Schwelm. Darum sträubt sich der Trägerverein Schwelmebad gegen einen kostspielige Sanierung des Freibads in Schwelm.

Das Thema Bäderlandschaft stand auf der digitalen Zusammenkunft der Mitglieder des Liegenschaftsausschusses ganz oben auf der Tagesordnung. Eigentlich sollte nach der abendlichen Zusammenkunft Klarheit darüber herrschen, wie es mit Hallen- und Freibad bis zur Fertigstellung eines neuen Ganzjahresbades weitergeht. Eigentlich! Doch für den Vorsitzenden des Trägervereins Schwelmebad, Ernst-Walter Siepmann, blieben nach Ende der Videokonferenz mehr Fragen als Antworten. Selbst der bisher vom Bürgerbadbetreiber selbst angepeilte Start in die Freibadsaison Anfang Juni ist nicht mehr sicher.

Ernst-Walter Siepmann spricht von einer Mitgliederbefragung. Mit ihr will er abklären, ob vor dem Hintergrund einer ungewissen Zukunft für das Freibad die Bereitschaft vorhanden sei, in die jetzt anstehende 14. Saison zu starten. „Ich möchte gerne die Meinung meiner Mitglieder hören, ob wir um jeden Preis weitermachen oder ob wir die Brocken hinschmeißen sollen“, sagt Siepmann auf Nachfrage dieser Zeitung. Der Trägervereins-Vorsitzender vermisst nach der wegen Corona digital geführten Diskussion ein klares Bekenntnis zum Freibad in seiner jetzigen Form. „Es besteht nach meiner Auffassung überhaupt keine Absicht, über eine Nicht-Vernichtung des Freibades nachzudenken.“

Auch in Hinblick einer möglichen Freibad-Öffnung trotz Corona unter Auflagen zeigt sich Siepmann mit Blick in die Nachbarschaft wenig optimistisch. „So wie Sprockhövel über Pfingsten aufmachen will, mache ich nicht auf. Wenn keine Wiese geöffnet werden darf – was sollen Besucher da in einem Freibad?“

1. Juni weitere Sitzung

Ernst-Walter Siepmann blickt mit Spannung dem 1. Juni entgegen. An diesem Datum soll der Liegenschaftsausschuss erneut zusammenkommen. Siepmann erwartet dann eine Vorlage der Verwaltung, die Klarheit für die Bäderlandschaft der Zukunft in Schwelm bringt und den Weg weist, wie es in der Übergangszeit bis zum Neubau eines Ganzjahresbads mit dem Badespaß am Ländchen weitergehen könnte. Bisher sei für ihn nur der Wille ersichtlich, die ebenfalls marode Technik des Hallenbads mit viel Geld betriebsbereit zu halten.

Mehr Probleme als vermutet macht dem Trägerverein auch der bauliche Zustand des Schwimmerbeckens im Freibad. „Das Kernproblem ist seit Jahren die defekte Folie und die daraus resultierenden Wasserverluste“, so Ernst-Walter Siepmann. 2400 Kubikmeter Wasser seien dadurch im vergangenem Jahr verloren gegangen. Erschwerend hinzu käme, dass es sich um aufgeheiztes Wasser aus den Becken gehandelt habe. „Wir haben dadurch 60.000 bis 70.000 Euro Strom-, Gas- und Wasserkosten. Das ist für uns künftig nicht mehr zu stemmen“, schilderte der 1. Vorsitzende die Problemlage.

Notreparatur für diese Saison

Mit einer Notreparatur am Beckenkopf des Schwimmers hofft Siepmann das Problem zumindest für die bevorstehende aktuelle Freibadsaison in den Griff zu bekommen. Eine Reparatur aber nicht für Dauer. „Die Becken sind absolut am Ende ihres Daseins angelangt“, sagt Siepmann und fordert von der Politik eine Entscheidung ein, ob die Becken auch bei einem Neubau für ein Ganzjahresbad an der Schwelmestraße in ihrer jetzigen Größe erhalten bleiben oder abgerissen werden müssten. Nur bei einem Beckenerhalt spricht sich Siepmann für die Foliensanierung ab Herbst aus, für die im Haushalt der Stadt vorsorglich 260.000 Euro mit Sperrvermerk eingestellt worden sind und ohne die das Freibad im kommenden Jahr wahrscheinlich nicht mehr öffnen wird können. „Für zwei oder drei Jahre gebe ich keine Viertelmillionen aus, um mir dann anzuschauen, wie der Bagger die Becken einreißt.“

Siepmann steht für weitere Gespräche mit Politik und Verwaltung jederzeit zur Verfügung. Er würde sich auch über eine Einladung für die Sitzung am 1. Juni freuen. „Natürlich würde ich kommen, ich gehe doch keinem Stress aus dem Weg“, so Siepmann.

Mindestens vier Jahre für Badneubau in Schwelm

Der Vorsitzende des Liegenschaftsausschusses, Michael Schwunk (FDP), brachte es zum betreffenden Tagesordnungspunkt mit wenigen Worten auf den Punkt: „Wir haben ein großes Problem mit dem Schwelmebad. Was ist am Bad nötig und warum?“ Antworten erhoffte sich das Gremium von Ernst-Walter Siepmann.

Im vergangenem Jahr hat der Trägerverein den Überlauf für das Sprungbecken saniert und somit den Wasserverlust dort gestoppt.
Im vergangenem Jahr hat der Trägerverein den Überlauf für das Sprungbecken saniert und somit den Wasserverlust dort gestoppt. © Bernd Richter

Im Jahr 2020 hatte der Trägerverein bereits die Köpfe des Sprungbeckens freigelegt und an allen vier Ecken Schäden an Ein- und Abläufen gefunden. Dort wurde saniert, der Wasserverlust gestoppt. Zwischen Beckenfolie und Kopf des Schwimmerbeckens klafft aktuell immer noch ein recht breiter Spalt, der geschlossen werden muss. Die Folge: Wasserverlust in nicht unerheblichen Mengen. „Die Reparatur ist ein richtig großer Arbeitsaufwand“, so Siepmann. „Ich werde kein Bad in Betrieb nehmen, in dem nur Planschbecken und Nichtschwimmer geöffnet sind.“

Eine Teilöffnung des Freibads war Thema in der Digital-Diskussion des Liegenschaftsausschusses. Siepmann sprach sich gegen einen entsprechenden Vorschlag aus den Reihen der Politik aus, das Freibad für eine Übergangsfrist von drei Jahren auch ohne Öffnung des Schwimmerbeckens nur mit freigegebenen Nichtschwimmer und Planschbecken zu betreiben.

Spannend war die Antwort von Bürgermeister Stephan Langhard auf die Frage von Michael Schwunk, der wissen wollte, wann denn frühestens ein neues Bad stehen könne. „Wenn wir jetzt loslegen, dann wäre das neue Bad frühestens in vier Jahren fertig“, so der Verwaltungschef, vorbehaltlich, dass das Projekt oberste Priorität in der Politik genießen würde.

Stephan Langhard erinnerte daran, dass das Projekt Ganzjahresbad noch nicht in die Prioritätenliste eingetaktet sei. „Darüber müssen wir reden“, so der Bürgermeister in Richtung Politik. Reden müsse man auch darüber, wie lange das Bad denn noch halten wird. Für den Liegenschaftsausschuss am 1. Juni kündigte Stephan Langhard eine Vorlage der Verwaltung an, in der alle offenen Fragen eingearbeitet werden sollen.

„Beide Bäder sind abgängig, das wissen wir seit 2011“, erinnerte Beigeordneter Ralf Schweinsberg auch an das marode Hallenbad und an die Pflichtaufgabe, Schwimmen in Schwelm zu ermöglichen. An die Stadtverwaltung ging der Arbeitsauftrag, dafür bis zum 1. Juni einen Vorschlag für eine kostengünstige Übergangslösung bis zu einem Badneubau herauszuarbeiten