Ennepetal. Die Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld führt ein Verwahrentgelt („Negativzinsen“) für höhere private Kundeneinlagen ein.

Für Bestandskunden wird der Freibetrag bei 100.000 Euro beziehungsweise 200.000 Euro für Eheleute liegen. Neukunden werden hingegen schon bei Guthaben ab einer Höhe von 10.000 Euro zur Kasse gebeten. Das gab das heimische Geldinstitut bei der Vorstellung der Bilanz für das Jahr 2020 bekannt. Die Regelung gilt für Sicht- und kurzfristige Termineinlagen, nicht aber für Sparkonten. Letztere werden aber bei der Berechnung der Höchstbeträge mit einbezogen.

Für Geldeinlagen müssen alle Kreditinstitute derzeit eine Jahresgebühr von 0,5 Prozent zahlen. Diese habe nach Angaben der Sparkasse im vergangenen Jahr rechnerisch etwa 150.000 Euro ausgemacht, in diesem Jahr gehe man davon aus, dass der Betrag auf etwa 200.000 Euro steigen werde. „Das geben wir künftig an Kunden mit hohen Einlagen weiter. Wir verdienen daran nichts“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Bodo Bongen im Gespräch mit dieser Zeitung. Mit den betreffenden Privatkunden wolle man in den kommenden Monaten individuelle Vereinbarungen treffen. „Unser Ziel ist dabei nicht, Entgelte zu kassieren, sondern mit den Kunden nach Möglichkeit Anlageformen zu finden, die wenigstens eine gewisse Rendite bringen“, sagte Bongen, der betonte, dass das Thema Verwahrentgelte nur einen Bruchteil der Privatkunden berühren werde. Für Firmenkunden bestünden ohnehin schon seit längerem individuelle Vereinbarungen.

Keine personenbesetzte Kasse mehr in Voerde

In der Sparkassen-Zweigstelle in Voerde wird es nach Ostern keine personenbesetzte Kasse mehr geben. Den Kunden stehen künftig noch die drei Geldautomaten mit Ein- und Auszahlungsfunktion zur Verfügung.

Wer bisher die Automaten noch nicht genutzt hat oder Probleme beim Umgang damit hat, den würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Servicebereich gerne unterstützen, betont der Vorstand des heimischen Geldinstituts. Auch benötige man nicht zwingend die EC- oder Sparkassenkarte, um Bargeld erhalten zu können, erklärt Vorstandsvorsitzender Bodo Bongen. Die Kundenberater hätten grundsätzlich die Möglichkeit, für die Kunden Geld abzuheben.

„Der Bargeldbedarf geht seit Jahren zurück und die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch verstärkt, erklärt Vorstandsmitglied Uwe Volkmer den Hintergrund für die Maßnahme. „Daher gehen wir einen neuen Weg.“ Ab Dienstag, 6. April, wird in der Zweigstelle an der Lindenstraße 21 das System der SB-Kassen eingeführt. Dieses Modell hatte die Sparkasse bereits vor etwa eineinhalb Jahren in der „Pilotfiliale“ Breckerfeld eingeführt. „Dort lebt unsere Kundschaft ohne Probleme damit“, meint Bodo Bongen.

Ein Vorteil für die Kunden liege darin, dass es keine langen Wartezeiten gebe, betont der Vorstand. Nicht zuletzt habe man noch Ende vergangenen Jahres ein älteres Geldautomatenmodell gegen ein neues für Ein- und Auszahlungen getauscht. Alle Serviceleistungen und Transaktionen seien im üblichen Sinne weiterhin möglich und das sogar deutlich über die bisherigen Kassenzeiten hinaus, so der Vorstand, der zudem darauf hinweist, dass insbesondere für Ältere und für Menschen mit Einschränkungen der mobile Bargeldservice der Sparkasse zur Verfügung stehe.

Neukunden müssen bereits ab April Verwahrentgelte zahlen, und zwar ab der vergleichsweise geringen Einlagenhöhe von 10.000 Euro. „Wir sind nicht daran interessiert, Wanderungen von Geldern in Sichteinlagen bei uns zu bekommen“, erklärt der Vorstandschef. Da andere Institute vor einiger Zeit die Entgelte eingeführt hätten, habe die Sparkasse im vergangenen Jahr bei den Sichteinlagen einen Zuwachs von 40 Millionen Euro, das entspricht etwa zwölf Prozent. „Und in diesem Jahr sind es jetzt schon 25 Millionen Euro oder sieben Prozent“, so Bongen. Da man dieses Geld nicht anlegen könne, sondern liquide halten müsse, verursache es zusätzliche Kosten.

Wertpapiergeschäft wächst deutlich

Die Bilanz des abgelaufenen Jahres bewertete Bodo Bongen vor dem Hintergrund der Corona-Auswirkungen mit „noch zufriedenstellend“. Deutlich gewachsen ist das Wertpapiergeschäft. Während Papiere im Wert von 27,1 Millionen Euro verkauft wurden, legten die Kunden 50,1 Millionen Euro neu an. Der Nettoabsatz von 23 Millionen Euro erreichte damit fast das Niveau des Gesamtabsatzes im Jahr zuvor (28,6 Millionen Euro). Mangels Alternativen hätten viele Kunden Investmentfondsanteile erworben, berichtete Bongen.“ Mit den Anlagen in Renten- und Aktienfonds seien die Kunden im vergangenen Jahr weitestgehend „nicht schlecht gefahren“, so der Sparkassenchef. Das Gros habe trotz der coronabedingten Einbrüche im Frühjahr eine positive Rendite gebracht.

20.170 Privatgirokonten

Die Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld hat 100 Mitarbeiter. Nachdem zwei Auszubildende im Januar ihre Prüfungen ablegten und übernommen wurden, werden derzeit fünf Sparkassenkaufleuteausgebildet. Im Sommer sollen zwei oder drei neue Azubis hinzukommen.

Zum 31. Dezember führte die Sparkasse 1940 Geschäfts- und 20.170 Privatgirokonten.

Etwas rückläufig war das Kreditvolumen. Das müsse man differenziert betrachten, meinte Bodo Bongen. Bei den langfristigen Ausleihungen gab es einen Zuwachs um 14,3 auf 432,1 Millionen Euro. Bei den kurz- und mittelfristigen Krediten sank das Volumen hingegen um ein Drittel auf 34,5 Millionen Euro. Unternehmen hätten in der Corona-Krise Liquiditätskredite in Anspruch genommen und sich dadurch die Kreditlinien bei ihren Banken frei gemacht, vermutet Bongen. Er gehe davon aus, dass diese Entwicklung nur vorübergehender Natur sei.

Zunehmender Ertragsdruck

Die Bilanzsumme der Sparkasse wuchs zum 31. Dezember 2020 um 10,7 auf 816,6 Millionen Euro. Die Kundeneinlagen nahmen um 23,9 auf 615,2 Millionen Euro zu. Das Betriebsergebnis sank von 7,1 auf 6,2 Millionen Euro. Er erwarte einen weiter zunehmenden Ertragsdruck aus der Niedrigzinssituation heraus aus, so Bodo Bongen. Die Kompensationsmöglichkeiten durch Provisionserträge seien begrenzt und hinsichtlich der Kosten versuche man ohnehin, möglichst effizient zu arbeiten.

300.000 Euro aus dem Ertrag flossen wieder in Form von Spenden und Sponsoring an Vereine und Einrichtungen in Ennepetal und Breckerfeld.