Schwelm. Darum wird das Kesselhaus der Brauerei Schwelm noch stehen, wenn das neue Rathaus längst verschwunden ist.

Die Politik in Schwelm will das sogenannte Kesselhaus, darunter ist der denkmalgeschützte Teil der noch erhaltenen Immobilien der Braustätte gemeint, für sieben Millionen Euro netto erhalten und entwickeln. Das ist das Ziel eines interfraktionellen Antrags. Genau diesen Plan kritisiert Dr.-Ing. Robert Seckelmann in einem Leserbrief, der von dieser Zeitung am Dienstag veröffentlicht wurde. Provokativ fragt der Schwelmer: „Was ist an diesen Fast-Ruinen denkmalwert? Das hat der Ideenlieferant für den Sanierungsplan, Architekt Uwe Hugendick veranlasst, Stellung zu beziehen.

„Die Aufnahme eines Gebäudes in die Denkmalschutzliste ist Aufgabe der Denkmalschutzbehörde“, sagt Uwe Hugendick. Die Brauerei sei bereits 1989 als technisches Kulturdenkmal unter Schutz gestellt worden. Die Gründe, warum ein Gebäude unter Schutz gestellt würde, seien oft vielschichtig und für Laien nicht nachvollziehbar. Nach dem Denkmalschutzgesetz müssten Kommunen ihre Denkmäler erhalten. Dieses Gesetz sei aufgrund der Erfahrungen aus den 70er Jahren entstanden. Damals hätten viele Gemeinden mehr historische Bausubstanz durch Abriss verloren, als durch die Bomben des 2. Weltkrieges. „Heute sind wir oft froh, dass der Denkmalschutz Teile unseres geschichtlichen Erbes gerettet hat.“

Der Architekt teilt nicht die Auffassung von Dr. Seckelmann über die vermeintlich mangelhafte Qualität der Bausubstanz „Laien lassen sich sehr oft durch den Zustand der Oberflächen irreführen. Die Brauerei wurde von einem Statiker umfassend untersucht. Er hat nichts ungewöhnliches entdeckt“, so Uwe Hugendick. Auch sei der größte Teil der Brauerei nicht unterkellert. Lediglich die Lagergewölbe an der Schulstraße lägen unter dem Straßenniveau. Es gebe auch keine Bunker oder Geheimgänge.

Zu den Kosten von 7 Millionen Euro: „Selbstverständlich sind darin auch die Planungskosten enthalten. Abriss und Neubau wird man nicht für viel weniger Geld bekommen“, sagt Hugendick und merkt an: „Warum sollte man 60 bis 70 cm starke Wände aus gebrannten Ziegelsteinen abreißen und gegen 20 cm Stahlbetonwände mit Styropordämmung austauschen? Gebäude aus Klinker werden nachweislich mehrer hundert Jahre alt. Unsere Betonbrücken reißen wir bereits nach 40 Jahren wieder ab. Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Ich wage aber zu behaupten, dass die Brauerei noch stehen wird, wenn Kulturhaus und Rathaus schon längst wieder verschwunden sind.“