetrieben von dem Projekt überzeugen, bei sich in den Räumlichkeiten eine Still- und Wickelmöglichkeit einzurichten. „Es ist heutzutage wichtig, dass man beim Stadtbummel Anlaufstellen zum Stillen und Wickeln hat“, erklärt sie. Insbesondere auch, wenn es Veranstaltungen in der Innenstadt gibt. „Eine Mutter kann schlecht im Voraus planen, wann ihr Kind wieder Hunger hat oder gestillt werden möchte bzw. muss.“
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Doch woher weiß eine Familie, wo es eine angemessene Wickelgelegenheit gibt und wo ein ruhiger Ort ist, um einen Säugling zu stillen? Die Akteure aus dem Netzwerk der „Frühen Hilfe“ haben die im Stadtgebiet vorhandenen Still- und Wickelmöglichkeiten gebündelt und in einem Flyer (diesen findet man auf der Homepage der Stadt Gevelsberg und von ProCity) zusammengefasst. Außerdem wurden alle Teilnehmenden mit einem einheitlichen Aufkleber „Stillen willkommen“ gekennzeichnet.
„Wir möchten mit unserem Projekt erreichen, dass sich das Thema „Stillen in der Öffentlichkeit“ bei den Mitmenschen in den Köpfen verankert“, rührt Silke Glashagen vom städtischen Fachdienst „Frühe Hilfen“ kräftig die Werbetrommel. Hinzugefügt erklärt Bürgermeister Claus Jacobi, dass er von solch einem tollen Bündnis, das sich für Familien in der Startphase stark mache, überzeugt sei, insbesondere da diese Initiative ein Indiz für eine familienfreundliche Stadtgesellschaft darstelle.
Und auch die teilnehmenden Familienzentren begrüßen es, dass Eltern in einem Still-Café Unterstützung und Gleichgesinnte finden, mit denen es sich lohnt in den Austausch zu kommen. Denn nicht alle Familien würden das Stillen vom ersten Tag an als entspannt erleben, erläutern die drei Einrichtungsleiterinnen, insbesondere wenn niemand da ist, der „mit einem offen über die Probleme und Herausforderungen“ spricht.
Und wenn darüber hinaus dann auch noch eine Stadt signalisiert, stillende Mütter gehören ganz selbstverständlich in unser Stadtbild, sind in Cafés und Geschäften willkommen, werden sogar mit Rückzugsmöglichkeiten und Wickelsituationen eingeladen, dann „fühlen auch wir Familienzentren als familienunterstützende Institutionen uns mit unserer Stadt im Einklang“.