Schwelm. Auch wenn's kaum wahrgenommen wird: An der Schwelmetalbrücke hat nach dem Abriss des ersten Brückenbauwerkes der Neubau begonnen.

Ein dickes Loch klafft im Oberbau, besser: ein langer Streifen fehlt mitten in der Schwelmetalbrücke, seitdem das innere Bauwerk in Fahrtrichtung Bremen Meter für Meter zerhackt und in dicke, bis zu 500 Tonnen schwere Stücke nach unten, auf den Arbeitsbereich neben der B 7, gehievt wurde. Seitdem bietet sich von unten ein nie dagewesener Anblick: Wer nach oben schaut, blickt durch die verbliebenen Brückenbauwerke und zwei dicke Stahlträger direkt in den Himmel.

Immer die neuesten Nachrichten aus dem EN-Südkreis: hier geht es zum kostenlosen Newsletter

Mit dem Abriss der Brücke, der Ende Oktober erledigt war, ist der erste Meilenstein zur Ertüchtigung der Schwelmetalbrücke geschafft. Inzwischen haben die Arbeiten für den nächsten Meilenstein begonnen. Die sind für Außenstehende zwar weniger spektakulär als der Abriss. Für die Bauverantwortlichen und Ingenieure stellen sie sich aber genauso anspruchsvoll dar. Es geht um die ersten Schritte beim Bau der neuen Brücke.

Gesamter Unterbau wird ertüchtigt

Die Herausforderung dabei: Das neue Bauwerk muss sich nahtlos in das Gesamtgebilde aus vier längs nebeneinander liegenden Brücken einfügen und dabei deutlich belastbarer sein als seine Vorgänger. Möglich wird das durch stabilere Füße, auf denen die neue Brücke stehen wird.

Genau daran wird aktuell gearbeitet. Momentan dreht sich alles darum, den gesamten Unterbau zu ertüchtigen. Die alten, eher filigranen Pendelstützen werden ersetzt durch neue massive Pfeiler an gleicher Stelle. Damit das hält, müssen zuerst die Gründungen im Boden verstärkt werden. Dies geschieht gerade. Parallel dazu laufen die Arbeiten ein paar Meter weiter am Widerlager. Die riesige Auflage-Bank wird befestigt und erneuert, so dass das Widerlager später deutlich mehr Gewicht tragen kann.

Sobald die neuen Pfeiler stehen und das Widerlager ertüchtig ist, kann mit dem Absenken des Überbaus begonnen werden. Dies geschieht mit größter Vorsicht und Präzision. Ende April, Mitte Mai 2021, so der Zeitplan, soll sich der Überbau in seiner endgültigen Lage auf den neuen Pfeilern und Widerlager befinden.

Damit ist die erste neue Brücke aber noch nicht fertig. Bei dem Überbau handelt es sich schließlich nur um die längs und quer miteinander verbundenen Stahlhohlkästen, die vor Monaten in Einzelstücke auf die Schwelmetalbrücke gebracht und dort zu einer tragfähigen Konstruktion zusammen montiert wurden. Auf diese Konstruktion kommt später noch die Fahrbahnplatte drauf, auf die dann abschließend der Fahrbahnbelag aufgetragen wird. Erst dann kann die neue Brücke für den Verkehr tatsächlich freigegeben werden.

Geplant ist dies für Oktober 2021. Projektleiterin Ines Nordhaus von der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, kurz Deges, geht davon aus, dass der Termin gehalten werden kann. Unmittelbar nach Freigabe der neuen Brücke werde mit dem Abriss und Ersatzbau des zweiten inneren Brückenbauwerks in Fahrtrichtung Köln begonnen. Die beiden inneren Brückenbauwerke müssen bekanntlich abgerissen und durch neue ersetzt werden, um die Schwelmetalbrücke fit zu machen für die zu erwartende Mehrbelastung auf der Autobahn in den kommenden Jahren.

Schienenverkehr diktiert Fortschritt

Apropos Zeitplanung: Vier Jahre Bauzeit waren ursprünglich veranschlagt, ab Baustellen-Einrichtung im Herbst 2018. Dieser Termin ist nicht mehr zu halten, nachdem es zu mehreren Monaten Verzögerungen infolge unerwarteter Schwierigkeiten bei den Erdarbeiten im Baustellenbereich kam. Die DEGES hofft, etwas Zeit am Ende der Arbeiten wieder reinholen zu können.

Momentan sei das nur sehr schlecht möglich, teilte Projektleiterin Ines Nordhaus mit. Grund: Der Takt auf der Baustelle wird von den Sperrpausen für den Schienenverkehr unter der Schwelmetalbrücke dirigiert. Sperrpausen können nur mit langem Vorlauf festgelegt werden und sind dann bindend. Erst wenn der Überbau der zweiten Ersatzbrücke in seiner endgültigen Lage liegt, kann auf der Baustelle ohne Auswirkungen für den Gleisverkehr unter der Brücke weiter gearbeitet werden. Dies wird voraussichtlich Ende 2022/Anfang 2023 der Fall sein.

Und doch ist die Projektleiterin mehr als zufrieden mit dem Bauverlauf. „Insgesamt ist der Projektfortschritt unter Berücksichtigung der anspruchsvollen Randbedingungen beachtlich und verdient große Anerkennung. Das was hier geleistet wird, stellt einen hohen Anspruch an die Ingenieurskunst dar und ist keinesfalls Standard oder Routine“, erklärte Ines Nordhaus. Die DEGES plant und führt den Ersatzbau der Brücke im Auftrag des Bundes aus. Mit den Arbeiten beauftragt wurde die Firma Hochtief.

+++ Wichtig für den Verkehr

Für den Verkehr unterhalb der Brücke wird sich in den kommenden Monaten nicht viel ändern, teilte die DEGES mit.

Die Umleitungsstrecken für Pkw und Lkw würden so bleiben wie sie sind.

Sollte es zu Änderungen kommen, wird darüber rechtzeitig auch an dieser Stelle informiert.