Ennepetal. Impfzentrum: Unterwegs auf den Ennepetaler Impfstraßen. Von der Anmeldung bis zur Spritze: So läuft es im Impfzentrum.
Christa und Manfred Kokott sind die ersten, die im Impfzentrum Ennepetal geimpft werden. Ob sie sich über die Impfung Gedanken macht? „Meine einzige Sorge war heute, ob uns das Taxi bei diesem Wetter überhaupt abholt“, sagt die 83-Jährige, während sie auf den Knien ihre Unterlagen sortiert. „Einen Tisch hätten sie hier aber schon aufstellen können“, sagt sie, kramt den Impfausweis hervor und blickt auf die LED-Tafel an der Tür. Eine rote 1 leuchtet auf. Die gleiche Nummer, die auch auf ihrem Zettel steht, den sie an der Anmeldung erhalten hat. „Ich bin schon sehr froh, dass wir jetzt endlich dran sind.“
Nächster Impfstoff bald da
Auch der Ärztliche Leiter des Impfzentrums, Dr. Christian Füllers, und sein Stellvertreter Ludger Keßel freuen sich, dass das Impfzentrum in Ennepetal an den Start gegangen ist.
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Die Stimmung sei gut, alle würden gut zusammen arbeiten. Auch an diesem schneereichen Montagmittag. Trotz der – wieder einmal – kurzfristigen Ansage des Landesministeriums, dass alle Impflinge, die es aufgrund der Wetterbedingungen nicht zum Impfzentrum schaffen, ihren Termin am nächsten Tag nachholen können. Zur selben Zeit, nur eben 24 Stunden später. Das hinzubekommen, ist Aufgabe der Helfer vor Ort. Auch wieder einmal. „Wir sind mittlerweile gut im Improvisieren“, sagt Füllers und richtet einen Dank an das tolle Team und den Ennepe-Ruhr-Kreis für die super Unterstützung.
Christa und Manfred Kokott sitzen mittlerweile an dem Schreibtisch von Dr. Bettina König. Die Schwelmer Ärztin geht mit ihnen die Bögen durch, das Ehepaar kann Fragen stellen, dann kommt der Aufkleber ins Impfheft. Manfred Kokott geht durch die nächste Tür und wird von Krankenschwester Zeynep Sayin empfangen. Von ihr bekommt er die Spritze in den Oberarm, mit dem begehrten Wirkstoff, der Leben retten soll und auf den alle so lange gewartet haben.
Das Ehepaar hatte Glück, dass beide am selben Tag einen Termin über die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe erhalten haben, deshalb dürfen sie auch gemeinsam die Impfstraße passieren.
Die meisten betreten an diesem Montag zu zweit den ehemaligen Aldi-Markt. Anita Weißenseel kommt aus Herdecke. Sie ist, froh, dass ihr Sohn sie die 29 Kilometer gebracht hat, nach Dortmund zum Impfzentrum wären es 11 Kilometer gewesen, sagt sie, der Ärger ist ihr anzumerken.
Die älteste Besucherin an diesem Tag ist übrigens die 99 Jahre alte Hedwig Brand aus Breckerfeld. Im August wird sie 100
Auch die Helfer im Impfzentrum machen an diesem Montag viele Kilometer. Die Pharmazeutische Assistentin verteilt die Tabletts mit den vorbereiteten Spritzen. Die leeren bringt sie zurück zu den beiden Apothekerinnen Claudia Schneppel und Dorothee Werner. Die beiden bekommen von dem Trubel vorne nichts mit. Sie müssen unter sterilen Bedingungen aus dem Vial – so der Fachausdruck für die die Flasche mit dem Wirkstoff – Impfstoff generieren. Erst kommt Kochsalzlösung hinein, dann werden 0,3 Milliliter abgezogen. Eine anstrengende Aufgabe, eine entscheidende, die im Verborgenen passiert.
Das Ehepaar Kokott sitzt jetzt im Aufenthaltsbereich nach der Impfstraße. Die beiden gehören zu 24.000 Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis, die 80 Jahre oder älter sind. 168 Menschen werden derzeit am Tag geimpft, das Impfzentrum öffnet täglich um 14 Uhr, erst einmal nur drei der fünf Impfstraßen.
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Doch schon bald könnte es dort auch morgens losgehen, nicht erst, wenn die Zweitimpfungen anstehen, sondern wenn der nächste zugelassene Impfstoff kommt. Astra-zeneca. Der ist bekanntlich nicht für Über-80-Jährige geeignet und soll deshalb bei Mitarbeitern der ambulanten Pflegedienste und im Rettungsdienst verimpft werden. Ein entsprechende Mitteilung an alle Berechtigten sei bereits raus gegangen, heißt es vonseiten des Ennepe-Ruhr-Kreises. Eine erste Lieferung Astrazeneca ist für die kommenden Tage angekündigt worden. Der Vorteil hier ist, dass dieser Impfstoff besser gelagert werden kann.
Diese Nachricht stimmt auch Dr. Bettina König hoffnungsfroh, die Ärztin, die an diesem Montag das Arztgespräch in Impfstraße 3 übernommen hat und sonst mit den mobilen Trupps in den Altenheimen unterwegs ist. Sie sei von der Kassenärztlichen Vereinigung angesprochen worden, ob sie auch Hausbesuche machen würde: für die Über-80-Jährigen, die es nicht ins Impfzentrum schaffen. „Das ist eine gute Perspektive für alle“, sagt sie und möchte allen Mut machen, die bislang noch keinen der begehrten Termine ergattern konnten. Versäumt hat an diesem Tag kaum jemand seinen Termin, und es tauchte auch niemand auf, der nicht berechtigt gewesen wäre. Und für den Fall der Fälle: Die Liste mit den Nachrückern für übrig gebliebenen Impfstoff, der schnell verimpft werden muss, liegt jederzeit bereit. „Wir haben einen schnellen Draht zum Rettungsdienst“, sagt Dr. Christian Füllers am Nachmittag.
Das Ehepaar Kokott ist da längst schon wieder auf dem Weg zurück nach Schwelm.