Ennepetal. „Charly“ ist schon wieder weg: Der blinde Graupapagei wurde mit vier weiteren Vögeln aus der Voliere im Hülsenbecker Tal in Ennepetal gestohlen.

Bereits Ende Februar hatten Unbekannte „Charly“ und zwei Amazonen geklaut, die Tiere allerdings tags darauf wieder zurückgegeben.

Am Dienstagmorgen um 8 Uhr bemerkte Tierpfleger Sebastian Quadflieg den Einbruch. Die Täter hatten einen Gitterstab der Eingangstür zur Voliere, um den eine Kette mit Vorhängeschloss gelegt war, offenbar in aller Seelenruhe aufgefeilt. Die Innentür brachen sie einfach auf. Sebastian Quadflieg stellte schnell fest, dass fünf der acht Papageienvögel fehlten: Neben „Charly“ gehörten dazu der Grünwangenamazonenhybrid „Olli“, der schon im Februar mit entführt worden war, eine Blaustirnamazone, eine Gelbscheitelamazone sowie ein Chinasittich. „Es könnte sein, dass der Sittich durch die offenen Tür rausgeflogen ist, das ist ein guter Flieger“, meint der Tierpfleger.

ITierpfleger Sebastian Quadflieg an der aufgebrochenen Innentür.
ITierpfleger Sebastian Quadflieg an der aufgebrochenen Innentür. © WP | Hartmut Breyer

Die Kriminalpolizei sicherte noch am frühen Morgen Spuren am Tatort. Da diesmal fünf Vögel gestohlen wurden, liegt die Vermutung nahe, dass die Tat nicht von einer einzelnen Person begangen wurde. Die Feile, die als Einbruchswerkzeug genutzt wurde, wurde sicher gestellt. Die Täter nahmen zwei Eimer, die zum Reinigen der Voliere genutzt wurden, mit, ebenso zwei Futternäpfe. Ein weitere Futternapf fand sich wenige Meter entfernt auf einer Wiese wieder. Dass es sich um die selben Täter wie vor wenigen Wochen gehandelt hat, erscheint eher unwahrscheinlich. Die Art des Vorgehens sei diesmal eine andere, meint Sebastian Quadflieg. Im Februar hatten die Täter ein Kettenglied an der Schutzhaustür aufgehebelt und an der Haupttür der Voliere den unteren Teil des Drahtgeflechts herausgeschnitten. Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs hatten die Eingangstür im Anschluss noch verstärkt.

Kripo nimmt Ringnummern auf

Die Kripo nahm auch die Ringnummern der gestohlenen Papageien auf. Die Tiere zählen zu den geschützten Arten und verfügen über die notwendigen Cites-Papiere (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, auch als Washingtoner Artenschutzabkommen bekannt). Ausnahme ist der Chinasittich, der nicht zu den geschützten Spezies gehört. „Ohne Ring sind die Tiere kaum verkäuflich“, heißt es von Seiten der Kripo. „Mit Ring aber auch nicht, wenn sie zur Fahndung ausgeschrieben sind.“

Spenden nach erstem Diebstahl

In der Nacht zum 25. Februar dieses Jahres hatten Unbekannte drei Papageien – Graupapagei „Charly“, Grünwangenamazonenhybrid „Olli“ und eine Venezuela-Amazone – aus der Voliere im Hülsenbecker Tal gestohlen.

Am Tag darauf tauchten die Tiere wieder auf. Sie waren in einem Karton vor einer Tierarztpraxis abgelegt worden, versehen mit der Aufschrift: „Entschuldigung. Wir waren besoffen!“

Unmittelbar nach dem Diebstahl hatten die SPD Ennepetal und Barbara Mittag Spenden in Höhe von jeweils 200 Euro zugesagt, um neue Tiere zu kaufen. Obwohl die Papageien wieder auftauchten, stellten sie das Geld bereit. Davon wurden ein Insektenhotel, Igelhäuser, Nistkästen und Futtersilos, eine Vogel-Transportbox sowie spezielles „Erlebnisfutter“ für die Papageien angeschafft.

Theoretisch haben die fünf gestohlenen Vögel einen Wert von mehreren tausend Euro. Praktisch sei der materielle Wert wohl erheblich geringer, da die Tiere schon älter seien, meint Sebastian Quadflieg. Den Tierpfleger trifft der erneute Diebstahl sehr. „Das ist bitter, vor allem emotional“, meint Tierpfleger Sebastian Quadflieg. „Besonders auch deshalb, weil die Freude so groß war, als die drei Papageien nach dem Einbruch im Februar wieder aufgetaucht waren.“ „Charly“ „Olli“ und die damals mit entführte namenlose Venezuela-Amazone hätten die Aufregung schnell überwunden und sich innerhalb kürzester Zeit wieder wie zu Hause gefühlt, so Quadflieg.

IDie zurückgebliebene Gelbnackenamazone. Der Papagei hatte seit 2003 mit der nun gestohlenen Gelbscheitelamazone zusammengelebt.
IDie zurückgebliebene Gelbnackenamazone. Der Papagei hatte seit 2003 mit der nun gestohlenen Gelbscheitelamazone zusammengelebt. © Hartmut Breyer

Besonders tragisch beim aktuellen Fall: Die dreisten Diebe stahlen auch einen der beiden Papageien, die sehr aggressiv sind und daher in einem separaten Abteil der Voliere untergebracht waren. Die beiden Vögel, eine Gelbscheitelamazone und eine Gelbnackenamazone, lebten bereits seit 2003 zusammen. Papageien sollten in der Regel nicht einzeln gehalten werden. Die allein zurückgelassene Gelbnackenamazone saß am Dienstag nun ganz allein und außergewöhnlich still auf ihrem Ast.