Ennepetal.

Die derzeit durch den Landesbetrieb Straßen NRW vorgenommene Sanierung der L 702 macht vielen Autofahrern aufgrund der Vollsperrung der jeweiligen Bauabschnitte zu schaffen. Doch auch die Gewerbetreibenden aus der Mittelstraße in Altenvoerde leiden unter der aktuellen Verkehrsregelung, weil Autofahrer aus Milspe einen großen Umweg in Kauf nehmen müssen, um überhaupt in die Mittelstraße zu kommen. Nachdem sich ein großer Teil der Betroffenen an die Stadt gewandt hat, sucht die Verwaltung nun nach einer Lösung für das Problem. Man überlege, die Einbahnstraßenregelung ganz aufzuheben, erklärte Fachbereichsleiter Marco Heimhardt am Montag auf Anfrage dieser Zeitung.

Seit dem 15. März wird die Fahrbahn der L702 saniert. Zunächst wurde die Neustraße zwischen der Kreuzung Voerder/Milsper Straße und der Schemmstraße bearbeitet. Nun ist das Stück zwischen Schemmstraße und Wilhelmshöher Straße an der Reihe, anschließend geht es weiter bis zur Kreuzung Loher Straße/Mittelstraße. Seit Baubeginn ist die Mittelstraße Einbahnstraße – und zwar in Richtung Milsper Straße. Ursprünglich sollte der Verkehr in der Gegenrichtung fließen. Doch weil man laut Polizei damit rechnen müsse, dass Lkw trotz der Umleitungshinweise die Loher Straße hinab fahren und dann vor der Baustelle stehen oder in die enge Schemmstraße einfahren würden, sollte es die Abbiegemöglichkeit in die Milsper Straße geben.

Die Regelung führt dazu, das aus Milspe kommende Autofahrer nicht von der Milsper Straße in die Mittelstraße einfahren können. Sie müssen einen Umweg über die Boesebecker und die Loher Straße in Kauf nehmen, der nicht nur etwa 3,5 Kilometer lang ist, sondern – je nach Tageszeit – sehr lange dauern kann. „Wir hadern damit, denn wir haben alle Umsatzeinbußen, und das unmittelbar in Kombination mit den ohnehin schwierigen Zeiten wegen der Coronapandemie“, erklärt Sotirios Kostas, der mit seiner Frau den Thomas-Grill an der Mittelstraße führt, stellvertretend für die Gewerbetreibenden.

Auf Initiative der Betroffenen fanden sich Mitarbeiter von Ordnungsamt und Polizei zum Ortstermin ein. Die Gewerbetreibenden machten drei Verbesserungsvorschläge, die sie auch schriftlich festhielten.

Vorschlag 1

Die Gerhart-Hauptmann-Straße, die in Richtung Milsper Straße führt, könnte als Einbahnstraße gedreht werden. Dadurch würden auch die Milsper, Boesebecker und Loher Straße um 150 bis 300 Pkw von Mitarbeitern der Firma ThyssenKrupp Bilstein entlastet, weil die Mitarbeiter ohne großen Umweg auf den Firmenparkplatz an der Mittelstraße einbiegen könnten.

Vorschlag 2

Bis zur Einmündung August-Bilstein-Straße könnte auf der Mittelstraße Begegnungsverkehr eingerichtet werden. Die Kunden beziehungsweise Patienten hätten dann die Möglichkeit, vom Parkplatz an der August-Bilstein-Straße aus Geschäfte und Praxen zu erreichen. Gegenargumenten bezüglich der Sicherheit und möglichen Lkw-Begegnungsverkehrs könne man nur zum Teil zustimmen, erklären die Gewerbetreibenden. Es komme auch bei regulärer Verkehrsführung zur Begegnung von Gelenkbussen. Zudem könne man an der Einmündung von der Milsper Straße Einbiege-Verbotsschilder für Lkw (Ausnahme Lieferverkehr) aufstellen.

Vorschlag 3

Lkws, die trotz der Umleitungsschilder die Loher Straße hinunter gefahren sind, könnten nach links in die Mittelstraße geleitet werden, um sie auf dem Parkplatz vor der Minigolfanlage in Ahlhausen drehen zu lassen. Das sei wohl die komplizierteste Lösung, räumen die Mittelstraßen-Anlieger ein.

Auch wenn im Verlauf der Maßnahme die Loher Straße in mehreren Teilabschnitten bearbeitet wird, sollte die Mittelstraße Einbahnstraße in Richtung Milsper Straße bleiben. Das Problem für die Mittelstraßen-Anlieger ist dann aber nicht mehr so gravierend, da die Neustraße wieder befahrbar ist.

Die Lösung?

„Wir machen uns Gedanken darüber“, erklärte Marco Heimhardt. Man habe aber noch keine Entscheidung getroffen. Er betonte, dass die Argumente der Gewerbetreibenden nicht von der Hand zu weisen seien. Andererseits gebe es gegen alle drei Vorschläge Gegenargumente, insbesondere hinsichtlich des Gegenverkehrs. Und eine Einbahnstraße wie die Gerhart-Hauptmann-Straße umzudrehen, halte er grundsätzlich für problematisch, zudem sei für eventuell doch einfahrende Sattelzüge der Abbiegeradius auf die Mittelstraße zu eng.

Heimhardt erklärte, dass in der Verwaltung eine komplette Aufhebung der Einbahnstraße als mögliche Lösung gesehen werde. Allerdings sei dies noch mit Straßen NRW und der Polizei abzustimmen. „Bis Ende der Woche wollen wir eine Entscheidung treffen“, so Heimhardt. Die Aufhebung der Einbahnstraße könnte dann dauerhaft gelten. Die Verkehrssituation in der Mittelstraße müsse aber ständig beobachtet werden, um bei Problemen gegebenenfalls doch wieder Maßnahmen zu ergreifen.