Ennepetal. Die Ennepetaler Jusos fordern, dass an weiterführenden Schulen und in öffentlichen Gebäuden Menstruationsartikel kostenlos bereitgestellt werden.
Die angeblich so sparsamen Schotten machen es und die Stadt Hamm neuerdings auch: Sie stellen in öffentlichen Gebäuden kostenlos Damenhygiene-Artikel zur Verfügung – ein Thema, das bundesweit auch viele jüngere Menschen vor allem in den sozialen Netzwerken diskutieren. Dort machen sich besonders Frauen für ein solches Vorhaben stark. Es gibt aber auch Stimmen, die eine solche Regelung für unnötig halten. Die Jungsozialisten (Jusos) in der SPD greifen das Thema nun auf und stellen einen entsprechenden Bürgerantrag für kostenlose Damenhygiene-Artikel bei der Stadt Ennepetal.
„Wir, die Jusos, wollen einen Beitrag zur Enttabuisierung des Themas Menstruation leisten und mit konkreter Unterstützung Frauen und Mädchen im Alltag stärken“, begründet die Vorsitzende Janine Schulze. „Wir stellen den Antrag in enger Absprache mit unserer Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Nina Däumig, die diesen Antrag sehr deutlich unterstützt“ sagt Schulze.
Wenn es nach den Jusos geht, wird an weiterführenden Schulen sowie in Bürgerämtern und in weiteren öffentlichen Gebäuden die kostenlose Ausgabe von Menstruationsartikeln eingerichtet. In Zusammenarbeit mit den Einrichtungen soll die Stadtverwaltung prüfen, wie die Bereitstellung der Hygieneartikel am sinnvollsten ermöglicht werden kann.
+++Lesen Sie auch: Tod nach Impfung: Obduktionsergebnis liegt vor+++
„In Hamm hat man Automaten aufgestellt“, erklärt Janine Schulze gegenüber dieser Zeitung. Man könne aber auch Kästchen mit den Artikeln auf den Damen-Toiletten aufstellen.
Zweijährige Pilotphase vorgeschlagen
Janine Schulze stellt sich vor, an einem runden Tisch alle Möglichkeiten zu erörtern. In dem Antrag der Jusos heißt es: „In einer zweijährigen Pilotphase sollen Erfahrungen, Reaktionen und Kosten des Angebots ermittelt und festgehalten werden.“ Für das Projekt seien dem Antrag zufolge entsprechende Kosten in den Haushalt der Stadt Ennepetal einzustellen.
Einbringung in der Ratssitzung
Der Antrag der Ennepetaler Jusos wird in der Sitzung am heutigen Donnerstag, 20. Mai, in den Rat der Stadt Ennepetal eingebracht. Vorgeschlagen wird die Überweisung zur inhaltlichen Beratung in den Ausschuss für Soziales, Generationen und Gleichstellung.Die Jusos haben den Antragkreisweit gestellt. Sie fordern von den Bürgermeistern und dem Landrat, kostenlose Periodenprodukte auf allen öffentlichen Toiletten im Ennepe-Ruhr-Kreis bereit zu stellen.Die Ennepetaler Juso-Vorsitzende Janine Schulze ist auch Vorstandsmitglied der Jusos Ennepe-Ruhr.
In der ausführlichen Begründung des Antrages heißt es: „Die Periode nimmt keine Rücksicht auf den Zeitpunkt oder die Lebenssituation, lässt sich nicht beeinflussen oder regulieren. Daher passiert es nicht selten, dass Mädchen und Frauen plötzlich und unerwartet in die Situation kommen, dass sie Damenhygieneartikel benötigen. Diese Situationen ereignen sich auf der Schultoilette, auf der Toilette der Arbeitsstelle oder auf einer öffentlichen Toilette, Situationen, in denen Mädchen und Frauen massiv eingeschränkt werden und mit Scham reagieren – Scham und Einschränkungen für einen natürlichen biologischen Prozess des weiblichen Körpers.“
Studie aus Großbritannien
Juso-Vorsitzende Janine Schulze weist auch auf das Problem der Perioden-Armut hin. Armut, die auftrete, wenn sich Mädchen und Frauen Damenhygiene-Artikel nicht mehr leisten könnten. Sie würden beginnen, Ersatzartikel zu nutzen, die eine gesundheitliche Gefahr darstellen oder aber weniger bis gar nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, sodass man auch von sozialen und psychischen Auswirkungen in Folge der Periodenarmut sprechen könne.
In Deutschland würden die genauen Zahlen und Untersuchungen gänzlich fehlen, erklären die Jusos. Ein Blick nach Großbritannien zeige aber, wie akut dieses Problem die Lebensrealität von Mädchen und Frauen bedrohe. Dort könne sich eines von zehn Mädchen im Schulalter keine Binden und Tampons leisten. Der Studie zufolge würden Frauen mehr als 500 Euro im Jahr wegen ihrer Periode (für Menstruationsartikel, Schmerzmittel und weitere notwendige Produkte) ausgeben.