Ennepetal/Breckerfeld. Die L699 durch das Ennepetal ist an Wochenenden oft Anziehungspunkt für Fahrradfahrer und Motorradfahrer. So denkt die Polizei über die Strecke.

Es ist eine Kombination, die auch künftig für viel Verkehr sorgt. Die Sonne, die warmen Temperaturen, die Coronakrise. Die Menschen wollen raus. Viele auf zwei Rädern. Auf Fahrrädern, auf E-Bikes und auf Motorrädern. Und die Landstraße 699, die im beschaulichen Tal der Ennepe quasi die Stadtgrenze zwischen Breckerfeld und Ennepetal markiert, wird besonders an Wochenenden zum Anziehungspunkt – auch für Motorradfahrer aus dem Ruhrgebiet. Anwohner und Radfahrer ärgert das. Wie die Polizei über diesen Abschnitt denkt, erklärt Mario Klein, Leiter der Direktion Verkehr.

Durch das Tal der Ennepe

Die L699 erstreckt sich von Breckerfeld bis Ennepetal.

Die Landstraße führt in etwa entlang der Stadtgrenze durch das Tal der Ennepe.

Sie ist Bestandteil der Ennepe-Route, einer ausgewiesenen Strecke für Radfahrer.

Die L699 ist an Wochenenden viel frequentiert. Fürchten Sie an dieser Stelle vermehrt Konflikte?

Mario Klein: Nein. Wenn wir auf das gesamte Kreisgebiet blicken, sehen wir aus polizeilicher Sicht andere Bereiche, in denen die Situation brisanter ist. Die B483 zwischen Schwelm und Radevormwald ist da nur ein Beispiel. Gleichwohl: Die L699 ist landschaftlich gesehen eine der schönsten Strecken.

Sie wird von Motorradfahrern ebenso genutzt wie von E-Bikern allen Alters und normalen Radfahrern. Muss die Polizei diesen Abschnitt nicht in den Fokus nehmen?

Wir bekommen immer mal wieder Hinweise von Anwohnern, die sich durch Motorradfahrer gestört fühlen. Aber noch einmal: Der Bereich ist unauffällig.

Was bedeutet das?

Wenn wir auf die Statistik blicken, hatten wir auf der L699, also auf einem rund 14 Kilometer langen Abschnitt, in den Jahren 2018 bis 2020 nur 16 Unfälle. Bei fünf Unfällen waren Motorräder beteiligt. So bedauerlich auch jeder Einzelfall sein mag. Das ist wahrlich nicht auffällig. Die Ursache Geschwindigkeitsüberschreitung ist dabei zu vernachlässigen.

Und trotzdem haben Anwohner und Radfahrer einen anderen Eindruck...

Dass der subjektive Eindruck vom objektiven abweicht, mag ja sein. Aber dabei muss man bedenken, dass sich mit Sicherheit 85 bis 90 Prozent der Motorradfahrer an alle Regeln halten. Nur ein geringer Teil sorgt also für Ärger. Aber dieser Eindruck bleibt dann haften.

Können Sie denn diese These belegen?

Es haben in der Vergangenheit immer mal wieder sogenannte V85-Messungen stattgefunden. Das bedeutet, dass eine Woche lang die Geschwindigkeit sämtlicher Fahrzeuge auf der L699 gemessen worden ist. Und auch dabei haben sich keine Besonderheiten gezeigt. Die Stadt Ennepetal will in Kürze eine solche Messung wiederholen. Über die Ergebnisse werden wir in Kenntnis gesetzt.

Muss denn auf der Strecke nicht häufiger geblitzt werden?

Es ist ja nicht so, dass dort nicht kontrolliert wird. Allein in 2020 haben wir auf der L699 zwölf Radarmessungen durchgeführt. Allerdings im unteren Bereich in der Nähe des Schwimmbads. Voraussetzung für den Einsatz unseres Gerätes ist ein längerer gerader Abschnitt. Und wir brauchen einen Standplatz. Tiefer im Tal, also weiter in Richtung Breckerfeld, ist das nicht gegeben. Aber generell gilt: Im gesamten Kreis gibt es 280 Radar-Messstellen. Und an vielen schätzen wir die Gefahr deutlich höher ein.

Wäre nicht eine Sperrung der Strecke zwischen Ennepetal und Breckerfeld für Motorräder sinnvoll?

Nein. Eine solche generelle Sperrung gibt es nur an der Prioreier Straße in Breckerfeld. Grund war die hohe Anzahl an Unfällen mit Verletzten. Die haben wir auf der L699 nicht. Es wäre auch keine gerechte Maßnahme gegenüber all jenen, die sich an die Regeln halten.

Wie beurteilen Sie denn die Zunahme von E-Bikes und von Radfahrern, die relativ unsicher unterwegs sind?

Das ist ein Phänomen, mit dem wir uns beschäftigen müssen. Auch im Südkreis, in dem es ja durchaus bergig ist, können durch E-Bikes plötzlich wieder Menschen aufs Rad steigen, die sich das sonst nicht zugetraut hätten. Hinzu kommt, dass es hier im Vergleich zu den Städten im Norden mit alten Bahntrassen und dem Ruhrtalradweg nur wenige Radwege gibt. Da sollte man ansetzten. Aber das ist nicht Aufgabe der Polizei.

Ist vor dem Hintergrund des zunehmenden Radverkehrs nicht eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit an der L699 sinnvoll?

In vielen Bereichen gilt ja schon jetzt Tempo 30 oder Tempo 50. Das geht zurück auf eine Zeit, in der die Straße noch in einem katastrophalen Zustand war. Mittlerweile ist die Straße saniert, die Beschränkung aber ist geblieben. Auch für weitere Tempolimits sind bestimmte Voraussetzungen nötig. Hier aber gibt es keine Gefahrenbereiche, keine Schulen, keine Kindergärten und keine Unfallhäufigkeit.