Schwelm. In Zeiten der Corona-Pandemie landet in Schwelm immer mehr Unrat in Wald und Flur.

Stephan Hagenkord geht in schöner Regelmäßigkeit die Hutschnur hoch, wenn er mit dem Hund seine Runden dreht. Überall, wohin er blickt, entdeckt der 54-Jährige Dinge, die so gar nicht in die Landschaft gehören. „Schwelm hat ein Müllproblem“, sagt der Schwelmer aus der Weilenhäuschenstraße.

Seit Beginn der Pandemie finden sich auch immer mehr Masken dort, wo sie nicht hingehören.
Seit Beginn der Pandemie finden sich auch immer mehr Masken dort, wo sie nicht hingehören. © WP | Bernd Richter

Normalerweise sei er nicht der Typ, der Leserbriefe schreibe. „Was ich aber in den vergangenen Wochen, ja Monaten immer mehr wahrnehme, lässt mir keine andere Wahl und ich würde mir wünschen, wenn dieses Thema regelmäßiger zur Sprache kommt“, sagt Stephan Hagenkord und spricht gerne, von dieser Redaktion angesprochen, über sein Anliegen.

„Die Umwelt in unserer Stadt wird immer mehr von völlig verantwortungslosen Individuen zugemüllt“, regt sich der Hundebesitzer auf, nennt als Beispiel die Wertstoffcontainer an der Grothestraße, deren Sinn viele Menschen wohl vor eine „riesige intellektuelle Herausforderung“, stellten. „Offensichtlich verstehen viele das Prinzip nicht. Da kann man etwas rein tun und wenn der Container voll ist, kann man nichts mehr rein tun und sollte sich einen anderen suchen.“ Das Altpapier werde einfach neben dem Container geparkt - mit der Folge, dass der nahe Bolzplatz immer mehr zur Müllkippe verkomme.

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In Zeiten der Corona-Pandemie hat der Schwelmer eine weitere Müllquelle ausfindig gemacht. „Bei jeder Gassirunde entsorge ich mindestens ein halbes Dutzend Masken, die wahrscheinlich in den meisten Fällen achtlos in der Umwelt entsorgt werden, anstatt sie in einem der durchaus in großer Anzahl vorhandenen Mülleimer zu werfen.“ Ein Müllproblem sieht der 54-Jährige auch in der Innenstadt. „Die Fußgängerzone gibt immer öfter ein Bild ab, das sicher in keinem Image-Flyer auftauchen würde.“ Hagenkord zählt auf: Essensreste mit oder ohne Verpackung, stellenweise sogar ganze Brote, Papier, dazu Hinterlassenschaften von Hundebesitzern, die es nicht für nötig hielten, hinter ihren Hunden sauber zu machen. „Das ärgert mich als Hundebesitzer natürlich besonders“, spricht der Dozent, der sein Geld in der Erwachsenenbildung verdient, von asozialem Verhalten.

Den Dreck macht zwar nicht die Stadt, aber dennoch sieht er die Verwaltung und die Politik in der Pflicht. „Ich sehe keine Initiativen, die sich dieses Problems annehmen. Wie wäre es zum Beispiel, die Bußgelder für Müllsünder nicht an der Menge des Mülls zu bemessen, sondern an der Zeit, die es dauert, bis der Müll verrottet ist. Da wären dann für Zigarettenkippen mal eben 500 bis 600 Euro fällig. Und statt Bußgelder für Falschparker zu verhängen, könnten die Falschparker mit Müllbeseitigung ‘bestraft’ werden.“ Stephan Hagenkord verweist auf andere Städte, die bereits mit Mülldetektiven und weiteren innovativen Konzepten wie Containerpaten arbeiten würden.

Im Corona-Jahr schlimmer geworden

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Müll, der statt im Mülleimer nebenan direkt auf der Straße landet. Flaschen, die dort fallen gelassen werden wo sie geleert werden. Überall Zeugnisse von fehlendem Respekt vor den Mitmenschen und vor der Natur – mit einer deutlichen Zunahme in einem Jahr der Corona-Pandemie und des Lockdowns. „Ich hab wirklich nie gedacht, das ich mich mal bücke, um Müll aufhebe“, ist für ihn das Maß voll. „Ich würde mich auch nicht scheuen, einfach die Leute anzusprechen“, sagt Stephan Hagenkord.

Stephan Hagenkord würde es toll finden, wenn das Thema Müll und Müllvermeidung Pflichtfach in den Schulen werden würde. Einfach ein wenig Nachdenken und Acht geben sei ja nicht schwierig. „Wir alle wollen in einer sauberen Stadt leben. Ergo sollte es uns allen ein Anliegen sein, illegaler Müllentsorgung - egal, ob in großen oder kleinen Maßstab - entgegen zu treten“, sagt Stephan Hagenkord.