Ennepetal. Tolle Geschäftsidee: Schüler aus Ennepetal fertigen professionelle Handyhüllen aus dem 3D-Drucker an.

Hochwertige Smartphonehüllen aus dem 3D-Drucker, kunstvoll gestaltet mit Airbrushtechnik: Die Schülerfirma des Reichenbach-Gymnasiums, die sich im laufenden Schuljahr am bundesweiten Junior-Projekt beteiligt hat, sammelte nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiet Erfahrung, sondern bewies auch in Sachen Technik und Kreativität bemerkenswerte Fähigkeiten. „Create ‘ur case“ nennt sich das Unternehmen, das neun Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1, betreut von Lehrer Christian Falkowski, gründeten.

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Die Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinträchtigte nicht nur die reale Wirtschaft, sondern auch die RGE-Schülerfirma – und das in besonderem Maße, denn es galten nicht die Regeln für die Arbeitswelt, sondern die für die Schule. Und das bedeutete eingeschränkte Möglichkeiten, sich zu treffen, und strenge Regeln für die gemeinsame Arbeit an den Produkten. Offiziell starten konnte das Projekt erst im Januar.

Die Geschäftsidee

„Wir wollten etwas anbieten, was auch in Coronazeiten funktioniert“, berichtet der Vorstandvorsitzende von „create ‘ur case“, Moritz Wehr. Sechs, sieben Ideen seien abgewogen worden. Da Mitarbeiter Marc Nickholz die Möglichkeit ins Spiel brachte, einen 3D-Drucker zu nutzen, entschied sich das Team, Smartphonehüllen herzustellen. „Wir sind ja sozusagen die Generation Handyhülle’“, meint Moritz.

Das steckt hinter dem JUNIOR-Projekt

Das JUNIOR-Projekt, an dem sich Schülerfirmen des RGE seit mehreren Jahren beteiligen, wurde 1994 vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln ins Leben gerufen, um Schülern der 9. bis 13. Klasse das Thema Wirtschaft näher zu bringen.

JUNIOR steht für Junge Unternehmer Initiieren, Organisieren, und Realisieren.

Schülern wird die Möglichkeit gegeben, Wirtschaftsthemen wie Produktentwicklung, Buchführung und Marketing zu erfahren.

„Es gibt auf jeden Fall einen Markt dafür.“ Man habe dann geschaut, was es an Produkten schon gibt und beschlossen, auf Individualität zu gehen. Fotos, Farbgebung Einstanzungen oder Erhebungen – all das sollten die Kunden vorgeben können. In Sachen Qualität waren sich die Teammitglieder einig, dass es hochwertige Hüllen werden sollten – die auch ihren Preis haben.

Die Produktion

Marc Nickholz, der die Produktionsleitung übernahm, hatte schon in der Vergangenheit Technikkurse mitgemacht, zum Teil auch selbst gegeben, und dabei den 3D-Druck kennengelernt. Zudem war er mit CAD-Software (computerunterstütztes Design) vertraut. Nach Gesprächen mit Kunden fertigten die Schüler Zeichnungen an. Gemeinsam mit Jan Bühren erstellte Marc Nickholz daraus ein passgenaues CAD-Modell für den jeweiligen Smartphonetyp. Bei einigen Herstellern sind die genauen Maße im Internet zu finden, andernfalls wurde ein digitales Modell geschaffen.

Das Hüllenmodell ging an einen externen Dienstleister, der Aufträge an Unternehmen mit hochwertigen 3D-Druckern vermittelt. „Es wurden zum Beispiel Hüllen in Litauen gedruckt“, so Marc Nickholz. Die Hüllen, die aus Nylon verschiedener Qualitäten hergestellt wurden, kamen passgenau an, mussten nur im Einzelfall minimal nachbearbeitet werden. Dann folgte der künstlerische Teil. Vor allem Denusha Paiva und Viktoria Schwebel, die auch für die Verwaltung zuständig waren, sorgten per Airbrushtechnik für die individuelle Gestaltung.

Das Marketing

„Create ‘ur case“ machte Werbung via Instagram und Facebook, zudem sprachen die Marketingverantwortlichen Lukas Zellmann und Tobias Liebholdt Freunde an. Nicht zuletzt erstellten die Aktiven eine Website (https://create-ur-case.webnode.com). „Damit nehmen wir auch am Wettbewerb für die beste Website teil“, so Moritz Wehr.

Im Schnitt kosten die hochwertigen, individuellen Smartphone-Hüllen etwa 25 Euro. Eigentlich wären sie – aufgrund der Anfertigung in geringer Stückzahl durch externe Dienstleister – noch teurer. Doch durch eine Spende der Ennepetaler Firma Dormakaba konnte der Preis um 10 Euro reduziert werden.

Die Finanzen

Am Dienstag endete das Projekt offiziell, die Firmenbetreiber wollen angefangene Aufträge noch so weit wie möglich fertigstellen. Etwa zehn Hüllen konnten sie verkaufen. Investoren, darunter auch traditionsgemäß Bürgermeisterin Imke Heymann, hatten insgesamt 72 Anteile zu je 10 Euro (maximal möglich waren 90) gezeichnet. Hinzu kam eine Spende von 900 Euro von Dormakaba. Eigentlich habe das Unternehmen den Kauf eines 3D-Druckers damit finanzieren wollen. Doch da zu dem Preis kein Gerät, dass die gewünschte Produktqualität hätte liefern können, zu bekommen war, vereinbarten die Beteiligten, dass das Geld als Spende floss, so dass die Smartphonehüllen günstiger verkauft werden konnten. Zudem schaffte das Team das Airbrushwerkzeug samt Farben an.

Zuständig für die Finanzen waren Marcel Kupper und Finn Schröder. Am Ende könne jedem Anteilseigner das Kapital zurückgezahlt werden, so die Schüler. Es werde aber auch ein Gewinn ausgewiesen. Wenn alle Investoren einverstanden seien, wolle man diesen gerne spenden, erklärt Moritz Wehr.