Ennepetal. 30 Freiwillige absolvierten im Impfzentrum des EN-Kreises in Ennepetal einen Probelauf. Die Verantwortlichen zeigten sich zufrieden.

Ennepetal. Der Probelauf ist absolviert, nun müssen auf der Impfstraße noch eine größere Baustelle erledigt und ein paar kleinere Unebenheiten beseitigt werden. Dann kann das Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises in Ennepetal seinen Betrieb aufnehmen. 30 Testpersonen – allesamt vom Schwelmer Fußballverein Spielvereinigung Linderhausen – durchliefen am Dienstag die einzelnen Stationen. Sie lieferten mit ihrem Einsatz den Verantwortlichen Erkenntnisse, ob das Konzept grundsätzlich funktioniert und ob die zeitliche Kalkulation für die einzelnen Schritte realitätsnah sind. Bis die Impfungen beginnen, bleibt noch etwas Zeit. Vor dem 15. Januar werde das nicht sein, erklärte Dr. Christian Füllers, der die medizinische Leitung im Impfzentrum hat. Noch im Laufe des Januars sollen die ersten Spritzen aber gesetzt werden.

„Ich bin insgesamt zufrieden“, erklärte Füllers nach dem Probelauf, bei dem natürlich noch nicht wirklich geimpft wurde. Großes Lob sprach er den Freiwilligen aus, die sehr geduldig mitgemacht hätten. Es sei wichtig, dass nun alle die Chance hätten, das, was nicht gut gelaufen ist, noch zu verbessern, so der Mediziner. Die größere Baustelle gebe es bei der Anmeldung, die weder technisch noch softwaremäßig ausgestattet sei. „Das ist uns aber schon versprochen worden“, betonte er. Ein Generalunternehmer kümmere sich für die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) darum. Kleinigkeiten wie ein Hinweisschild, das den Weg zum Ausgang besser erkennbar macht, oder eine nicht zu schließende Tür sind dagegen schnell und problemlos zu behebende Kleinigkeiten.

Die Impfaktion im ehemaligen Aldi-Markt an der Kölner Straße 203 wird wie folgt ablaufen:

Eingangskontrolle und Anmeldung

Am Eingang wird die Temperatur der zu impfenden Personen gemessen und kontrolliert, ob sie für die Impfung angemeldet sind. Ist das der Fall, wird ein Fragebogen samt Informationen auf einem Klemmbrett ausgehändigt, das der Impfling bis zum Ausgang mit sich führen muss.

Wartebereich

Den Impflingen wird ein Platz auf einem der Stühle, die im ausreichenden Abstand zueinander aufgestellt sind, zugewiesen. Dort sollte er das Informationsblatt lesen und den Fragebogen ausfüllen.

Impfkabine

Im ersten Raum der Impfkabine wartet ein Arzt auf den Impfkandidaten. Er fragt ab, ob derjenige Medikamente, nicht zuletzt etwa Blutverdünner einnimmt, Allergien hat oder schon einmal auf eine Impfung überreagiert hat. Außerdem hat der Impfling Gelegenheit, Fragen zu stellen. Steht der Impfung nichts entgegen, geht es nach dem Arztgespräch in den zweiten Raum der Impfkabine. Dort setzt eine medizinische Fachkraft die Spritze.

Ruheraum

Nach der Impfung soll sich der Geimpfte noch 15 Minuten ausruhen. Dafür gibt es einen großen Bereich, in dem Tische und Stühle weit auseinander stehen. Jeder muss den Startknopf einer Uhr drücken, die nach 15 Minuten das Signal für den Aufbruch gibt – natürlich nur, wenn sich die betreffende Person wohl fühlt. Um den ansonsten eher steril wirkenden Ruhebereich ansehnlich zu gestalten, hängen an den weißen Wänden übrigens zahlreiche Kunstwerke – zur Verfügung gestellt von Künstlern aus Hattingen, Witten, Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm.

Ausgang

Zum Abschluss geht es zum Schalter am Ausgang, wo das Formular, mit den entsprechenden Vermerken für Arztgespräch und Impfung, wieder abgegeben wird. Die von der KVWL gestellten Kräfte geben dort die Daten ein, die auf einem Zentralserver abgelegt werden. Wichtig ist vor allem, die Charge des Impfstoffs zu registrieren – zum einen, um diese bei etwaigen Problemen zuordnen zu können, zum anderen aber, um sicherzustellen, dass der Impfling nach 21 Tagen die erforderliche zweite Impfung mit dem richtigen Impfstoff erhält. Schließlich sollen bald neben dem von Biontech/Pfizer auch andere Vakzine zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt müssen die Unterlagen auch abgegeben werden, falls ein Kandidat aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht geimpft wurde.

Größere Schwachstellen im Ablauf waren im Testbetrieb, den übrigens auch Landrat Olaf Schade interessiert verfolgte, nicht erkennbar. Auch die zeitlichen Vorgaben scheinen einigermaßen realistisch. „Für das Arztgespräch sind drei Minuten vorgesehen, für den reinen Impfvorgang zwei bis drei Minuten“, erklärt Dr. Christian Füllers. Das sei natürlich eine Mischkalkulation, denn der eine habe mehr Fragen als der andere und ein jüngerer Mensch sei in der Regel schneller impfbereit als ein älterer. Letztlich zogen Füllers, der organisatorische Leiter Andreas Töpke vom DRK Schwelm sowie Michael Schäfer vom Ennepe-Ruhr-Kreis als Leiter des Krisenstabs ein positives Fazit des Testbetriebs. „Jetzt wissen wir genau, wo das, was wir geplant haben, gut war. Genauso wissen wir aber auch, welche Dinge wir bis zum Start des Echtbetriebs noch optimieren müssen“, erklärte sie. Wenn alles rund läuft, sollen täglich bis zu 700 Menschen im Impfzentrum geimpft werden. Für die meisten Menschen soll die Impfung im späteren Verlauf der groß angelegten Aktion dann aber bei den Hausärzten erfolgen.

Für die Senioren- und Jugendspieler, den Vorstand und weitere Mitglieder der SpVg. Linderhausen war es eine Selbstverständlichkeit, sich beim Probelauf in den Dienst einer so wichtigen Sache zu stellen. „Ich bin am Tag vor Heiligabend von Oliver Flüshöh angesprochen worden“, erzählte der Vereinsvorsitzende Ulrich Sack. Flüshöh, der Vorsitzender des Kreisverbandes und des Schwelmer Ortsvereins des DRK ist, gehört auch der SpVg. Linderhausen an. „Am ersten Tag hatte ich schon 17 Zusagen, am nächsten dann schon 32“, berichtete der Vereinschef. „Wir wollen gerne etwas für die Allgemeinheit tun, man tut ja schließlich auch was für uns als Verein.“ Auch Ulrich Sacks Ehefrau Beatrix zählte zu den Testpersonen. Auf die Frage, ob sie es besser gefunden hätte, wenn sie schon echt geimpft worden wäre, antwortete sie ohne zu zögern: „Ja.“ Ihm sei es eigentlich egal“, meinte ihr Mann. „Aber andererseits hätte man es dann schon erledigt.“ Für beide steht jedenfalls fest, dass sie sich impfen lassen werden, sobald sie an der Reihe sind.

Wann der Echtbetrieb im Impfzentrum starten kann, sei nach wie vor unklar, heißt es von Seiten der Verantwortlichen. Aktuell gehe der gesamte verfügbare Impfstoff an Pflegeheime, wo er Bewohnern und Mitarbeitern verabreicht werde, sowie an Krankenhäuser. Aus diesem Grund könnten zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keine Termine für einen Besuch des Impfzentrums vereinbart werden, auch Wartelisten würden nicht geführt. „Sobald sich an dieser Sachlage etwas ändert, werden wir die Öffentlichkeit informieren und die Wege für eine Anmeldung bekanntgeben. Als erstes erwarten wir die ab 80-Jährigen“, so Dr. Christian Füllers. Die Reihenfolge für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen ist in einer Rechtsverordnung vom Bund festgelegt.

INFO

Im Impfzentrum des Ennepe-Ruhr Kreises in Ennepetal ist die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe für alles Medizinische verantwortlich. Die ärztliche Leitung liegt in den Händen von Dr. Christian Füllers, sein Vertreter ist Ludger Keßel. Das medizinisch ausgebildete Personal, das in den fünf vorhandenen Impfstraßen eingesetzt werden soll, sucht und findet die KVWL über ein Internetportal.

Die Kreisverwaltung trägt die Verantwortung für das Organisatorische rund um den Betrieb des Zentrums. Da der Kreisverwaltung hierfür die notwendigen Personalkapazitäten fehlen, hat sie einen Vertrag mit dem DRK Schwelm geschlossen. Organisatorischer Leiter des Impfzentrums ist Andreas Töpke.

Für den Aufbau des Impfzentrums war die Abteilung Bevölkerungsschutz des EN-Kreises unter Leitung von Daniel Koch und Christian Zittlau verantwortlich. Mit Hilfe von Fremdfirmen wurde das Gebäude innerhalb weniger Tage eingerichtet und betriebsbereit gemacht.