Redaktionsleiter Stefan Scherer sagt ganz klar: Eine Entschuldigung reicht nicht aus.

Vieles im Leben ist mit einer Entschuldigung zu reparieren. Das gilt insbesondere für Dinge, die aus Versehen passieren. Das gilt für Dinge, die niemand erahnen konnte. Das gilt für Dinge, die strukturiert und planvoll entworfen worden sind und sich dann doch in eine andere Richtung entwickelt haben. Für all diese Dinge entwickeln Menschen Verständnis. Menschen vertragen auch schlechte Nachrichten, können sich mit Maßnahmen arrangieren.


All das trifft auf die vergangenen beiden Tage nicht zu. In Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal wird mit jedem einzelnen Gespräch deutlich, dass die Menschen ganz massiv Vertrauen in die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen verloren haben. Vor allem, weil auch in den Städten des südlichen Ennepe-Ruhr-Kreises klar ist: Die offensichtlichen Infektionsräume packt niemand an.


Da feiern Menschen immer wieder gemeinsam in Wohnungen, die mit absoluter Sicherheit nicht zum gleichen Hausstand gehören. Da sind Gruppen vermehrt im Freien unterwegs, suchen sich Rückzugsräume in der Natur. Da muss niemand mit weissagerischen Fähigkeiten gesegnet sein, um zu wissen, dass die nicht einsichtigen Gärten beim besser werdenden Wetter bald voll sind, weil dort gegrillt wird. Und dann ist doch auch klar, dass nach dem Genuss von Alkohol die Hemmschwelle und der Abstand sinken.


Diese Ignoranz mit der gleichzeitigen Verschärfung der Maßnahmen für diejenige, die alles dafür tun, damit sie eben nicht für Infektionen verantwortlich sind, hat dafür gesorgt, dass mit einer Entschuldigung eben nichts einfach wieder gut ist. Hier ist Vertrauen nachhaltig zerstört worden.