Schwelm. Im Kampf gegen Leerstände in der Innenstadt beschreitet Schwelm neue Wege – und feiert jetzt mit einer Geschäftseröffnung erste Erfolge.

Überklebte Schaufensterscheiben, verschlossene Türen. Auch in Schwelms Innenstadt gibt es Leerstände, die dem Einzelhandelsstandort nicht nur optisch weh tun. Umso wichtiger ist es für eine Stadt, die Lücken in ihren Einkaufsreihen schnell zu schließen. Die Kreisstadt hat jetzt einen neuen Weg beschritten – und freut sich über erste Erfolge.

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Große Bedeutung für Rathaus

Der Kampf gegen den Leerstand in der Innenstadt hat für das Rathaus eine solche Bedeutung, dass Schwelms Bürgermeister Stephan Langhard zur ersten Neuanmietung eines leerstehenden Ladenlokals persönlich kam. Mit Hilfe der Stadt bezieht das Atelier Sieben die freien Geschäftsräume an der Untermauerstraße 6 und wird es fortan mit neuem Leben füllen. Vorher war dort eine Spielhalle drin, vor Jahren auch mal die Redaktionen der Westfalenpost und Westfälischen Rundschau mitsamt Geschäftsstelle im Erdgeschoss.

Am 1. Juli will das Atelier Sieben an der Untermauerstraße 6 ein Geschäft für Töpferwaren und eine Werkstatt für das Töpfern eröffnen.
Am 1. Juli will das Atelier Sieben an der Untermauerstraße 6 ein Geschäft für Töpferwaren und eine Werkstatt für das Töpfern eröffnen. © Unbekannt | Gruber

Möglich wird die für 1. Juli geplante Neueröffnung durch das Sofortprogramm des NRW–Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung zur Stärkung der Innenstädte. Zweck der Förderung ist es, die Städte und Gemeinden bei ihrem Kampf gegen Ladenleerstand und Geschäftsschließungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und ihrer Folgen für Handel und Gastronomie zu unterstützen. Schwelm hatte sich um Fördermittel beworben und fast 350.000 Euro erhalten. Der größte Batzen, 234.000 Euro, wird in das Leerstandsmanagement investiert, mit dem das Land NRW die Anmietung leerstehender Ladenlokale finanziert.

Und so funktioniert es: Die Eigentümer leerstehender Ladenlokale müssen auf 30 Prozent der letzten Netto-Kaltmiete verzichten. Die Stadt mietet das Objekt dann an und vermietet es weiter an interessierte Geschäftsgründer. Sie brauchen zwei Jahre lang nur 20 Prozent der letzten Kaltmiete zu zahlen. Die Differenz von 50 Prozent der letzten Netto-Kaltmiete, quasi eine Anschubfinanzierung für die Geschäftsgründer, übernimmt die Stadt mit den Fördergeldern des Landes NRW.

Zehn Leerstände im zentralen Innenstadtbereich

Zehn Ladenleerstände hatten Schwelms Wirtschaftsförderer Simon Nowack und sein Team im Rathaus im vergangenen Oktober, als der Förderantrag gestellt wurde, im zentralen Innenstadtbereich von Schwelm identifiziert. Das Areal umfasst den Neumarkt, die Hauptstraße und die Altstadt mit insgesamt 58 Geschäftslokalen. Die meisten Leerstände befanden bzw. befinden sich an der Hauptstraße. Für die Hälfte der Leerstände – die Quote ist vom Land so vorgeschrieben – durfte Schwelm dann Fördermittel beantragen.

Auch dies hilft dem Einkaufsstandort Schwelm

Das Geld aus dem Sofortprogramm des Landes hilft Schwelm nicht nur beim unmittelbaren Kampf gegen die Leerstände, wenngleich von den 350.000 Euro an Fördermitteln mit 234.000 Euro der größte Teil ins Leerstandsmanagement investiert wird.Weitere 100.000 Euro fließen in die Finanzierung des digitalen Citymanagers. Dessen Aufgabe wird es sein, den heimischen Einzelhändlern beim Aufbau ihres Internet-Geschäfts zu helfen, um im Wettbewerb mit dem Online-Handel bestehen zu können.Die restlichen 16.000 Euro der Fördersumme werden in die Ermittlung der Passantenfrequenz in der Schwelmer Innenstadt gesteckt. Die letzte Erhebung, die für Kaufkraftanalysen und somit für Geschäftseröffnungen in der Kreisstadt von Bedeutung sind, stammt aus dem Jahr 2012.Alle drei Punkte sind für Wirtschaftsförderer Simon Nowack von erheblicher Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Einzelhandels- und Einkaufsstandortes Schwelm.

Fünf leerstehende Ladenlokale kann Schwelm also mit Hilfe des Landes wieder zu Leben erwecken, und mit den Geschäftsräume an der Untermauerstraße 6 geht es nun los. Dass es so schnell ging, ist auch Heike Philipp und dem Team vom Atelier Sieben zu verdanken, die die Leerstände im Nostalgie-Viertel schon länger im Blick haben und sich um Lösungen kümmern. Als sie von der Fördermittelbewilligung hörte, klopfte sie sofort bei Wirtschaftsförderer Simon Nowack an. „Schon am 1. Juli“, so Heike Philipp und Tina Grams vom Atelier Sieben „werden wir dort ein Geschäft für Töpferwaren und eine Werkstatt für das Töpfern eröffnen“.

Immobilienbesitzer spielte mit

Bürgermeister Stephan Langhard dankte insbesondere auch Immobilienbesitzer Werner Jakobi, „weil Sie an diesem Projekt mitwirken und damit erst ermöglichen, zusammen mit dem Atelier Sieben eine neue Nutzung zu entwickeln“. Sein Dank gelte außerdem Horst Prange (Schwelme Immobilien) für dessen kostenlose Unterstützung bei der Vertragsunterzeichnung, was die Stadt sehr entlastet habe.

Für Bürgermeister Stephan Langhard ist das erst der Anfang. Er ist guter Dinge, dass sich weitere Gründer und Geschäftsleute melden, die ein bisher leerstehendes Ladenlokal vergünstigt anmieten wollen, und dass sich auch Immobilienbesitzer melden, die ein leerstehendes Ladenlokal haben: „Das ist eine großartige Sache nicht nur für die Beteiligten, denen ich viel Erfolg wünsche, sondern auch für die ganze Stadt, denn es ist uns gelungen ein erstes Musterprojekt umzusetzen und die gewonnenen Erfahrungen in die Entwicklung weiterer Projekte einzubringen.“

Weitere Geschäftseröffnungen in Sicht

Die Chancen dafür sind gut. Es gebe schon für zwei weitere Leerstände Geschäftsgründer, die die freien Räume gerne anmieten würden, erklärte Wirtschaftsförderer Simon Nowack. „Bei einem Laden sind wir sogar schon im Gespräch mit dem Vermieter.“ Er sei zuversichtlich, dass es schon bald neue Anmietungen und Eröffnungen zu vermelden gibt.

„Das ist jetzt schon eine erfolgversprechende Geschichte. Von einer Erfolgsgeschichte spreche ich dann, wenn wir tatsächlich alle fünf Leerstände wieder vermietet haben und die Gründer nach zwei Jahren sagen: ,Wir machen weiter“.

Zukünftige Nutzungen sollen frequenzbringende Angebote sein, wie z.B. Einzelhandel-Start-ups (Popup-Stores) und Gastronomie-Start-ups, Dienstleistungsgewerbe mit Publikumsverkehr, Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte, neue Angebote von Lieferservices/Verteilstationen, Showrooms des regionalen Online-Handels, kulturwirtschaftliche Nutzungen, bürgerschaftliche und nachbarschaftliche Nutzungen. Ansprechpartner ist Schwelms Wirtschaftsförderer Simon Nowack, 02336-801-305, nowack@schwelm.de.