Schwelm. Darum hat der Kiosk auf dem Bürgerplatz in Schwelm keine Zukunft mehr.

Der vor Monaten geschlossene Kiosk auf dem Bürgerplatz wird nicht wieder öffnen. Vielmehr sind die Tage des kleinen Gebäudes gezählt. Denn das Bauwerk, das einst ein Privatinvestor auf das Pachtgrundstück der Stadt gesetzt hat, muss der Neuen Mitte Schwelm weichen. Der Pachtvertrag ist mittlerweile ausgelaufen, der Pächter muss das Grundstück freigeräumt der Stadt zurückgeben. Das bestätigte am Mittwoch Bürgermeister Stephan Langhard auf Nachfrage dieser Zeitung.

Gefühlt steht der Kiosk schon immer auf dem Bürgerplatz. Generationen von Lesern haben sich dort mit Illustrierten und Tageszeitungen eingedeckt, Raucher sich mit Tabakwaren versorgt. Schülergenerationen sprachen nur vom „Porno-Pilz“, wenn man sich dort treffen wollte. Doch seit wann die Immobilie dort steht, weiß so niemand ganz genau – auch nicht in der Stadtverwaltung. Entsprechende Unterlagen sind nicht auffindbar.

Luftschutzdenkmal

Dieses Luftschutzdenkmal stand einst auf dem Bürgerplatz.
Dieses Luftschutzdenkmal stand einst auf dem Bürgerplatz. © WP | Privat

Selbst Dr. Robert Seckelmann (89), einst Ratsherr der FDP, geschätzter Kenner der Stadtgeschichte und Buchautor, dessen aktive politische Zeit mit dem Bau der Fußgängerzone in Schwelm zusammenfällt, hat keine Erinnerungen an das Kiosk und seine Entstehungsgeschichte. In seinem Buch „Schwelm-Mitte von 1600 bis heute“, das gerade in einer aktualisierten Auflage erschienen ist, schreibt er von einem Luftschutzmahnmal, das im Mai 1934 am Zusammenlauf von Römerstraße/Neumarkt Dank einer Spende des Eisenwerks errichtet werden konnte und eine Fliegerbombe auf einer Erdhalbkugel darstellte. Solche Fliegerbomben-Attrappen wurden damals als Werbung mit Sammelbüchsen an stark frequentierten Orten für den Luftschutz aufgestellt. An den Seiten gab es Schlitze in die man Geld einwerfen konnte. „Das Denkmal stand dort bis kurz nach dem Kriegsende, also noch in 1945“, so Dr. Seckelmann.

Mit dem Bau des neuen Rathauses auf dem Brauerei-Gelände, dem Kulturhaus an der Römerstraße und dem Neubau des Patrizierhauses durch die Sparkasse ist kein Platz mehr für solch einen Verkaufspavillon auf dem Bürgerplatz. Das bekannte Bild der Innenstadt steht vor einer Zäsur. Auch die Fußgängerzone und der Neumarkt sind von den Umwälzungen betroffen. Die Blaupause für die neue City liefert das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept, kurz ISEK genannt, unter Einbeziehung von Bürgerbeteiligungen und natürlich getragen von politischen Entscheidungen, die in den kommenden Jahren die Planungen mit Leben füllen werden.

Bekanntlich soll auf dem Filetgrundstück zwischen Neumarkt, Brauereigasse und Schulstraße nach jetzigem Stand der Dinge auch neuer Einzelhandel angesiedelt werden. Ab dem Sparkassenparkplatz in der Römerstraße könnte in Richtung Neumarkt ein verkehrsberuhigter Bereich mit einer Einbahnstraßenregelung in Fahrtrichtung Neumarkt entstehen.

Das stellt im Wesentlichen drei Anforderungen an die Verkehrsplanung: Planung des Alltagsverkehrs; Abbildung der Verkehrssituation zur Kirmeszeit; Sicherstellung des Verkehrsflusses in der Bauzeit des Rathauses. Das Kulturhaus soll im kommenden Jahr fertig sein, ins Rathaus will die Verwaltung im Frühjahr 2023 einziehen.

Die verkehrliche Erschließung der „Neuen Mitte Schwelm“ wird ein Millionenprojekt sein, das teilweise über Erschließungsbeiträge von den Anliegern zu zahlen ist.

Wer kennt die Geschichte des Zeitungskiosks?

Seit Jahrzehnten gehört der Zeitungskiosk auf dem Bürgerplatz in Schwelm zum Stadtbild. Doch über seine Entstehungsgeschichte ist so gut wie nichts bekannt. Das Grundstück hat die Stadt verpachtet, ein Investor hat das kleine Gebäude errichtet. Doch wann dies geschah, darüber liegen im Rathaus in Schwelm keine genauen Daten vor. Die Fußgängerzone ist Mitte der 1970er Jahre gebaut worden. Ob es einmal einen Vorgängerkiosk gegeben hat, ist ebenfalls nicht überliefert.

Über die Entstehungsgeschichte des Kiosks klafft in der Stadtgeschichte also eine Lücke. Diese Lücken hoffen wir als Redaktion mit Hilfe unserer Leser schließen zu können. Informationen über den Bau des Kiosk bzw. das, was vorher auf dem Platz gestanden hat bitte per E-Mail an die Redaktion senden. Die Adresse: schwelm@westfalenpost.de