Gevelsberg. 80 Prozent der Fahrten sind für Abdul Aydindurmus, Taxi Hohmann wegen Corona weggebrochen. Wie er damit umgegangen ist, erzählt er im Interview.

Sie gehören zu den großen Verlierern der Corona-Pandemie: die Taxiunternehmen. Tag und Nacht mussten sie in Bereitschaft sein, auch wenn keine Kunden anriefen, es nur wenige Fahrten gab. Wie sich das auf das den Betrieb ausgewirkt hat, was sich mit den Lockerungen ändert und welche Rolle der kreisweite Taxitarif spielt, erzählt Abdul Aydindurmus, leidenschaftlicher Taxifahrer und Geschäftsführer von Taxi Hohmann in Gevelsberg im Interview.

Herr Aydindurmus, beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Es sind viele Dinge weggefallen, von Veranstaltungen bis hin zu Abendfahrten weil Restaurants, Kneipen und vieles mehr geschlossen hatte. Welche Folgen hatte das?

Abdul Aydindurmus: Das war sehr schwierig. Der Ausfall war 80 Prozent. Man muss das Taxigeschäft wie eine Torte sehen und davon ist fast alles weggefallen, bis auf Krankenfahrten und Einkaufsfahrten. Auch viele Stammkunden sind ein paar Monate mal nicht gefahren. Tagsüber fährt man größtenteils ältere Leute und davon hatten viele Angst – nicht unbedingt vor dem Taxi, sondern generell ‘raus zu gehen. Die sind wirklich ein paar Monate zuhause geblieben. Wenn die Zahlen ‘runter gegangen sind, wurde es auch mal wieder besser.

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Wie haben Sie auf den Ausfall der Fahrten reagiert?

Das konnte man nicht wirklich. Der Vorschlag der Fahrten zum Impfzentrum kam von der Stadt, die Kosten hat die Stadt ja übernommen. Das war aber so niedrig für uns, das konnten wir uns nicht erlauben. Für die Preise hätte sich das nicht gelohnt. Krankenfahrten sind deutlich weniger geworden. Im vergangenen Jahr wurden zum Beispiel die Bestrahlungen und Chemos, wenn es ging, gestrichen oder verschoben. Auch Krankenhaustermine – wir haben Kunden, die wurden angerufen vom Krankenhaus, deren Termine wurden um zwei Monate verschoben, wenn es nichts Akutes war. Die ganzen Reisen und der Flughafenverkehr fielen auch weg – am Flughafen war ich im ganzen Jahr 2020 nur einmal. Dieses Jahr schon etwas regelmäßiger, durch einen Geschäftsmann und langsam geht es da auch wieder los. Das wird nicht wie früher sein, aber ich hoffe, dass es ein wenig aufwärts geht.

Welche Hygieneregeln mussten Sie und die Fahrer beachten?

Es durften maximal zwei Personen aus verschiedenen Haushalten ins Taxi und alle nach hinten. Wir hatten Trennscheiben, aber das war freiwillig. Bis jetzt fahren wir immer noch keine vier Mann im Taxi.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie beziehungsweise hatten Sie vor der Pandemie?

Ich hatte insgesamt 15, jetzt habe ich nur noch fünf. Alle Fahrer waren in Kurzarbeit. Ich habe nur die Festangestellten behalten. Die Aushilfen, die Wochenendfahrer, die sind fast alle ‘rausgeflogen. Am Wochenende habe ich die gar nicht mehr gebraucht. Da haben wir alles zu zweit gemacht. In Zeiten der Ausgangssperre war nur noch einer da. Die Tendenz ist jetzt wieder steigend durch die Lockerungen. Es geht aufwärts.

Ihre Fahrer, was sind das für Leute?

Wir haben einen Älteren, der geht auf die 50 zu. Meine Schwester ist zwei Jahre älter als ich. Dann habe ich noch einen jungen Mann im Team, der fängt jetzt aber mit einer Ausbildung an und fährt danach nur noch auf Minijob-Basis. Und ich fahre Tag und Nacht.

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Großraumtaxi wurde nicht mehr gebraucht

Wie sieht es aus mit den Autos, haben sie davon welche abgeben müssen, weil diese nicht mehr finanziert werden konnten?

Ich habe fünf Autos. Einen Mietwagen habe ich automatisch abgemeldet, das geht immer ohne Probleme. Und die vier Taxen, die Konzessionen, die habe ich weiterhin behalten. Das Großraumtaxi habe ich für kurze Zeit stillgelegt, das machte keinen Sinn, weil man ja nur zwei Mann mitnehmen durfte. Was soll man da mit einem riesen Auto, wo acht Leute reinpassen? Das konnte beim Straßenverkehrsamt auf Eis gelegt werden für die Zeit; und wenn es wieder losgeht, kann man jederzeit wieder mit dem Taxi starten. Das konnten alle Taxiunternehmen in der Zeit.

Thema Finanzierung. Haben Sie die Soforthilfe vom Land erhalten und wie empfanden Sie die Unterstützung von Politik und Land?

Ja, die Soforthilfe haben wir bekommen, aber das war es dann auch. Diese haben ja diejenigen bekommen, die 50 Prozent weniger Arbeit und Umsatz hatten. Danach wurde viel versprochen, aber nicht eingehalten. Wir mussten 24 Stunden hier sitzen, sind nicht gefahren und wurden nicht mehr unterstützt. Da hätte man uns auch komplett schließen können. Die Taxiunternehmen haben in der Zeit viel geleistet. Für nichts habe ich eine Nacht nicht geschlafen, weil falls einer angerufen hätte, hätte man da sein müssen. Auch bei der Ausgangssperre wurde von uns vom Kreis verlangt, dass wir da sind. Zum Glück hat das nicht lange angedauert. Aber bei solchen Bestimmungen habe ich mich schon im Stich gelassen gefühlt. Das war eine harte Zeit. Ich bin dankbar für alles, auch für die Soforthilfe. Aber es wurden eben viele Sachen und Hilfen versprochen, die nicht eingehalten wurden.

Flexibilität bei Taxitarifen wäre gut

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Wie sinnvoll finden Sie denn den vom Kreis festgelegten Taxitarif?

Eine gewisse Flexibilität wäre gut – bei Stammkunden, die regelmäßig eine Strecke in die Stadt fahren, um denen zu sagen ‚Wir geben Ihnen einen Festpreis‘. Wir Taxiunternehmen dürfen innerhalb des Ennepe-Ruhr-Kreises keine Festpreise machen, es sei denn es geht um besondere Fälle, wie Schulfahrten von der Stadt. Nach Wuppertal, Hagen geht das. Mir geht es aber um einen Festpreis für die kurzen Fahren, wie vom Seniorenheim in die Stadt oder zum Arzt. Dann fahren die Kunden auch vermehrt. Da eine Flexibilität zu erlauben, wäre für uns ein riesen Vorteil.

Hier im Kreis gibt es neben Taxis auch Funkmietwagen-Unternehmen. Wie groß ist die Konkurrenz für Sie?

In Gevelsberg ist das überschaubar. Wenn die sich an die Vorschriften halten ist alles in Ordnung. Was uns schadet, ist, dass Funkmietwagen Preise machen dürfen, wie sie wollen. Es gibt zwar Sachen, die sie nicht dürfen, wir schon, zum Beispiel einen Kunden an der Straße aufnehmen. Die Vorschriften werden aber nicht immer eingehalten. Da wird auch mal mit Privatautos gefahren. Das sind Sachen, die uns sehr schaden. Aber uns wird auch da nicht geholfen. Wir waren deshalb schon zig mal beim Straßenverkehrsamt. Konkurrenz belebt, ja, aber das ist dann ein unfairer Konkurrenzkampf.

Was erhoffen Sie sich für die kommenden Monate?

Ich hoffe, dass es noch besser wird. Auch, dass es wieder mehr Veranstaltungen gibt, Hochzeiten, Geburtstagsfeiern. Dann fehlt uns nicht mehr viel. Dann haben wir die Torte fast wieder zusammen.