Gevelsberg. Nach dem Hochwasser stehen in Gevelsberg Reparaturen und die Entsorgung von Müll an. Auch für die Stadt und die AHE eine Herausforderung.

Außer einem immens hohen Schaden und vielen Bedürftigen hat das Hochwasser in Gevelsberg vor allem eines hinterlassen: Unmengen an Schutt, Dreck, Müll – Dingen, die mal wertvoll und brauchbar waren, nun aber völlig zerstört und nutzlos sind. Aufgehäuft stehen sie vor oder hinter Häusern, zum Teil gut sichtbar, was Schrottsammler und andere Personen freut, die versuchen, aus den Überresten noch Geld zu machen. Zum Teil völlig ohne Rücksicht auf die Betroffenen (wir berichteten bereits mehrfach).

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Die Aufräumarbeiten laufen schon seit Tagen, trotzdem brauchen sie noch ein wenig Zeit. Im Fokus stehen hierbei vor allem der Entsorger AHE, aber auch die Technischen Betriebe der Stadt Gevelsberg (TBGev). Deren Arbeit begann sogar schon unmittelbar vor dem Unwetter und der darauffolgenden Flut.

Schon vor der Katastrophe aktiv

„Wenn die ersten Katastrophen-Warnungen kommen, ist das für die TBGev ein sofortiges Signal“, erklärt Bürgermeister Claus Jacobi. Noch am Dienstag vor dem Starkregen hätten sie sämtliche Einlaufbauwerke angefahren und geguckt, dass die Querschnitte frei seien. Außerdem hätten Geröll und Schmutz von den Gittern entfernt.

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Als das Wasser stieg, sei es fortlaufend darum gegangen, diese Einläufe weiter freizuhalten, beispielsweise im Stefansbachtal, wo der Einlauf unter dem Stadion verlaufe. „Da wurden dann immer wieder Sachen reingespült“, so Jacobi. „An dem Punkt, wo wir gemerkt haben, dass sämtliche Präventionsmaßnahmen nicht helfen, haben alle verfügbaren TBGev-Leute der Feuerwehr geholfen“, erklärt der Bürgermeister.

Das Hochwasser hat an vielen Stellen im Stadtgebiet immense Schäden angerichtet. Diese Aufnahme stammt vom Haus Vogelsang. Alles, was nicht mehr verwendbar ist, muss nun möglichst schnell entsorgt werden.
Das Hochwasser hat an vielen Stellen im Stadtgebiet immense Schäden angerichtet. Diese Aufnahme stammt vom Haus Vogelsang. Alles, was nicht mehr verwendbar ist, muss nun möglichst schnell entsorgt werden. © Privat

Dabei hätten sie sich um die Versorgung von Betroffenen gekümmert, Schläuche ausgerollt oder auch Evakuierungsgebäude vorbereitet. „Das war wirklich toll und ein super Einsatz“, lobt Claus Jacobi.

Nach der Flut sei es unter anderem darum gegangen, den Sperrmüll zu entsorgen. „Wir haben pausenlos Großcontainer hin- und hergefahren. Es musste viel bewegt werden“, erklärt der Bürgermeister. Außerdem hätten die Straßen gereinigt werden müssen.

Kaputte Straße, verstopfte Bäche

„Mit der Kehrmaschine wurden nach Bedarf auch die Höfe von Anwohnern sauber gemacht, einfach damit die Menschen wieder ein Gefühl von Sauberkeit haben“, sagt Claus Jacobi. Auch hätten Baumfällungen und Rückschnitte gemacht werden müssen, zum Beispiel weil Bäume über der Ennepe gehangen hätten.

Feuerwehr, DRK, ASB und alle weiteren Helfer stünden zwar zurecht in der ersten Reihe, wenn es um den Dank für ihren Einsatz geht, betont der Bürgermeister ausdrücklich. Aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TBGev verdienten Anerkennung für das, was sie im Zuge des Hochwassers geleistet hätten und noch immer leisteten. „Sie leisten wichtige Dienste im Hintergrund, die vielleicht nicht immer sichtbar sind“, sagt der Bürgermeister.

Jetzt gehe es unter anderem darum, die Bachläufe weiter freizumachen. „Auch die Straßen- und Uferbefestigungen müssen wiederhergestellt werden“, so Jacobi. Ebenso würden aktuell die Brückenprüfungen laufen. Wie berichtet scheinen mehrere Brücken im Stadtgebiet so beschädigt zu sein, dass sie neu gebaut werden müssen.

Auch Entsorger im Dauereinsatz

Bei der Entsorgung arbeiten die Technischen Betriebe der Stadt Gevelsberg eng mit der AHE zusammen. Auch dort hat das Hochwasser die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor große Herausforderungen und Anstrengungen gestellt, wie AHE-Geschäftsführer Johannes Einig erklärt. „Wir sind bei den meisten ja als diejenigen bekannt, die den Müll vor der Haustür abholen“, sagt er. „Etwa 40 Prozent unserer Fahrer sind aber auch bei der Feuerwehr oder beim THW.“

Die AHE habe ihre Fahrzeuge im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis zur Verfügung gestellt, zum Beispiel um Sandsäcke zu transportieren. „Wir haben aber auch schnell versucht, die Leute mit Containern zu versorgen“, so Einig. Auch mit Tiefladern habe der Entsorger aushelfen können, da mit der Firma Diedrich aus Gevelsberg seit Beginn des Jahres ein entsprechendes Unternehmen zur AHE gehöre.

Wichtig sei, dass der Müll, den das Hochwasser hinterlassen hat, in den kommenden Woche schnell beseitigt werden. „Das Problem, wenn der Abfall länger liegt, ist vor allem die Hygiene“, weiß Einig. „Das bringt Risiken mit sich.“ Er sei allerdings zuversichtlich, dass der Müll zeitnah entsorgt werden könne.

Kostenlos Annahme von Müll

Die Entsorgung könne zum Beispiel direkt vor Ort über angelieferte Container laufen. Zusätzlich sei die AHE an Samstag mit Heckladerfahrzeugen unterwegs, um zusätzlich Sperrmüll von den Straßen einzusammeln. Ansonsten gebe es eben auch die Möglichkeit, seinen Müll selbst zum Wertstoffhof zu bringen.

Mittlerweile Hilfsgelder des Landes verfügbar

Nachdem während der Helferkonferenz am Dienstag noch unklar war, ob überhaupt Hilfsgelder des Landes Nordrhein-Westfalen nach Gevelsberg fließen, konnte Bürgermeister Claus Jacobi am Freitagnachmittag schon mehr dazu sagen. Das Land hat der Stadt nämlich Mittel zugesagt.

Direkt am Freitagmorgen seien im Rathaus schon fünf Anträge eingegangen, wie der Bürgermeister verrät. Die entsprechenden Formulare gibt es unter anderem auf der Internetseite der Stadt unter www.gevelsberg.de. Sie liegen aber auch ausgedruckt an der Bürgerinfo des Gevelsberger Rathauses.

Voraussetzung für die Zahlung der Soforthilfe ist der glaubhafte Nachweis über den Hauptwohnsitz in einem durch das Tief „Bernd“ betroffenen Bereich. Zudem müssen die geschädigten Personen erklären, dass in ihrem Haushalt ein Schaden von mindestens 5000 Euro entstanden ist, der nach Einschätzung des Antragstellers auch nicht durch Versicherungen ersetzt wird. Die Stadt Gevelsberg tritt dabei in Vorkasse und rechnet die Hilfen hinterher mit dem Land NRW ab.

„In Absprache mit der Stadt Gevelsberg und dem Ennepe-Ruhr-Kreis haben wir an der Umladeanlage an der Hundeicker Straße eine kostenlose Annahme eingerichtet“, erklärt Johannes Einig. „Die AHE organisiert das, unser Personal leistet dadurch Mehrarbeit. Das machen wir aber auch gerne. Wir leben ja auch in der Region hier.“ Trotzdem sei die kostenlose Annahme ein Angebot des Ennepe-Ruhr-Kreises, da dieser die AHE beauftrage, Abfälle zu transportieren und anzunehmen.

Die Abfallmengen seien dabei durch das Hochwasser signifikant gestiegen. Nicht nur durch privaten Abfall, sondern auch weil viele Firmen betroffen gewesen seien. „Wir haben die vier- bis fünffache Menge an gewerblichen Abfällen“, so der Geschäftsführer. „Da können wir mehr und schneller arbeiten.“

Johannes Einig betont: Wenn die AHE-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter nicht freiwillig aus ihren Urlauben zurückgekehrt wären, wäre das alles gar nicht möglich gewesen.